Verschlüsselung 27.11.2017, 08:45 Uhr

Die Zukunft gehört den autonomen digitalen Objekten

An der 20. Berner Tagung der ISSS und des ISB hat ETH-Professor und Kryptologie-Koryphäe Ueli Maurer Zukunftsszenarien entwickelt, in der eines gilt: der Verschlüsselung wird eine zentrale Rolle zukommen.
Sieht in der Zukunft autonome digitale Objekte, die über den Tod hinaus agieren werden: ETH-Informatikprofessor Ueli Maurer 
(Quelle: Jens Stark / NMGZ)
Bereits zum 20. Mal trafen sich IT-Security-Spezialisten zur jährlich stattfindenden Berner Tagung für Informationssicherheit, die von der Information Security Society Switzerland (ISSS) und dem Informatiksteuerorgan des Bundes (ISB) veranstaltet wird. Ein guter Zeitpunkt, um einerseits die Errungenschaften und fortdauernden Probleme der IT-Sicherheit zu beleuchten, andererseits um Zukunftszenarien zu entwickeln. Unter dem Motto «Zurück in die Zukunft» schlitterten denn auch die Vortragenden auf der Zeitachse mal mehr in die eine oder andere Richtung.
Zukunftszenarien in Sachen IT-Security zeigte unter anderem Hauptredner Ueli Maurer auf, seines Zeichen Informatikprofessor an der ETH Zürich und nicht zu verwechseln mit dem Namensvetter, der im Bundesrat sitzt. Maurer kann mit Fug und Recht als Schweizer Kryptologie-Legende gelten. So half er bereits in den 1990er Jahren mit, die Exportbeschränkungen der USA in Sachen PGP-Verschlüsselung zu umgehen, indem kurzerhand der gedruckte Quelltext legal in Buchform exportiert und hierzulande eingescannt wurde.
Der IT-Security-Veteran räumte denn auch zu Beginn ein, dass der Blick in die Zukunft ein schwieriges Unterfangen sei. Dies sei vor allem deshalb der Fall, «weil wir uns mitten in einer digitalen Explosion befinden und es unklar ist, wohin es uns schleudern wird», wie er zu Bedenken gab.

Digitale Objekte werden autonom

Generell mahnte Maurer an, die IT-Sicherheit nicht so sehr als Problem anzusehen, sondern vielmehr als «Enabler» wahrzunehmen. Gerade seine Disziplin, die Kryptografie, könne die Basis und eine Schlüsseltechnologie vieler zukünftiger Entwicklungen werden. Diese Zukunft sei – wie zu einem gewissen Teil schon die Gegenwart – von einem Paradigmenwechsel beherrscht, bei dem immer mehr physikalische Objekte durch digitale Objekte ersetzt werden. Letztere werden künftig autonomer agieren können, lautet eine der Zukunftsszenarien, die Maurer ausdrücklich als «Möglichkeit» aufzeigte. Als Beispiel führte er sogenannte «Smart Contracts» ins Feld, welche etwa eine Zahlung selbsttätig ausführen, wenn bestimmte zuvor definierte Kriterien erfüllt sind. «Steigt beispielsweise der Dollar auf einen bestimmten Kurswert, könnte ein solcher Smart Contract automatisch die Währung tauschen, und zwar selbst dann, wenn ich schlafe», führte Maurer aus.
Solche Software-Agenten könnten dann so programmiert werden, dass sie ganz im Sinne des Users handeln. Die Auswirkungen solcher Programme könnten sogar über die Lebenszeit des Einzelnen hinausgehen. «Ich könnte also soweit gehen und Dinge programmieren, die nach meinem Tod geschehen sollen», stellt Maurer sich vor und bringt als Beispiel eine Testamentvollstreckung: «Ich könnte etwa bestimmen, dass mein Nachfahre das Erbe nicht auf einmal ausgezahlt bekommt, sondern als Rente erhält und die entsprechenden Zahlungsaufträge im Vorfeld definieren».



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