Trainingszentrum in Essen 02.07.2019, 13:27 Uhr

Stromkonzerne proben den Hacker-Ernstfall

Der Stromnetzbetreiber Innogy hat in Essen ein Trainingszentrum für die Abwehr digitaler Attacken aufgebaut. Dort könnnen Energieversorger und Netzbetreiber ihre Cyberabwehr auf Schwachstellen prüfen.
(Quelle: Gorodenkoff / Shutterstock.com)
Die Energiebranche reagiert auf die wachsende Gefahr von Hackerangriffen auf die Stromversorgung in Deutschland. Am Montag eröffnet der grösste deutsche Stromnetzbetreiber Innogy in Essen ein Trainingszentrum, in dem die Abwehr digitaler Attacken geübt wird. Der Stromkonzern will in der "Cyberrange-e" genannten Trainingsanlage nicht nur die eigenen Mitarbeiter für den Kampf gegen unsichtbare Gegner schulen. Auch andere Energieversorger und Netzbetreiber sollen in Essen testen können, ob ihre Sicherheitsvorkehrungen gegen Eindringlinge funktionieren. Das Trainingszentrum ist nach Angaben von Innogy das erste dieser Art im deutschsprachigen Raum.

Mit zunehmender Digitalisierung und dem Zusammenwachsen von Stromnetzen und Internet öffnen sich immer mehr Einfallstore für Cyberattacken. Ein Blackout in ganzen Landstrichen könnte im schlimmsten Fall die Folge sei. So wie 2015 in der Ukraine, als Hacker mehrere Umspannwerke übernahmen und hunderttausende Haushalte stundenlang ohne Strom waren. Dass es Hacker auch in Deutschland bis in zentrale Bereiche der Stromversorgung schaffen könnten, sei "womöglich nur eine Frage der Zeit", hatte der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, bereits vor einem Jahr gewarnt.
Auch Norbert Pohlmann, Direktor des Instituts für Internetsicherheit an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, ist überzeugt: "Cyberangriffe werden in Zukunft eine grössere Rolle spielen." Stromnetze seien wegen ihrer zentralen Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft ein besonders attraktiver Angriffspunkt für fremde Staaten oder Terroristen. "Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie attackiert werden."



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