Top 100 Swiss Startup Award 2019 06.09.2019, 07:02 Uhr

Flyability ist das Schweizer Top-Start-up des Jahres

Die Romandie triumphiert: Die Jury des diesjährigen «Top 100 Swiss Startup Award» kürte die Drohnen-Firma Flyability aus Lausanne zum besten Jungunternehmen des Landes.
Die beiden Flyability-Gründer Patrick Thévoz (Mitte links) und Adrien Briod (Mitte rechts) mit dem Siegerpokal
(Quelle: lp / NMGZ)
Eine Entscheidung fiel an der Zeremonie des diesjährigen «Top 100 Swiss Startup Award» am Mittwochabend etwas zu früh. Noch bevor Nicolas Bürer, CEO von Digitalswitzerland, das Couvert mit dem drittplatzierten Jungunternehmen öffnen konnte, drückte Jordi Montserrat versehentlich eine Taste seines Presenters. Sogleich erschien auf der Grossleinwand der Name «Ava» – im Saal brach Gelächter aus. Montserrat, Managing Partner bei Venturelab – dem Organisator des Events –, nahm das Malheur mit Humor. Von da an war jedoch schon mal klar, dass die Macherinnen und Macher des Fruchtbarkeits-Trackers für Frauen den Titel als bestes Start-up der Schweiz in diesem Jahr nicht verteidigen konnten. In den letzten zwei Jahren stand Ava jeweils an der Spitze des Rankings.

Flyability erobert die Spitze

Stattdessen durfte am Ende Flyability aus Lausanne feiern. Das Jungunternehmen mit den beiden Co-Gründern Adrien Briod und Patrick Thévoz baut kugelförmige Drohnen, die an Orte fliegen können, wo es für Menschen zu gefährlich ist. Dass ihre Geschäftsidee vielversprechend ist, zeigte sich bereits am «Top 100 Swiss Start-up Award» im Jahr 2015. Damals stieg die Jungfirma, die Ende September 2014 gegründet wurde, im Ranking direkt auf Platz drei ein. In den kommenden Jahren liess sich Flyability nie aus den Top 4 verdrängen. Nach dem vierten Rang im letzten Jahr reichte es Briod und Thévoz nun also endlich zum Sieg. Und es war höchste Zeit. Denn nächstes Jahr fällt Flyability aus dem Ranking. Start-ups, die älter als fünf Jahre sind, werden von den Jurorinnen und Juroren nicht mehr berücksichtigt.
Auf die Drohnen aus Lausanne, die zur Inspektion von Industrie-Anlagen wie Kernkraftwerken oder Ölplattformen eingesetzt werden, setzen inzwischen weltweit mehr als 350 Kunden. Flyability beschäftigt heute 80 Mitarbeitende. Seit der Gründung nahm das Start-up laut eigenen Angaben Kapital in der Höhe von 16 Millionen Franken auf und setzte rund 20 Millionen Franken um.

Appenzeller erfolgreich im Public Voting

Der Publikumspreis ging in diesem Jahr an GuestReady. Das weltweit tätige Jungunternehmen mit Hauptsitz im appenzellischen Trogen hilft Eigentümern dabei, ihre Immobilien auf Plattformen wie Airbnb, Booking.com oder HomeAway zu vermieten. Das Start-up übernimmt dabei unter anderem das Erstellen von Angeboten, die Kommunikation mit den Gästen oder auch das Housekeeping.

ICT und Hightech dominiert die Top 10

Insgesamt dominieren die Felder ICT und Hightech die Spitze des diesjährigen Rankings. Mit Bestmile, Gamaya und Advanon sind Vertreter des Software-Bereichs dabei. Ava und Piavita entwickelten jeweils Pakete bestehend aus Hard- und Software. 9T Labs ist im Bereich des 3D-Drucks tätig. Und mit Flyability auf dem ersten und Wingtra auf dem vierten Rang schnitten nicht zuletzt zwei Drohnen-Start-ups äusserst gut ab – bezeichnend für die Entwicklung dieses Industriezweigs. Ein Indiz dafür, dass der Spitzname «Drone Valley» nicht von ungefähr kommt.
Das sind nun die zehn besten Start-ups des Jahres im Überblick:
  1. Flyability (Elektronik, Mechanik)
  2. Lunaphore Technologies (Medtech)
  3. Ava (Medtech)
  4. Wingtra (Elektronik, Mechanik)
  5. Bestmile (Software)
  6. Cutiss (Biotech)
  7. Gamaya (Software)
  8. Piavita (Medtech)
  9. Advanon (Software)
  10. 9T Labs (Werkstofftechnik, Chemie)
Das gesamte Ranking, das jedes Jahr von der «Handelszeitung», «PME Magazine» und «startupticker.ch» herausgegeben wird, ist unter diesem Link einsehbar. Für die Bewertung der Jungunternehmen waren auch heuer wieder 100 Investoren und Expertinnen der Start-up-Szene zuständig.

Die besten Scale-ups

Zu guter Letzt nahm die Jury zum diesjährigen «Top 100 Swiss Startup Award» erstmals auch ehemalige Start-ups – sogenannte Scale-ups – unter die Lupe. Für sie wurde ein spezielles Top 25 Scale-up-Ranking erstellt. In diesem sind erfolgreiche Ex-Jungunternehmen gelistet, die ihr Produkt bereits auf dem jeweiligen Markt etablieren konnten und das grösste Potenzial für weiteres Wachstum aufweisen.
Die 25 vielversprechendsten Scale-ups in der Übersicht
Quelle: Venturelab
Angeführt wird das Ranking der Scale-ups vom Unicorn GetYourGuide. Das Touristik-Start-up, das ursprünglich in Zürich gegründet wurde und unterdessen den Hauptsitz nach Berlin verlagerte, sicherte sich im Mai eine Mega-Finanzspritze von 484 Millionen Dollar. Auf Platz zwei und drei folgen mit dem Unicorn MindMaze und dem IPO-Kandidaten SophiaGenetics zwei Vertreter aus Lausanne.
Rückblickend zeigte die neunte Ausgabe des «Top 100 Swiss Startup Award» nicht nur die Innovationskraft Schweizer Jungunternehmen auf. Sondern auch, dass bereits ältere Vertreter der Szene heute in der globalen Champions League mitspielen. Laut Stefan Steiner, Co-Managing Director bei Venturelab, flossen seit 2011 insgesamt knapp 4,3 Milliarden Franken in die Kassen der Top 100 Start-ups. Eine stolze Summe, die ihm aber bei weitem noch nicht ausreicht. «Wir müssen diesen Betrag in Zukunft verdoppeln. An alle Investoren: Bitte investiert noch mehr Geld in Schweizer Start-ups», brachte er es mit einem Augenzwinkern auf den Punkt.




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