Digitales Erbe 31.05.2017, 10:01 Uhr

Rechtsstreit um Zugriff auf Facebook-Konto nach dem Tod

Wann muss Facebook den Zugriff auf ein Benutzerkonto gewähren, dessen Inhaber verstorben ist? Mit einem solchen Sachverhalt beschäftigt sich das Berliner Kammergericht in zweiter Instanz.
(Quelle: shutterstock.com/Gil C)
Dürfen die Eltern eines verstorbenen Mädchens auf dessen Facebook-Konto zugreifen? Diese Frage sorgt schon lange für einen zähen juristischen Streit vor Berliner Gerichten. Es ist ein Verfahren, in dem eine Mutter auf die Aufklärung der Todesumstände ihrer Tochter hofft. Und es ist ein Verfahren, in dem ausgerechnet Facebook als Verfechter des Datenschutzes auftritt.

Nach einem ersten Urteil des Landgerichts soll nun das Berliner Kammergericht in zweiter Instanz über den Fall entscheiden - und setzte für diesen Mittwoch einen Verkündungstermin an. Eine zwischenzeitlich vom Gericht angeregte Einigung kam nicht zustande.

Nach Einschätzung des Vizepräsidenten des Deutschen Forums für Erbrecht, Matthias Rösler, ist es deutschlandweit das erste Verfahren über die Vererbbarkeit eines Facebook-Kontos. "Es ist alles offen und es ist spannend", meint er. Ein Prognose über das Urteil will der Jurist nicht abgeben: "Das wäre Kaffeesatzleserei."

Worum geht es genau?

2012 wird eine Jugendliche an einem Berliner U-Bahnhof von einem einfahrenden Zug erfasst und tödlich verletzt. Die Eltern wollen klären, ob es sich um einen Suizid gehandelt hat und fordern von Facebook einen Zugang etwa zu den Chat-Nachrichten des Kontos. Laut der Richter vom Kammergericht kann es auch darum gehen, ob der Teenager gemobbt worden war.

Facebook beruft sich dagegen auch auf den Datenschutz. Der US-Konzern argumentiert unter anderem, dass von der Offenlegung von Nachrichten auch andere Nutzer betroffen wären, die mit der damals 15-Jährigen gechattet hätten - in der Annahme, dass die Inhalte privat bleiben.

Die Mutter hatte nach eigenen Angaben sogar die Zugangsdaten zu dem Account. Allerdings war das Netzwerk von einem Nutzer, der mit der Tochter auf Facebook befreundet gewesen ist, auf deren Tod hingewiesen worden - woraufhin ihr Account in den sogenannten Gedenkzustand versetzt worden war.

Konto im Gedenkzustand

Was genau bedeutet es, wenn ein Konto im Gedenkzustand ist? Neben dem Namen erscheint der Schriftzug "In Erinnerung an". Facebook-Freunde können auf der Chronik, abhängig von der Privatsphäre-Einstellung, neue Beiträge hinterlassen und über den Beerdigungstermin informieren oder Erinnerungsfotos posten. Aber: Niemand kann sich bei einem Konto im Gedenkzustand anmelden. Facebook hat in den vergangenen fünf Jahren manches geändert. So ist es Nutzern jetzt möglich, zu Lebzeiten einen Nachlasskontakt zu bestimmen. Dieser darf das Profilfoto des Verstorbenen ändern oder auf Freundschaftsanfragen reagieren. Aber: Auch er kann sich nicht bei dem Konto anmelden oder alte Chats lesen.




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