Die SwissID kommt – auch ungefragt

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Wenn die Endkunden ihre SwissID gratis beziehen können, kommen auf die Post und die SBB – respektive das Gemeinschaftsunternehmen SwissSign – zunächst einmal immense Kosten zu. Das weiss Dieter Bambauer, Leiter PostLogistics. Wie er an dem Anlass sagte, soll die SwissID durch Transaktionsgebühren für Händler finanziert werden. Wenn sich ein Kunde mit der SwissID beispielsweise bei einem Online-Shop einloggt, bekommt der Händler automatisch die vom User freigegebenen Daten übermittelt: bestätigter Name, korrekte Lieferadresse und E-Mail oder Telefonnummer für allfällige Rückfragen. Unvollständige Kundendaten gibt es dann nicht mehr. Somit kann der Händler seine Prozesse verschlanken und den Bestellvorgang beschleunigen. So soll sich die SwissID für ihn rechnen.

Der Nationalrat und digitec-Mitgründer Marcel Dobler zählt ebenfalls zu den Unterstützern der SwissID. Er präsidiert neu den Verwaltungsrat von SwissSign. Wie er an dem Anlass sagte, sind für SwissID noch viel mehr Anwendungsfälle denkbar. Beispielsweise könnte der elektronische Identitätsnachweis auf einem Badge die Bürotüren öffnen oder die Unterschrift für die Steuererklärung ersetzen. Dobler führte das Beispiel Estland an, wo durch die «e-Residency» die Behördenprozesse vereinfacht wurden. Die Esten haben so Einsparungen in Höhe von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts realisieren können. «Die Schweiz braucht schnellstmöglich eine elektronische Identität», forderte er.

Widerstand formiert sich

Doblers Plädoyer für die baldige Schaffung einer digitalen Identität wird von der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) grundsätzlich befürwortet. Allerdings sollen die Erfordernisse in dem neuen E-ID-Gesetz festgeschrieben werden, für das die Vernehmlassung noch bis Ende Monat laufe. Post und SBB möchten sich das Geschäft mit dem Identitätsnachweis der Bürger nicht entgehen lassen und schaffen deshalb Fakten, kritisiert die SKS.

Ausserdem warnt die Stiftung vor Wettbewerb unter den Anbietern: Credit Suisse, Swisscom und UBS würden wohl in Bälde ebenfalls eine digitale ID präsentieren, heisst es in einem Statement der SKS. Damit würde der Identitätsnachweis marktwirtschaftlichen Mechanismen unterworfen. «Ich glaube nicht, dass die Konsumenten langfristig Vertrauen zu profitorientiert getriebenen Identitätsnachweisen schöpfen. Der Staat muss diese Aufgabe bei sich behalten», sagt Stiftungs-Geschäftsleiterin Sara Stalder laut dem Statement. Offiziell aus Kostengründen hatte der Bund die Schaffung der digitalen Identität an die Privatwirtschaft delegiert.

Mit den möglichen Wettbewerbern Credit Suisse, Swisscom und UBS sind die Teilhaber von SwissID bereits in Gesprächen über eine einheitliche Schweizer Lösung, hiess es an dem Anlass in Bern. «Konkurrenz durch Schweizer Anbieter gilt es zu verhindern», sagte etwa SBB-CIO Kummer. Von der Gegenpartei waren bereits im März ähnlich harmonische Töne zu vernehmen. «Wir wollen ein zweites Paymit/Twint vermeiden und Ressourcen sparen», sagte UBS-Manager Andreas Kubli damals an einer Konferenz in Zürich.




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