IT-Start-ups als Motor der Digitalisierung

Beispiele für Start-ups (Teil 1)

Regionale Cluster bieten den Start-ups gute Bedingungen. Im Folgenden stellt com! professional neben der Process Analytics Factory fünf weitere junge digitale Firmen vor – die Bandbreite reicht dabei vom Logistik- über Fintech- und Insuretech-Start-ups bis zum Datenanalyse-Start-up.
Toru: Der Roboter des Start-ups Magazino kann selbstständig Waren im Lager zusammensuchen und kommissionieren.
Quelle: Magazino
Magazino – Roboter für die Logistik:
Mehrfach preisgekrönt ist die Magazino GmbH aus München, die wahrnehmungsgesteuerte, mobile Roboter für die Intralogistik baut. Vorzeigeprodukt des 2014 gegründeten Unternehmens ist der Roboter Toru, der selbstständig Bestellungen im Warenlager zusammensuchen und kommissionieren kann. Toru fährt nah an das Regal heran und greift das benötigte Objekt direkt aus dem Regal oder zieht den benötigten Karton zu sich. Mit seiner in den Greifarm eingebauten 2D- und 3D-Kameratechnik scannt er den Regalinhalt, bis er das gesuchte Objekt findet. Das Neue: Während bisher meist nur ganze Paletten oder Kisten automatisiert aus dem Regal geholt werden konnten, ermöglicht Toru den stückgenauen Zugriff auf das einzelne Objekt.
Weitere Produkte von Magazino sind der mobile Transport­roboter Soto, beispielsweise für die Automobilindustrie, sowie die Pick-&-Place-Station Kado, die die Entnahme von Ware etwa aus Kleinteilelagern automatisiert. Magazino entwickelt jedoch nicht nur mobile Roboter (Hardware), sondern mit Acros auch ein komplettes Software-Framework und Betriebssystem für perzeptionsgesteuerte Roboter.
Die drei Gründer von Magazino, Frederik Brantner, Lukas Zanger und Nikolas Engelhard, halten weiterhin die Mehrheit der Unternehmensanteile. Die erste Finanzierungsrunde erfolgte 2014 über den High-Tech Gründerfonds und zwei Business Angels, Mitte 2015 ist Siemens Innovative Ventures als Investor eingestiegen.
Smartphone Bank N26: Eines der bekanntesten deutschen Fintechs ist die Smartphone-Bank N26. Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal haben N26 2013 gegründet und Anfang 2015 auf den Markt gebracht. Seit dem Markteintritt hat N26 mehr als 500.000 Kunden in 17 europäischen Märkten gewonnen und beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Da die Smartphone-Bank mittlerweile auch über eine eigene Lizenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht BaFin verfügt, ist sie nicht mehr auf eine Partnerbank angewiesen. N26 verspricht, dass Kunden binnen acht Minuten am Smartphone ein Konto eröffnen können.
Um möglichst viele Funktionen für Mobile Banking zu bieten, hat N26 diverse Partnerschaften geschlossen. Dazu gehören beispielsweise Apple Pay in Frankreich, Spanien, Italien und Finnland, eine Kooperation mit Barzahlen.de zum kostenlosen Abheben von Geld im Einzelhandel (Cash26), Auslandsüberweisungen in Partnerschaft mit Transferwise, Festgeldsparen in Partnerschaft mit Weltsparen.de oder Versicherungs-Services in Kooperation mit Clark.
Im Lauf des Jahres 2018 will N26 auch in Grossbritannien und in den USA an den Start gehen. Interessenten können sich schon jetzt bei N26 registrieren für ein Smartphone-Girokonto mit Karte, Überweisungen und Barabhebungen.
Picsure – KI für Versicherungen: 2016, als das Start-up vom Accelerator für Insurtech-Start-ups W1 Forward in München gefördert wurde, hiess Picsure noch Snapsure. Seitdem hat sich einiges verändert, nicht nur der Name. „Wir kamen letztes Jahr auf den Schirm von Snapchat und mussten wegen Verwechslungsgefahr einen anderen Namen annehmen“, erklärt Gründer Enrico Bolloni den Hintergrund. Zudem hat Picsure sein Angebot an Lösungen für Versicherungen auf Grundlage von Künstlicher Intelligenz mit einer eigenentwickelten AI-Plattform erweitert.
Enrico Bolloni
“„Es kann sein, dass wir uns für weiteres Wachstum Kapitalgeber suchen (...). Im Moment sind wir zu 100 Prozent eigenfinanziert“„
Enrico Bolloni
Gründer von Picsure
Object Recognition heisst inzwischen der ursprünglich Snapsure genannte Versicherungs-Bot, der auf Grundlage von Bildinformationen (Schnappschuss, Snapshot) mit intelligenten, selbstlernenden Algorithmen Produktvorschläge für Versicherungslösungen erzeugt. Konkret geht das so: Die Nutzer fotografieren über die Frontends der Versicherer (Homepage, Versicherungsvergleiche, Versicherungs-Apps) mit ihrem Smartphone Gegenstände, die versichert werden sollen, beispielsweise Fahr­räder, Autos, Uhren oder auch Gebäude. Der Bot erkennt die Gegenstände und schlägt automatisch und innerhalb von Sekunden Versicherungsangebote vor, die zu dem Schnappschuss passen.
Das zweite Standbein – Fraud Detection – baut auf den Fotos der Gegenstände auf, ermittelt anhand bestimmter Kriterien die Wahrheitsquote der gemeldeten Bilder und hilft auf diese Weise, möglichen Versicherungsbetrug zu erkennen. So lässt sich zum Beispiel über die Metadaten erkennen, ob ein Schadens-Foto bereits vor dem Abschluss des Versicherungs-Vertrags geschossen oder nachbearbeitet wurde. Das dritte Standbein – ID-Check – prüft die Identität der Kunden auf Basis des Ausweis­fotos. Intelligente Algorithmen erkennen den Kunden und laden automatisch die Anmeldedaten in das System. Damit vereinfachen sich Log-in und Verifizierungsprozess erheblich.
„Wir sind mit unserer Auftragslage sehr zufrieden und befinden uns auf einem guten Weg“, resümiert Enrico Bolloni. „Es kann sein, dass wir uns für weiteres Wachstum Kapitalgeber suchen, wir wollen aber die Beteiligungsgrösse möglichst gering halten. Im Moment sind wir zu 100 Prozent eigenfinanziert.“



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