All-Flash-Arrays 20.09.2018, 13:34 Uhr

Die Flash-Technologie verändert die Formel 1

In der Formel 1 entscheiden neben fahrerischem Können vor allem Daten über den Sieg. Hunderte Sensoren an den Fahrzeugen liefern unentwegt Informationen über Motoren, Reifen und mehr.
(Quelle: Pure Storage)
Auch in der Formel 1, der Königsklasse des Motorsports, dreht sich mittlerweile alles um das Thema Daten. „Daten sind das Lebenselixier der Formel 1“, sagt Mark Gallagher, Gründer und CEO des auf Formel-1-Rennen spezialisierten Service-Partners Performance Insights. Gallagher gilt als Kenner der Rennszene, er ist schon seit über 30 Jahren in diversen Positionen bei den Autorennen der Formel 1 dabei.
Boxenstopp: Fahrerisches Können und die Ausstattung wie Reifen sind zwar weiterhin essenziell für den Erfolg in der Formel 1, doch die Analyse von Daten wird immer wichtiger.
Quelle: Hartmut Wiehr
„Als ich als Testfahrer begann, übergab ich meine Notizen persönlich an die Ingenieure. Jetzt werden von allen mög­lichen Sensoren pro Rennwagen 80 GByte Daten in der Woche aufgezeichnet.” Auch in der Königsklasse des Automobilsports entscheiden also neben dem fahrerischen Können des Fahrzeuglenkers mittlerweile Daten und deren Analyse über Sieg oder Niederlage.
Auch in anderen Sportarten, zum Beispiel den Radrennen der Tour de France, liegen die Favoriten an der Ziellinie in der Regel nur noch Sekundenbruchteile auseinander - aber es hängt doch immer noch sehr viel von der Fitness und der Tagesform des einzelnen Sportlers ab, wer das Rennen macht.
Bei der Formel 1 dominiert hingegen immer mehr die Technik. Fahrer wie Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel werden in der Öffentlichkeit zwar als Rennfahrerpersönlichkeiten dargestellt, von deren Können alles abhängt, dabei wird allerdings gern übersehen, dass sie Fahrzeuge steuern, die vollgepackt sind mit Technologie und insbesondere mit IT. Hunderte von verbauten Sensoren liefern ununterbrochen Unmengen an Daten über die Motoren und die Reifen an die Techniker vor Ort.
Die Regeln des Formel-1-Veranstalters Fédération Internationale de l'Automobile, besser bekannt unter dem Kürzel FIA, legen genau fest, wie die Rennwagen konstruiert sein müssen. Dazu gehört, welche Reifen zum Einsatz kommen und wann Boxenstopps erlaubt sind, etwa zum Reifenwechseln. Dieses strenge Reglement führt dazu, dass es entscheidend auf den erfolgreichen Einsatz von Technologie und IT ankommt.

Die Technik ist entscheidend

Die vor Ort während der Trainings und der Rennen anfallenden Datenmengen benötigen vor allem schnelle Speicher, auf denen sie abgelegt und weiterverarbeitet werden können.
Fast alle Hersteller von Speichersystemen sind in irgendeiner Form auch bei der Formel 1 dabei, wenn diese Autorennen alle paar Wochen irgendwo auf dem Globus stattfinden. Einer von ihnen ist der US-amerikanische Speicheranbieter Pure Storage. Das Unternehmen selbst spricht von einer „datenzentrierten Architektur“, auf die zum Beispiel das Formel-1-Team von Mercedes-AMG Petronas setzt.
So transportiert das Rennteam von Mercedes neben seinen Rennfahrzeugen und der entsprechenden Ausrüstung auch seine Speichersysteme von Pure Storage per Lastwagen von Rennen zu Rennen. Die Speichersysteme sammeln während der Trainings und des eigentlichen Rennens fortlaufend Daten und übermitteln sie an das zentrale Mercedes-Rechenzen­trum nördlich von London.
Doch mit den Speicherlösungen allein ist es noch längst nicht getan: Matt Harris, Head of IT beim Rennteam Mercedes-AMG Petronas, berichtet, dass man darüber hinaus bereits Hunderte Millionen Euro in spezielle Software investiert habe, etwa für Computer-Aided Design and Manufacturing (CAD/CAM), Visualisierung, Fahrer-Simulationen und Tests. Die Software komme vor und auch während der Formel-1- Rennen zum Einsatz. Harris beschreibt dabei die Arbeit seiner Techniker ziemlich nüchtern: „Wir können praktisch nichts mehr tun, um die Rennwagen schneller zu machen, aber wir können sie abstoppen, wenn es in bestimmten Situationen notwendig ist.“

Universelle Flash-Arrays

Matt Harris und sein Team begannen schon 2014 damit, die am Markt vorhandenen Speichersysteme zu studieren und zu bewerten. Da man mehrere Software-Systeme darauf speichern wollte, mussten Kapazität und Performance ausreichend sein. Ausserdem sollten die Speichersysteme kompakt genug sein, um sich gut von einer Rennstrecke zur nächsten transportieren zu lassen.
High-Tech-Boliden: Bevor es auf die Strecke geht, kommen unter anderem CAD, Visualisierungen und Fahrer-Simulationen zum Einsatz.
Quelle: Hartmut Wiehr
2015 kam es zum Kauf des ersten Flash-Arrays von Pure Storage, auf das dann sukzessive alle produktiven Applikationen verlagert wurden – darunter Microsoft SQL Server, Oracle-Datenbanken, CAD/CAM, SAP-Programme, VM­ware Server, SharePoint sowie diverse Backoffice-Programme. Sogenannte All-Flash-Arrays setzen anstatt auf herkömmliche Festplatten mit rotierenden Teilen auf schnelle Flash-Speicher wie Solid State Drives.
Die Fähigkeit, so viele verschiedene Anwendungen auf einem einzigen Speichersystem laufen zu lassen, überzeugte das IT-Team von Mercedes-AMG Petronas letztlich: „Früher mussten wir sich drehende Festplatten hinzufügen, wenn wir zum Beispiel die Performance für eine SAP-Anwendung erhöhen wollten. Jetzt haben wir alle unsere Anwendungen auf dem System von Pure Storage – und allen steht die gleiche Performance zur Verfügung”, wie Harris erklärt.
Die Vorteile der All-Flash-Arrays veranschaulicht er mit einem konkreten Beispiel. So habe früher eine Datenabfrage auf der SQL-Datenbank viereinhalb Minuten gedauert, während sie heute auf Flash-Basis innerhalb von 13 Sekunden ein Ergebnis liefere. Das gelte auch für andere Anwendungen, insbesondere für Design-Emulationen, mit denen man die Performance der Rennwagen steigern könne.
Aus Matt Harris’ Sicht zeichnet sich die Technologie von Pure Storage durch drei Dinge aus: Einfachheit, Performance und Support. Besonders beeindruckt zeigt er sich vom Support – mit dem sogenannten Evergreen-Storage-Programm garantiere der Hersteller, seinen Kunden gegen einen geringen Aufpreis immer die aktuellste Version seiner Speichersysteme zu liefern.

Teurer Flash-Speicher

Flashbasierte Speicherprodukte – All-Flash-Arrays, manchmal auch als Solid-State-Arrays bezeichnet –, in denen keine sich drehenden elektromagnetischen Teile mehr verbaut sind wie bei klassischen Festplatten, sind schneller, leistungs­stärker, stabiler und haben eine längere Lebensdauer. Als Nachteil gelten ihre vergleichsweise hohen Preise. Die Analysten von Hyperion Research machen allerdings darauf aufmerksam, dass All-Flash-Arrays mittlerweile auch im Hinblick auf die Total Cost of Ownership (TCO) klassischen Speichersystemen überlegen sind.

Der Flash-Array-Markt

Das Marktforschungsinstitut IDC beschreibt in einem Report von 2017 den Status-quo bei All-Flash-Arrays wie folgt: „Der Markt für All- Flash-Arrays ist in den letzten zwei Jahren deutlich gereift. Eine grosse Zahl von Kunden hat sich bereits für eine Strategie entschieden, die All-Flash als primären Storage vorsieht, also als Tier-1-Speicher.“ IDC geht davon aus, dass 80 Prozent aller primären Speichersysteme bereits auf All-Flash-Arrays beruhen.
Gartner Magic Quadrant for Solid State Arrays: Die Analysten zählen Pure Storage, NetApp und HPE zu den „Leaders“.
Quelle: Gartner, Juli 2018
Der Markt wächst zwar stark, ist allerdings auch heiss umkämpft. Alle traditionellen und etablierten Speicherhersteller sind mittlerweile auf diesen Zug aufgesprungen. Häufig wurden in den vergangenen
Jahren auch Flash-Produzenten hinzugekauft. So erwarb IBM 2012 Texas Memory Systems, Dell EMC kaufte, ebenfalls 2012, XtremIO und NetApp legte sich 2015 SolidFire zu. HPE kaufte 2017 Nimble Storage und Western Digital übernahm im selben Jahr das Start-up Tegile. Hinzu kommen mehrere kleinere Start-ups, die aber bereits Umsätze von mehr als 100 Millionen Dollar auf diesem Gebiet erzielen konnten.
Die zahlreichen Hersteller haben dabei ihre Angebote für All-Flash-Arrays differenziert und verkaufen immer öfter spezialisierte Systeme. So gibt es zum Beispiel All-Flash-Arrays, die bestimmte Applikationen oder das Skalieren in der Cloud unterstützen, während sich andere Speichersysteme mehr für gemischte Festplatten-Flash-Umgebungen eignen.
Auch das 2011 gegründete Unternehmen Pure Storage wächst kontinuierlich und hat schon einen erfolgreichen Börsengang hinter sich. In den Gartner-Reports „Magic Qua­drant for Solid State Arrays“ vom Juli 2017 und Juli 2018 belegte Pure Storage zunächst den zweiten und 2018 sogar den Spitzenplatz unter den sogenannten Leaders – und das vor etablierten Branchengrössen wie Dell EMC, HPE, IBM, Net­App und Hitachi Data Systems (Hitachi Vantara).
Quelle: Performance Insights
Neben Pure Storage ist auch noch das israelische Start-up Kaminario in die Gruppe der Leaders aufgestiegen. Es nahm in mehreren Funding-Runden mehr als 300 Millionen Dollar ein und strebt einen unabhängigen Kurs an, wie CEO Dani Golan wissen liess. Anfang des Jahres hat Kaminario angekündigt, das bisherige Hardware-Geschäftsmodell in eine softwarebasierte Lösung umzuwandeln.
Auch die Analysten von IDC sehen Pure Storage zusammen mit HPE, Dell EMC und NetApp in der Spitzengruppe der Hersteller. Bei Pure Storage sind für IDC die Gründe hierfür vor allem die NVMe-Technologie (NVM Express), cloudbasierte Analytics, der enge Kundenkontakt und der automatische Technologie-Refresh mit dem bereits erwähnten Programm Evergreen Storage.

Marktkonsolidierung

Wie sehr sich der Markt für All-Flash-Arrays momentan im Umbruch befindet, zeigt auch der Bankrott des All-Flash-Pioniers Violin Memory im Dezember 2016. Violin Memory wurde dann später von dem leicht ins Straucheln geratenen Storage-Veteran Quantum für den relativ niedrigen Betrag von 50 Millionen Dollar übernommen.
Nicht viel besser erging es dem Start-up Tintri, das in den beiden erwähnten Gartner-Quadranten noch unter den „Visiona­ries“ aufgelistet war. Im Juli musste Tintri Konkurs anmelden, wurde aber kurz danach von der Speicherfirma DDN aufgekauft, die vor allem im High-Performance-Bereich aktiv ist.




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