Industrie 4.0 ist viel mehr als IT

Fazit und Ausblick

Nun muss man diese Überlegungen «in die Linie geben» und an die Verantwortung der Geschäftsleitung für die Wahrung einer ganzheitlichen Sichtweise über die Unternehmung sowie über vereinzelte Grossprojekte appellieren. Die vier vorgestellten Perspektiven bieten eine systematische Reflexionsmöglichkeit, vorausgesetzt die Auseinandersetzung mit den Fragen verkommt nicht zur Alibiübung.
Dieser Ansatz birgt allerdings mehr zusätzliches Potential, als lediglich der Dominanz der technischen Seite die Waage zu halten. Viele Initiativen im Bereich von Industrie 4.0 bewegen sich nämlich im Rahmen des bestehenden Geschäfts. Sie machen es effizienter, schlanker und über die Dauer günstiger. Eine unternehmerische Betrachtung zielt aber bewusst auf neue Chancen, die über das bestehende Geschäft hinausreichen, dieses ergänzen und – bei disruptiven Entwicklungen – ersetzen. Zu diesem Zweck empfiehlt sich, das Potential und die Anwendungsmöglichkeiten neuer Technologien aus den vier Perspektiven zu betrachten. So müsste definiert werden, welcher Nutzen für die Kunden durch den Einsatz einer neuen Technologie entsteht und wie dieser im Vergleich zu Konkurrenzangeboten abschneiden würde. Die Analyse würde fehlende Kompetenzen zur Umsetzung ermitteln, notwendige Kooperationen deutlich machen, Möglichkeiten aufzeigen, bestehende Ressourcen besser beziehungsweise neu einzusetzen sowie fehlende Ressourcen zur Erbringung anvisierter Leistungen eruieren. Eine erweiterte ökosystemische Betrachtung würde auch die Kundschaft der eigenen Kunden in einer B2B-Dimension berücksichtigen und somit auch deren Bedürfnissen Rechnung tragen. Betreibt eine Unternehmung solche Analysen systematisch und eingehend, so kann sie gleich die Grundzüge künftiger Geschäftsmodelle skizzieren und ihre Markttauglichkeit konzeptionell auf den Prüfstand stellen, also viel mehr als nur das Bestehende zu verwalten und effizienter zu machen.
Der Autor
Andrea L. Sablone
ist Professor für Strategie und Innovations­manage­ment in KMU an der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) und leitet das Forschungsfeld «Innovation & Strategy» am Institut für Management & Innovation (IMI) der FFHS. Das Angebot vom IMI zur Digitalisierung von Geschäftsmodellen findet man unter: www.ffhs.ch/de/forschung/imi/digitale-transformation, www.ffhs.ch

Andrea L. Sablone
Autor(in) Andrea L. Sablone



Das könnte Sie auch interessieren