IBM Watson avanciert zum Universalgenie

Privatlehrer Watson

Pearson Education will die digitalen Lernplattformen mit Watson erweitern. Das Unternehmen gilt als grösster Lehrmittelverlag der Welt. Die IBM-Technologie soll einerseits für Prüfungen des Lernstatus verwendet werden, andererseits auch für das individuelle Aufbereiten des Lehrstoffes, sagte Tim Bozik, President Global Product bei Pearson. Schüler und Studenten bräuchten dann nur noch diejenigen Inhalte lernen, bei denen sie Schwächen haben.
Daneben soll der digitale Lehrassistent auch Erklärungen für den Lernstoff liefern können – sowohl den Schülern als auch den Lehrern etwa während der Unterrichtsvorbereitung. Pearson will nach den Worten Boziks mit den natürlichsprachigen Lösungen auch helfen, den Mangel an Lehrpersonal zu verringern.

SAS ist IBM auf den Fersen

Bisher war "Cognitive Computing" ausschliesslich im Wortschatz von IBM vorhanden. Der Konzern umschrieb damit die Fähigkeiten von Watson. Das System verarbeitet strukturierte und unstrukturierte Daten – hauptsächlich mit fortgeschrittenen statistischen Methoden. Fragen der Benutzer zu den Daten akzeptiert Watson in natürlicher Sprache – sowohl schriftlich als auch mündlich. Ebenso beantwortet Watson die Fragen auf Wunsch verbal. Darauf hält Big Blue grosse Stücke und investiert Milliarden in die Technologie. Zuletzt wurde ein Labor im deutschen München mit 200 Millionen US-Dollar ausgerüstet.
Konkurrenz zieht nach: SAS-Gründer Jim Goodnight hat offenbar seine Meinung über "Cognitive Computing" geändert.
Mit Watson steht IBM allein auf weiter Flur – könnte man meinen. Im Analytik-Geschäft ist SAS der grösste Wettbewerber von Big Blue. Der US-amerikanische Konzern wächst seit der Gründung (im Jahr 1976) ununterbrochen. Big Blue musste Mitte Oktober hingegen wieder ein Umsatzminus berichten – wie schon in den vergangenen 17 Quartalen. Das SAS-Geschäft beschränkt sich jedoch auch hauptsächlich auf Analytik-Lösungen, während IBM noch viel Branchen-, Business- und Infrastruktur-Software sowie Hardware im Portfolio hat. Letztere Bereiche schreiben seit Jahren rote Zahlen. Die Analytik und insbesondere Watson sind im Plus.
SAS hatte Watson bisher als eine "Markeingkampagne" tituliert. Dieser Titel stammt nicht von irgendwem, sondern aus dem Munde von Jim Goodnight. Er ist einer der Gründer von SAS. Er weiss, wovon er spricht. Er weiss offenbar aber auch, wenn es gut ist, besser den Mund zu halten. Der Markt will offenbar "Cognitive Computing". SAS erklärte jüngst, ebenfalls Lösungen für "Cognitive Computing" liefern zu können – für den Kampf gegen Cyberkriminelle, für Energieversorger und für das Preisdumping im Retail.

Schweigen der Analysten

Laut dem Analystenhaus Gartner gibt es bei Advanced Analytic Platforms derzeit zwei Marktführer: SAS und IBM. Im Vergleich zum Vorjahr hat SAS seinen Vorsprung eingebüsst, IBM ist im Leaders Quadrant mittlerweile fast gleichauf. Die Auguren müssen sich allerdings die Frage gefallen lassen, warum die Watson-Technologie nicht in die Bewertung mit eingeflossen ist. In der Marktübersicht betrachtet wurde nur die Statistik-Lösung SPSS. Watson ist augenscheinlich auch für Gartner eine Speziallösung, die in keine bisher dagewesene Kategorie passt.
Andere machen es besser: In Forresters aktueller Übersicht zu Big Data Text Analytics Platforms hat IBM Watson die Nase vorn. Zum Produkt Watson Explorer gesellen sich an der Marktspitze SAS Contextual Analytics und Intelligence Platform von Clarabridge. Der IBM-Lösung wird attestiert, dass sie als eine der wenigen Anwendungen im Markt mittlerweile auch Daten in Hadoop-Clustern verarbeiten kann und mehr als linguistische und statistische Prozeduren beherrscht.



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