Update ab Juni 29.04.2021, 14:40 Uhr

Searchmetrics: Mehrheit der Webseiten erfüllt die Core Web Vitals Scores nicht

Eine Searchmetrics-Studie zeigt: Mehr als 97 Prozent der untersuchten Websites in der deutschen Desktop-Suche und mehr als 85 Prozent in der mobilen Suche erfüllen die Core Web Vitals Scores nicht und riskieren, dass ihre Rankings ab Juni negativ beeinflusst werden.
(Quelle: Shutterstock/Piscine26)
Mit den ab Mitte Juni greifenden Core Web Vitals setzt Google künftig noch mehr auf die Qualitätssicherung der User Experience und der Suchergebnisse. Unterbewusste Fragen von Nutzern wie "Lädt die Seite schon?" und "Entspricht die Seite meinen Wünschen?" werden noch intensiver in den Fokus gerückt. Dafür wird die reale Web User Experience in drei Bereichen bewertet:
  1. Geschwindigkeit (Largest Contentful Paint = LCP)
  2. Interaktivität (First Input Delay = FID)
  3. Stabilität (Cumulative Layout Shift = CLS)
Searchmetrics hat nun zwei Millionen Websites in den Top 20 der Google-Suchergebnisse in Deutschland, den USA und Grossbritannien analysiert, um herauszufinden, ob Webseiten auf die Anforderungen der Core Web Vitals vorbereitet sind.
Die Ergebnisse: Mehr als 97 Prozent der untersuchten Websites in der deutschen Desktop-Suche und mehr als 85 Prozent in der mobilen Suche erfüllen die drei Core Web Vitals Scores nicht und riskieren, dass ihre Rankings ab Juni negativ beeinflusst werden. Der Studie zufolge erreichten nur die Websites, die in den Suchergebnissen auf Platz zwei oder drei ranken, die erforderliche "gute" Bewertung in den Core-Web-Vitals-Metriken.
Das einzig positive Beispiel der Erhebung ist das Abschneiden der Top-20-Websites in den Suchergebnissen in Bezug auf Largest Contentful Paint. Largest Contentful Paint misst, wie lange es dauert, bis das grösste Bild oder der grösste Textblock sichtbar wird, wenn ein User auf eine Seite klickt. Für eine gute User Experience sollte dies laut Google innerhalb der ersten 2,5 Sekunden geschehen. Die durchschnittliche Ladegeschwindigkeit der Top-20-Websites beträgt sogar nur 2,47 Sekunden.
Die vier wichtigsten Studienergebnisse:

1. Zu viele plötzliche Layout-Veränderungen

Des Weiteren beinhalten die meisten Websites zu viele plötzliche Layout-Veränderungen (Cumulative Layout Shift). Der Cumulative Layout Shift misst, ob sich auf einer Website Elemente laufend verschieben, was zu einer negativen User Experience führt.
Die Analyse zeigt, dass die meisten Websites in diesem Bereich schlecht abschneiden. Google kategorisiert einen Wert unter 0,1 als "gut", während unter 0,25 als "verbesserungswürdig" gilt. Alles andere wird als "schlecht" bewertet.
Zu den Hauptursachen für Layout-Verschiebungen gehören dynamische Inhalte und Medien-Pop-Outs wie "Jetzt abonnieren"-Boxen oder Anzeigen. Den Daten zufolge erreichen nur die Ergebnisse auf Position null (Featured Snippets) eine "gute"Bewertung. Diese liefern auf Google über den traditionellen organischen Ergebnissen schnelle Antworten auf sachliche Fragen. Platz eins der Google-Suchergebnisse kommt dieser Bewertung nahe, alle anderen Ergebnisse fallen jedoch in die Kategorie "schlecht" (unter 0,25). Der Durchschnittswert der Top-20-Ergebnisse liegt bei 0,32 und ist somit um 215,7 Prozent schlechter als der Wert, den Google mit "gut" bewertet. 

2. Keine gute Reaktionsfähigkeit

Der First Input Delay misst die Zeit, die eine Website benötigt, um auf eine Besucherinteraktion zu reagieren, beispielsweise, wenn der User auf eine Schaltfläche oder einen Link klickt. Da dies nur gemessen werden kann, wenn ein User tatsächlich mit einer Seite interagiert, schlägt Google vor, die Total Blocking Time (TBT) als Proxy-Messung zu verwenden. Die TBT bewertet die Gesamtzeit, die von Tasks in Anspruch genommen wird, die den Nutzer davon abhält, mit einer Seite zu interagieren (zum Beispiel das Abrufen von Bildern, Videos, Skripten usw.)
Die Studie zeigt nun, dass die Top-5-Ranking-Ergebnisse eine durchschnittliche Total Blocking Time von 337 Millisekunden haben. Damit sind sie 12,4 Prozent langsamer als die Google-Benchmark von 300 Millisekunden. Der Durchschnitt der Top-20-Suchergebnisse ist mit 430 Millisekunden sogar 43,5 Prozent langsamer als die Benchmark. Lediglich Websites, die in die Top-2-Rankings fallen, liegen durchgehend unter der Performance-Schwelle, die Google mit „gut“ bewertet. Demnach gibt es noch eine Vielzahl Asset-lastiger Websites mit langen Ladevorgängen, die die User-Reaktion verzögern. 

3. YouTube rankt trotz schlechter Core Web Vitals hoch

Eine weitere Erkenntnis: YouTube weist derzeit im Hinblick auf die Ladegeschwindigkeit (LCP) sowie die Responsiveness (FID) schlechte Core-Web-Vitals-Werte auf. Würden andere Websites ähnlich schlecht abschneiden, würde ihre User Experience als "schlecht" eingestuft werden.
Dennoch rankt YouTube in den Google-Suchergebnissen hoch. Dies ist höchstwahrscheinlich auf die grosse Popularität der Plattform zurückzuführen, die ihr zu positiven User Signals verhilft. Die meisten anderen Websites können es sich nicht leisten, hinsichtlich der User Experience schlecht abzuschneiden, da sie sich nicht auf ihrer Markenbekanntheit ausruhen können. 

4. Wikipedia als Aushängeschild

Interessant: Wikipedia erfüllt oder übertrifft derzeit die Performance-Schwellenwerte der Core Web Vitals in fast allen Metriken und könnte somit als ein gutes Beispiel für die Web Community dienen. Der schlichte Ansatz der Enzyklopädie-Website beim Webdesign, der hauptsächlich aus Text und Bildern besteht, bedeutet, dass sie auf vielen Websites einen niedrigen Wert für den Largest Contentful Paint aufweist, erklärt Searchmetrics.
Sie hat eine gute Responsiveness mit einer Total Blocking Time von null auf vielen Seiten. Diese erreicht sie, indem sie lange Ladevorgänge, die durch Plugins, übermässigen JavaScript oder grosse Videodateien entstehen, vermeidet. Ausserdem verwendet die Enzyklopädie ein relativ konstantes Layout für die Mehrheit ihrer Seiten und begrenzt durch den Verzicht auf Werbung dynamische Inhalte. Damit leidet die User Experience nicht unter schnell wechselnden Inhalten oder Layouts.
Quelle: Searchmetrics
"Das Google Core Web Vitals Update ist in vielerlei Hinsicht eine Reaktion auf Websites, die den Erwartungen von Usern nicht wirklich gerecht werden. Es ist eine klare Botschaft an Unternehmen, die eine Website betreiben, dass es sich negativ auf das Ranking auswirken kann, wenn die User nicht an erster Stelle stehen", so Marcus Tober, Gründer von Searchmetrics. "Unsere ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass es für die meisten Websites noch viel zu tun gibt, um ihre Usability auf Vordermann zu bringen. Und natürlich müssen sich E-Commerce- und andere Unternehmen darüber im Klaren sein, dass eine gute User Experience nicht nur ihre Google Rankings beeinflusst, sondern sich auch positiv auf ihr Geschäft auswirkt. Sie kann dazu beitragen, die Conversions zu steigern und die Besucher dazu bringen, länger auf der Website zu bleiben, mit ihr zu interagieren und wiederzukommen."
Quelle: Searchmetrics




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