Einsatz von Open Source Software nimmt in der Schweiz weiter zu

Open Source ermöglicht Remote Work

Ebenfalls zum ersten Mal wurden dieses Jahr aufgrund der Covid-19-Pandemie die Unternehmen und Behörden zur aktuellen Thematik der Open-Source-Video- und -Chat-Kommunikation befragt. Obwohl im Alltag oft über Microsoft Teams, Zoom oder WhatsApp kommuniziert wird, hat über die Hälfte (55 Prozent) der Antwortenden dennoch angegeben, dass sie Open-Source-Technologien einsetzen wie BigBlueButton, Jitsi, RocketChat, Signal, Threema oder Mattermost. Zugenommen haben ebenfalls interne Indexierungs- und Suchtechnologien wie beispielsweise Elasticsearch, Apache Lucene oder Apache Solr. Obwohl sie zwar im Ranking von Platz 12 auf Rang 15 abgerutscht sind, werden diese mächtigen Werkzeuge von 45 Prozent im Jahr 2018 nun mit 52 Prozent bei mehr als der Hälfte der Umfrageteilnehmenden eingesetzt.
Einen der grössten Wachstumsschübe haben jedoch die Open-Source-Identity-and-Access-Management(IAM)- Plattformen wie OpenLDAP, Keycloak, midPoint oder OpenIDM erfahren. Von 24 Prozent Verbreitung 2018 werden diese Lösungen für Single Sign-on und andere Authen­- ti­fizierungsanforderungen nun bei über 44 Prozent der Unternehmen und Behörden genutzt – ein Plus von 16 Prozent, was einen Sprung von Platz 18 auf Platz 16 ergibt.

Kampf um Desktop- und Cloud-Kunden

Deutlich gewachsen ist von 29 Prozent auf 39 Prozent auch die Verbreitung des Desktop-Betriebssystems Linux. Jedoch von 43 Prozent auf 39 Prozent etwas nachgelassen haben die Open-Source-basierten Fachanwendungen. Und nur wenig zugenommen (von 31 Prozent auf 34 Prozent) hat die Verbreitung quelloffener Cloud-Speichersysteme wie Nextcloud oder OwnCloud. Offenbar sind Microsoft OneDrive und Google Drive wohl starke proprietäre Konkurrenten für die ansonsten sehr mächtigen Datenspeicherungssysteme auf eigenen Servern.
Immer noch abgeschlagen weit hinten folgen quelloffene Business-Applikationen wie E-Commerce, Groupware, Customer Relationship Management (CRM) und Enterprise Resource Planning (ERP). Obwohl Open-Source-Lösungen wie Odoo oder metasfresh Schritt für Schritt an Bekanntheit gewinnen, sind sie in der Masse im Vergleich zu Salesforce oder SAP leider noch kaum verbreitet. Was nicht heisst, dass die Nachfrage nicht da wäre: In den qualitativen Antworten der Umfrage wurde mehrfach das Bedürfnis nach guten ERP- und CRM-Lösungen im Open-Source-Bereich genannt. Somit dürfte interessant sein, wie die Antworten und Zahlen in drei Jahren aussehen werden.
Tools
7 quelloffene Lösungen für die neue Arbeitswelt
In der neuen Arbeitswelt müssen die Mitarbeitenden von unterschied-lichen Orten aus kommunizieren und zusammenarbeiten können. Dazu braucht es gute Tools, die stabil und performant funktionieren. Hier sind sieben unterschiedliche Open-Source-Werkzeuge vorgestellt, die für diese neue Arbeit der dezentralen Kollaboration praktisch sind und gleichzeitig die digitale Souveränität gewährleisten:
  1. BigBlueButton (https://bigbluebutton.org) eignet sich ideal für kleine und grosse Online-Meetings und Webinare, da über diese quelloffene Video-Conferencing-Plattform 2 bis 200 Teilnehmende gut kommunizieren und interagieren können. Neben Video- und Audio-Kommunikation bietet BigBlueButton auch Breakout-Räume, Chats, gemeinsame Notizen, Umfragen, Screensharing, Folien-Upload, Whiteboards und Video-Sharing.

  2. Rocket.Chat (https://rocket.chat) ist als Open-Source-Alternative zu Slack für die asynchrone, dezentrale Kommunikation innerhalb einer Firma oder eines grösseren Teams geeignet. Es können einerseits direkte Chat-Nachrichten an andere Mitglieder verschickt werden. Andererseits lassen sich auch einfach eigene Public oder Private Groups bilden, um sich über ein bestimmtes Projekt oder ein Thema auszutauschen.

  3. LibreOffice (https://libreoffice.org) ist seit über 10 Jahren eine hervorragende Alternative zu Microsoft Office. Die Open Source Office Suite enthält alle notwendigen Funktionen, um umfangreiche Texte zu verfassen, Daten in Tabellen zu verarbeiten, Präsentationen zu halten oder Grafiken zu zeichnen. Und mit Collabora Online innerhalb von Nextcloud können auch mehrere Personen gleich­zeitig an LibreOffice-Dokumenten arbeiten und Dateien teilen.

  4. Nextcloud (https://nextcloud.com) bietet als Dropbox-Alternative alle notwendigen Features für den unkomplizierten Austausch von Dateien mit dem Unterschied, dass sich alle Daten auf dem ­eigenen Server (Private Cloud) befinden. So erhält man den ­Komfort, mittels Desktop- und Mobile-Apps Dokumente auszu­tauschen und gleichzeitig bleibt man unabhängig von Microsoft & Co. Viele Erweiterungsmöglichkeiten machen Nextcloud zu einer mächtigen Open-Source-Kollaborations- und Open-Source-Kommunikationsplattform.

  5. GIMP (https://www.gimp.org) ermöglicht seit 25 Jahren die Bild­bearbeitung ähnlich wie Photoshop. So können eine Vielzahl von Grafikformaten geöffnet und auf verschiedenen Ebenen bearbeitet werden. Eine grosse Anzahl Filter und Werkzeuge ermöglicht die professionelle Bildoptimierung – vom einfachen Freistellen bis zu komplexen Farbveränderungen.

  6. KeePass (https://keepass.info) ist im heutigen Dschungel von unzähligen Online-Accounts und Logins eine grosse Hilfe, eigene Passwörter in unterschiedlichen Gruppen sicher und dennoch bedienungsfreundlich abzuspeichern und bei Bedarf aufzurufen. Die zuverlässige Verschlüsselung der Passwörter wird mit modernster Kryptografie sichergestellt.

  7. Thunderbird (https://www.thunderbird.net) ist ein mächtiges E-Mail-Programm, mit dem riesige Mengen an Nachrichten ver­arbeitet, gespeichert und durchsucht werden können. Mit praktischen Such- und Filtermöglichkeiten behält man den Überblick im E-Mail-Chaos. Und dank Tausender Erweiterungen der Open Source Community lassen sich auch sehr individuelle Funktionen nachinstallieren.

Autor(in) Matthias Stürmer




Das könnte Sie auch interessieren