«Freelancer Studie 2020» 09.07.2020, 16:40 Uhr

Stundensatz von ICT-Freelancern erneut leicht gestiegen

Für die Dienste von ICT-Freelancern greifen Unternehmen tief in die Tasche. Aus Sicht des Personaldienstleisters Gulp könnten selbstständige ICT-Expertinnen und Experten aufgrund der Corona-Krise noch weiter im Kurs steigen.
(Quelle: Unsplash)
Der Personaldienstleister Gulp hat die «Freelancer Studie 2020» veröffentlicht. Diesmal analysierte das Unternehmen die Ergebnisse der Umfrage, an der sich insgesamt 440 IT- und Engineering-Freelancer beteiligten, unter speziellen Umständen. Durchgeführt wurde diese nämlich von September 2019 bis Februar 2020 – also noch vor dem Ausbruch von Covid-19 in der Schweiz. Trotzdem habe man sich dazu entschieden, sich mit den Daten auseinanderzusetzen, schreibt das Unternehmen. «Je besser wir die Situation vor dem historischen Einschnitt kennen, umso genauer können wir die Veränderungen analysieren, die er auslöst, und daraus die richtigen Schlüsse ziehen.»
Gemäss der Studie mussten Unternehmen vor der Krise tief in die Tasche greifen, um die Dienste von Freelancern in Anspruch nehmen zu können. Denn durchschnittlich verrechneten diese hierzulande einen All-inclusive-Stundensatz (inklusive Spesen und Reisekosten) von rund 152 Franken. 
Der Wert blieb damit im Vergleich zum Vorjahr auf konstant hohem Niveau – gleichzeitig erhöhten allerdings 1,6-mal mehr Teilnehmende ihre Ansätze. Insgesamt kommt Gulp aufgrund der Ergebnisse zum Schluss, dass der anhaltende Fachkräftemangel in den Monaten vor der Covid-19-Pandemie hierzulande weiterhin für hohe und tendenziell weiter steigende Stundensätze für IT- und Engineering-Freelancer sorgte.

Hauptgrund: Jobverlust

Erstmals fragte der Personaldienstleister bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern auch die Gründe für ihre Freelancer-Tätigkeit ab. Dabei kristallisierten sich aufgrund der Antworten zwei voneinander weitgehend unabhängige Hauptursachen heraus: der Drang zur Unabhängigkeit sowie der Verlust einer festen Stelle. Letzteres trifft laut Gulp insbesondere auf Ü50-Freelancer zu.
Die Studienautoren sind sich zudem sicher, dass die Pandemie diesen Anteil noch weiter ansteigen lassen wird. Allerdings sehen sie diesbezüglich auch positive Seiten: «Waren Freelancer früher schon für punktuelle Projekte aus Kostengründen attraktiv, so dürften sie aufgrund der schmelzenden Budget-Töpfe während der Corona-Krise noch weiter im Kurs steigen.» Davon würden nicht zuletzt diejenigen profitieren, die schon heute als Freelancer aktiv sind. Sie kennen laut Gulp den Markt und die Gepflogenheiten bereits.

Selbstständigkeit als Alternative

Wie die «Freelancer Studie 2020» weiter zeigt, sind jene, die sich aufgrund eines Jobverlusts selbstständig gemacht haben, im Durchschnitt 50 Jahre alt. Gulp schreibt deshalb, dass der Weg in die Selbständigkeit speziell für ältere ICT-Spezialisten in den letzten Jahren zu einem attraktiven Weg geworden sei, um im für sie immer schwieriger werdenden Arbeitsmarkt einen ihnen entsprechenden Platz zu finden. «Als Selbständige können sie ihre Erfahrung und ihre Kompetenzen viel gezielter einsetzen. Und auch die Auftraggeber dürften gegenüber Externen wesentlich weniger altersbezogene Vorbehalte haben, als wenn eine Festanstellung zur Diskussion stünde», so das Unternehmen.
Allerdings gehen die Studienautoren auch hier davon aus, dass es aufgrund der Corona-Krise zu einer gleichmässigeren Altersverteilung kommen wird. So werde der generelle Anstieg an Entlassungen auch den Anteil der Jüngeren, die aufgrund eines Jobverlusts Freelancer werden, ansteigen lassen.

Personaldienstleister und Plattformen werden wichtiger

Einen leichten Trend scheint sich der Studie zufolge letztlich auch an der Art und Weise abzuzeichnen, wie ICT-Freelancer an Aufträge kommen. Heuer gaben 52 Prozent der Befragten an, dass sie direkt von ihrem Endkunden beauftragt werden. Bei der letztjährigen Befragung waren es hier noch über 59 Prozent. 27 Prozent der Teilnehmenden sichern sich ihre Aufträge über Personaldienstleister und 21 Prozent über Plattformen wie LinkedIn, Xing oder Gulp Direkt. Der Personaldienstleister bestätigt diesen Trend. Denn auch die Firma stelle fest, dass grössere Unternehmen im Bereich der Entwicklung, Wartung und des Supports von Software immer häufiger ausschliesslich mit strategischen Dienstleistungspartnern zusammenarbeiten. «Freelancer können in diesem Modell nur noch über die Partner partizipieren», schreibt Gulp.
Computerworld unterstützt als einer von fünf Schweizer Medienpartner die Studie. Durch die regelmässige Wiederholung der Studie plant Gulp, die Marktlage und Trends zeitnah abzubilden und sowohl den Freelancern wie auch den Auftraggebern Grundlagen für ihre (Honorar-)Entscheidungen zu liefern. 
Weitere Inhalte und Ergebnisse der Umfrage sowie ein Link zum Download der Studie finden sich auf dieser Seite von Gulp Schweiz.



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