IT-Start-ups als Motor der Digitalisierung

Heisses Eisen Finanzierung

Digitalisierung: Fast 80 Prozent der deutschen Start-ups sagen, dass die Digitalisierung sehr grossen Einfluss auf ihr Geschäftsmodell hat.
Quelle: DSM 2017
Das Thema Finanzierung brennt allen Start-ups auf den Nägeln. Auch hier gibt der Deutsche Startup Monitor Aufschluss. Wichtigste Finanzierungsquelle der DSM-Start-ups bleiben weiterhin die eigenen Ersparnisse der Gründer (82,4 Prozent); jedes dritte Start-up erhielt staatliche Fördermittel (34,7 Prozent) oder Kapital von Familie oder Freunden (31,6 Prozent). Business Angels investierten in jedes fünfte Start-up (21,3 Prozent), 18,6 Prozent finanzierten sich aus dem eigenen Cashflow. Weitere Geldquellen sind Venture Capital (15,9 Prozent), Bankdarlehen (14,1 Prozent) sowie Inkubatoren, Acceleratoren oder Company Builder (10,1 Prozent; siehe dazu auch unten stehenden Kasten).
„Es fehlt in Deutschland privates Risikokapital in frühen Phasen der Gründung und auch später, wenn es um den Ausbau des Geschäfts geht. In der Frühphase können Gründer im Wesentlichen nur auf den High Tech Gründerfonds (HTGF), öffentliche Förderbanken auf Landesebene und Business Angels zurückgreifen. Zudem investieren die Kapitalgeber im Unterschied zu den USA weniger Geld in Vertrieb und Marketing, sondern mehr in die Produkt- oder Software-Entwicklung, wo Werte geschaffen werden. Doch man muss auch den Verkauf mit Investitionen pushen. Bei uns haben Gründer oft marktreife Lösungen, bekommen aber kein Geld, um im grossen Stil in Marketing und Vertrieb zu investieren“, legt BARC-Gründer Carsten Bange den Finger in die Wunde. Hier können möglicherweise regionale Cluster weiterhelfen.

Regionale Cluster

„Regionale Cluster sind lokale Bündel von Organisationen, die untereinander so vernetzt sind, dass sie ihren jeweiligen Teil zum Gelingen des Ganzen beitragen. Zum Beispiel generieren Hochschulen und Forschungsinstitute neues Wissen und bilden Fachkräfte aus, Banken und Venture-Capital-Geber finanzieren neue Ideen und beraten, anspruchsvolle Kunden fordern Innovationen von Herstellern et cetera“, so Christian Gärtner, Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Digitale Transformation & Leadership an der Quadriga Hochschule Berlin.
Er sieht beispielsweise Berlin als sehr gut geeignet für Fintechs sowie Mikrosystemtechnik und optische Technologien. Fintechs finden in Berlin genügend Entwickler und Geldgeber. Im Cluster Optik arbeiten über 400 Organisationen miteinander oder kooperieren mit Forschungseinrichtungen, um so einen Know-how-Transfer und Innovationen zu ermöglichen.
Christian Gärtner
“„In regionalen Clustern sind Organisationen gut miteinander vernetzt.“„
Prof. Dr. Christian Gärtner
Professor für BWL mit Schwerpunkt Digitale
Transformation & Leadership an der Quadriga
Hochschule Berlin
Allerdings landete Berlin bei einem Ranking digitaler Städte in Europa hinter London, Stockholm, Amsterdam, Helsinki und Paris auf dem sechsten Platz – München ist Elfter. Der European Digital City Index (EDCi) vergleicht 35 europäische Hauptstädte und Start-up-Hubs miteinander nach Kriterien wie Zugang zu Kapital, unternehmerische Kultur, Lifestyle oder digitale Infrastruktur.
Auch der DSM 2017 zeigt einen Trend zu mehr regionalen Ökosystemen. Berlin bleibt weiterhin der Leuchtturm der deutschen Start-up-Szene, jedoch gewinnen andere Regionen und damit das gesamtdeutsche Start-up-Ökosytem an Reife. DSM-Autor Tobias Kollmann fasst zusammen: „Zielgerichtete Kooperationen in Form regionaler Cluster stellen eine hervorragende Möglichkeit dar, um die Herausforderungen von jungen und etablierten Unternehmen gemeinsam zu lösen. Von den DSM-Start-ups, denen ein regionales Netzwerk oder Cluster bekannt ist, sind die Hälfte auch Teil eines solchen Netzwerks. Für die Zukunftsfähigkeit der regionalen Netzwerke wird es wichtig sein, dass bestehende Probleme der Start-ups innerhalb der Cluster gelöst werden: Insbesondere sollte eine stärkere Beteiligung grosser Unternehmen in Clustern gefördert werden.“



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