Angezockt
15.07.2020, 09:45 Uhr

«Assassin's Creed Valhalla» im Hands-on

Erste Bosskämpfe, Raids und das Spielen in der offenen Welt: Wir probierten «Assassin's Creed Valhalla» drei Stunden aus und verraten euch, was euch in dem Wikinger-Abenteuer erwartet.
(Quelle: Ubisoft)
Artikel von Olaf Bleich, Games.ch

Das war so nicht geplant! Bereits eine Woche vor Ubisoft Forward wurde ein halbstündiges Gameplay-Video über «Assassin's Creed Valhalla» geleakt. Die Aufnahmen stammten aus Remote-Hands-on-Terminen, die Ubisoft im Vorfeld der Veranstaltung mit Influencern, Gamechangern und Journalisten abhielt. Für den Hersteller war das natürlich eine mittelschwere Katastrophe.
Wir nahmen ebenfalls an der Anspielrunde teil und konnten uns ein eigenes Bild von «Assassin's Creed Valhalla» verschaffen. Der «Odyssey»-Nachfolger erscheint voraussichtlich im Winter 2020 für PC, PlayStation 4 und Xbox One sowie für Google Stadia und die neue Konsolengeneration PlayStation 5 und Xbox Series X. Was also steckt hinter «Valhalla»? Und wie spielt es sich überhaupt?

Worum gehts im Spiel?

Quelle: Ubisoft

Die von uns gespielte Sektion findet irgendwo in der Mitte der Kampagne des Action-Abenteuers statt. Nach Ägypten und dem antiken Griechenland führt euch «Valhalla» im zwölften Serienableger ins neunte Jahrhundert. Die nordischen Stämme in Skandinavien verlassen ihre Gefilde und suchen in England nach einer neuen Heimat. Die genauen Zusammenhänge sind bislang noch unklar.

Fest steht aber, dass wir in die Rolle des Wikingers Eivor schlüpfen und zu Beginn des Spiels erst einmal entscheiden, ob wir eine männliche oder weibliche Spielfigur kontrollieren möchten. Eine zentrale, aber noch nicht spielbare Funktion wird der Aufbau eines eigenen Dorfes sein. Die auf unseren Streifzügen in der offenen Spielwelt erbeuteten Vorräte benötigen wir für den Ausbau unserer Siedlung.
In Sachen Gameplay bleibt «Assassin's Creed Valhalla» seinen Vorgängern treu. Und so startet unsere Hands-on-Session auch gleich mit dem Überfall auf ein Lager. Gebiete kundschaften wir zunächst mithilfe eines Raben aus und markieren so beispielsweise Gegner und missionsrelevante Objekte. Serientypisch entscheiden wir selbst, ob wir schleichen oder unseren Kontrahenten direkt attackieren: So verstecken wir uns etwa im hohen Gras und locken Feinde mit Pfiffen an. Die Kämpfe erinnern – trotz eines Ausdauerbalkens bei Computerschergen – stark an den Vorgänger.
Quelle: Ubisoft


Sehr schön dagegen: Wir greifen weiterhin auf jeweils vier Spezialaktionen für Nah- und Fernkampf zurück. Diese erlernen wir wiederum durch das Finden von Büchern. Das motiviert zum Erforschen der Spielwelt. Unseren Charakter entwickeln wir derweil mithilfe eines Übungen-Skill-Baums in den Kategorien Bär, Rabe und Wolf weiter. Sie repräsentieren Spielstile wie Kampf oder Stealth. Zugleich aber wirkt der Aufbau des Charaktersystems sehr frei, sodass wir unsere Spielfigur wirklich selbst anpassen können.

Sturm auf Burgh Castle

Den Höhepunkt der Hands-on-Session bildete zweifellos die Belagerung von Schloss Burgh. Eivor und ihre Kameraden wollen dort den entführten Oswald befreien, der von Rued gefangen genommen wurde. Und wie es sich für eine zünftige Schlacht gehört, halten wir zunächst eine Rede. In welche Richtung diese Ansprache geht, legen wir in Dialogoptionen fest.
Danach finden wir uns in einem Drachenboot inmitten eines tosenden Sturms wieder. Blitze schiessen über den Himmel, und die Wellen schlagen krachend gegen den Bug des Schiffes, ehe die ersten Feuerpfeile auf uns herunterhageln. An der Küste angekommen, zücken wir Axt und Schild und stürzen uns ins Getümmel. Wir müssen gleich mehrere Tore einreissen, ehe wir Rued stellen und Oswald befreien können.
Aber wie so oft in «Assassin's Creed» gibt es auch beim Sturm auf das Schloss mehrere Lösungswege. Wir könnten beispielsweise eine Schneise in die Verteidigung schlagen und den Rammbock in Position bringen. Das machen wir beim ersten Tor, doch beim zweiten ist das aufgrund der Verteidigung zu gefährlich. Stattdessen klettern wir über die Burgzinnen, schalten Soldaten mit herabstürzenden Lasten aus und öffnen schliesslich das Tor von innen. Die Erstürmung der Burg ist dramatisch und weitaus spannender inszeniert als die Schlachtfelder aus «Assassin's Creed Odyssey».

Zum Abschluss dieser Mission gibt es die nächste Entscheidungsmöglichkeit. Meucheln wir zunächst Rueds Leute oder kümmern wir uns direkt um den Krieger persönlich? Mit einem Attentat aus der Luft könnten wir den Burschen mit nur einem Angriff ausschalten. Das klappte jedoch in der Anspielrunde nicht, weshalb wir uns nicht nur mit Rued, sondern auch mit seinem Kampfwolf auseinandersetzen mussten.

Abenteuer in der offenen Spielwelt

Aber natürlich gibt es in «Assassin's Creed Valhalla» mehr als nur Story-Missionen. Und deshalb treiben wir uns auch in den Weiten der offenen Spielwelt herum. Serientypisch erklimmen wir Aussichtspunkte und decken mögliche Aktivitäten in der Umgebung auf.
Quelle: Ubisoft
So können wir in bester Nordmann-Manier Klöster und andere Einrichtungen plündern. Während wir in früheren «Assassin's Creed»-Teilen fast ausschliesslich allein auf Beutefang gehen, erhalten wir bei den sogenannten «Raids» Unterstützung durch unsere Leute. Das Prinzip dahinter ist aber simpel: Wir greifen mit Mann und Maus an und müssen Schätze erobern und alle Feinde aus dem Weg räumen. Geht einer unserer Kameraden zu Boden, helfen wir diesem per Tastendruck wieder auf die Beine.

In anderen Nebenmissionen entführt uns «Valhalla» in die Welt der Mythen und Sagen. So entdecken wir beispielsweise eine schauerliche Opferstätte, an der bemitleidenswerte Krieger ihr Leben lassen mussten. Nach einer kurzen Vision steht uns die mystische Kriegerin Cordelia, Tochter von König Lerion, gegenüber. Diese fordert uns mit Blitzattacken und warpt sich blitzschnell übers Schlachtfeld. Wir müssen die richtigen Zeitfenster für Konter finden und den Angriffen entkommen.
Wer mal keine Lust auf Kämpfe hat, für den bietet Ubisofts Open-World-Abenteuer auch wieder jede Menge Sammelobjekte. In alten Ruinen etwa gibt es kleinere Umgebungsrätsel und gut versteckte Artefakte.

Hochzeit mit Knalleffekt

Zum Ende der Hands-on-Session zeigt sich «Assassin's Creed Valhalla» von seiner emotionalen Seite, denn den Abschluss bildet die Hochzeit zwischen Valdis und Oswald. Nach der etwas steif inszenierten Trauung wartet eine Reihe von Hochzeitsspielchen auf uns. Beispielsweise müssen wir an einem Wetttrinken teilnehmen. Zu lauten «Trink, trink, trink»-Rufen der Gäste drücken wir dabei rhythmisch die Aktionstaste und müssen gelegentlich auch verhindern, dass Eivor nicht aus dem Gleichgewicht gerät.
Dann wäre da noch der kurze Bogenschiesswettbewerb. Hier dürfen wir – ebenfalls angeheitert – einige Tonkrüge im Rahmen eines Zeitlimits abballern. Und in unserem Gameplay gilt es zudem noch den Avancen eines aufdringlichen Verehrers zu entkommen – ganz im Stil früherer «Assassin's Creed»-Ableger.
Allerdings wird die feucht-fröhliche Party jäh unterbrochen. Der von uns verschonte Rued taucht wieder auf und fordert Oswald zum Duell. Wir entscheiden in dieser Situation erneut, ob wir selbst zu den Waffen greifen oder dem frisch gekrönten König den Kampf überlassen. Wir stellen uns nicht zwischen ihn und den Herausforderer, und wie sich später zeigt, festigen wir dadurch die Freundschaft der beiden Figuren.
Quelle: Ubisoft
Wir sind daher gespannt, ob «Assassin's Creed Valhalla» im Storyverlauf stärker auf derartige Entscheidungen und Konsequenzen setzen wird als die bisherigen Ableger.

Ausblick

Erwartet bei «Valhalla» keinen grossen Umbruch! Das Spiel setzt letztlich seinen erfolgreichen Vorgänger fort und baut auf dessen Technik und der Gameplay-Mechanik auf. Der offensichtliche Hauptdarsteller sind hier natürlich das Wikinger-Setting und die damit verbundene offene Spielwelt. Dazu schiebt Ubisoft das einstige Actionspiel weiterhin langsam ins Action-Rollenspiel-Genre. Gerade Funktionen wie das freie Charakter- und Talentsystem, die erweiterten Kämpfe oder auch die Entscheidungsoptionen sprechen hier eine deutliche Sprache. Wir freuen uns auf jeden Fall auf ein weiteres, über 50 Stunden andauerndes Abenteuer, das uns auf der aktuellen und der kommenden Konsolengeneration durch den Winter bringen wird.



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