"Georges Lemaître" 30.07.2014, 02:56 Uhr

Weltraumtransporter mit Schweizer Technologie

Der fünfte und letzte der erfolgreichen Serie europäischer Weltraumtransporter vom Typ ATV (Automated Transfer Vehicle) ist zur Internationalen Raumstation ISS gestartet.
Last ATV liftoff
(Quelle: ESA)
ATV-5 wurde am 30. Juli 2014 MESZ um 01:47 (29. Juli um 23.47 Uhr Lokalzeit) auf einer Ariane-Trägerrakete im Europäischen Raketenstartzentrum in Kourou, Französisch-Guayana, gestartet. Einige Tage darauf wird der Weltraumtransporter autonom an die ISS andocken und diese mit Gütern und Treibstoff versorgen sowie später die Abfälle entsorgen. In der Tradition seiner Vorgänger trägt ATV-5 ebenfalls den Namen eines berühmten Wissenschaftlers – des Belgiers Georges Lemaître, der die Big Bang-Theorie formulierte.

Die unbemannten Raumtransporter ATV sind seit ihrer Einführung im Jahr 2008 ein zentrales Element in der Logistik der Internationalen Raumstation ISS. Sie übernehmen mit anderen Satelliten der internationalen Partner den Transport von Versorgungsgütern und Treibstoff für die ISS und deren Besatzung. Sie bringen zudem Flüssigkeiten und Gase mit. Auch dienen sie dazu, die Raumstation wieder in eine höhere Umlaufbahn zu befördern. Dadurch kann das langsame Absinken der ISS verhindert werden. Am Ende der Mission werden die ATV zur "Müllabfuhr" verwendet, indem nicht mehr gebrauchte Ausrüstungsteile wie Schmutzwasser entsorgt werden.

Von den ursprünglich neun geplanten Weltraumtransportern wurden aus Kostengründen fünf gebaut, womit diese kurze, aber für die europäische Raumfahrt sehr erfolgreiche Ära der ATVs mit ATV-5 "Georges Lemaître" zu Ende gehen wird. Die Erkenntnisse und Technologien werden in zukünftige Projekte einfliessen; zum Beispiel in die Entwicklung des Servicemoduls für die neue bemannte Raumkapsel Orion der NASA.

Schweizer Technologie mit an Bord


Verschiedene Schweizer Unternehmungen waren an der Entwicklung und Produktion der ATVs beteiligt. So entwickelten die Firma RUAG Space in Zürich (früher Contraves und Oerlikon Space) die zentrale Grundstruktur sowie die Firma APCO Technologies in Aigle die Schutzplatten gegen Einschläge von Mikrometeoriten und Weltraumschrott für das Servicemodul des ATV. Die Firma Syderal in Gals baut elektronische Komponenten zur Temperaturregelung des Satelliten. Schliesslich steuert die Firma Clemessy in Basel wichtige Elektronikkomponenten bei.

Diese Beteiligungen, ermöglicht durch die Teilnahme der Schweiz an den ESA-Programmen für die Entwicklung und Nutzung der ISS, und die damit gewonnenen Erfahrungen und Expertisen erlauben der Schweizer Industrie, sich auch in zukünftigen Entwicklungsaktivitäten der ESA im Bereich der bemannten Raumfahrt zu positionieren. Des Weiteren ist es auch Schweizer Forschenden möglich, Experimente in Mikrogravität an Bord der ISS und des Columbus-Labors durchzuführen.




Das könnte Sie auch interessieren