15.11.2013, 00:00 Uhr

Werbung auf Smartphone und Tablets

Die Investitionen in mobile Werbung steigen, das Smartphone gilt als Allroundtalent in Sachen Werbemöglichkeiten. Trotzdem kommt das Marketingpotenzial des Kanals noch nicht voll zum Tragen. Denn trotz aller Euphorie und Wachstumszahlen: Mobile Advertising entwächst gerade erst den Kinderschuhen.
Er ist für die mobile Werbebranche lästig wie ein Kaugummi am Schuh, den man nicht los wird - der Wurstfinger- oder "Fat Finger"-Effekt. Was lustig klingt, beschreibt ein ernsthaftes Problem: den versehentlichen Klick des Nutzers auf Smartphone-Werbung, weil der Touchscreen so klein ist. Laut einer Analyse der App-Marketing-Plattform Trademob sind 40 Prozent der sechs Millionen untersuchten Klicks auf mobile Anzeigen ungewollt.
Diese Fehlbedienungen sind für den User in erster Linie zeitraubend - für den Werbungtreibenden hingegen schlicht ineffizient. Es kommt sogar noch schlimmer: Der Nutzer ist verärgert und die negative Wahrnehmung des Unternehmens wirkt sich über kurz oder lang aufs Markenimage aus.

Mobiler Goldrausch

Publisher wie Advertiser versuchen nun zunehmend, solche Pannen zu reduzieren. Google zum Beispiel hat vor gut einem halben Jahr eine Art "Double Opt-in"-Lösung eingeführt. Das heisst, wenn der User auf den Randbereich einer Banner-Anzeige klickt (und dieser Klick vom System als möglicherweise versehentlich getätigt erkannt wurde), muss er nochmals explizit bestätigen, dass er auch wirklich auf die Seite des Werbungtreibenden gelangen möchte.

Entsprechende Versuche, Anzeigen auf Smartphones und Tablets rentabler zu machen, können sich lohnen, denn Mobile Advertising beginnt gerade, aus den Kinderschuhen herauszuwachsen. Auf dem mobilen Werbemarkt herrscht Goldgräberstimmung. Für Oliver von Wersch, Managing Director G+J Electronic Media Sales, entwickelt sich Mobile Advertising im Moment zu einem "immer wichtigeren Wirtschafts- und Wettbewerbsfaktor". Das resultiert für von Wersch aus der Kombination wachsender Bandbreiten, sinkender Zugriffstarife und der fortschreitenden Verbreitung von Internet-fähigen Mobilgeräten. Aktuelle Nielsen-Zahlen geben ihm recht: Fast zwei Drittel (62 Prozent) der deutschen Handy-Besitzer haben ein Smartphone. Das sind acht Prozentpunkte mehr als noch im vergangenen Herbst (54 Prozent).

 Zwar spiegeln sich die steigenden Nutzungszahlen noch bei Weitem nicht in den mobilen Werbeausgaben der Branche wieder, offensichtlich ist aber, dass die Spendings kontinuierlich steigen. Wie der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) im \"MAC Mobile Report 2013/01\" errechnet hat, wurden 2012 hierzulande 61,8 Millionen Euro brutto in Anzeigen auf Smartphone und Tablet investiert.

Und die Werbeumsätze sollen weiter anziehen: Für das laufende Jahr erwartet der Verband laut \"MAC Mobile Report 2013/2\" ein mobiles Marktwachstum von 70 Prozent mit Investitionen in Höhe von 105 Millionen Euro, nachdem die deutschlandweiten Brutto-Investitionen in mobile Werbung im ersten Halbjahr 2013 rund 44,5 Millionen Euro betragen haben - gut 75 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Global sieht es dank starker Mobile-Märkte wie den USA ohnehin gut aus: Der weltweite Erlös durch Smartphone-Anzeigen stieg von 2011 auf 2012 um 82,8 Prozent auf 6,89 Milliarden Euro.

Dass der mobile Markt so rasant wächst, liegt für Jascha Samadi, Geschäftsführer beim Vermarkter Apprupt, vor allem daran, dass das Smartphone ein Alleskönner in Sachen Werbemöglichkeiten ist. Im Vergleich zur statischen Desktop-Werbung biete es "mit seinem Touch-Display, Bewegungssensoren, Passbook und Co. einzigartige Features und Funktionalitäten, die ideal für die Werbung genutzt werden können". Die Vermarktung von Mobile funktioniert ähnlich wie für den Desktop. Auch das Portfolio gleicht sich in grossen Teilen, es gibt Mobile Banner, Interstitials (bildschirmfüllende Anzeigen) oder Textlinks. "Zu den neueren Entwicklungen gehört standort- und kontext-bezogenes Advertising, das den Vorteil wesentlich höherer Conversion Rates mit sich bringt. Der Nachteil ist die geringere Reichweite", ergänzt Joachim Bader, Executive Director bei der Agentur Sapient Nitro. (ph/iw)



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