05.11.2013, 00:00 Uhr

Insolvenz vorerst abgewendet - Weltbild erhält neues Kapital

Die Weltbild-Gruppe erhält 60 Millionen Euro Kapital und damit Liquidität fürs Weihnachtsgeschäft. Seine Zukunft sucht das Unternehmen in der Digitalisierung des Buchgeschäfts. Gewinne soll es frühestens im Jahr 2015 wieder geben.
Die drohende Insolvenz ist vorerst abgewendet: Die klamme Weltbild-Gruppe hat aus dem Kreis der Gesellschafter Zusagen über Investitionen in Höhe von 60 Millionen Euro bekommen. Damit kann das von der katholischen Kirche in Deutschland getragene Unternehmen das Weihnachtsgeschäft stemmen und die Restrukturierung schaffen. Das Ziel sei es, im Jahr 2015 wieder Gewinne zu erwirtschaften, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Im Gegenzug wollen die Banken inklusive der kirchlichen Institute Liga und Pax weiter mit Weltbild Geschäfte machen. Im Sommer hatten diese gedroht, ihre Kredite fällig zu stellen, da sie mit der Geschäftsführung unzufrieden waren. Das hätte die Insolvenz bedeutet. Der Hintergrund: Die Gesellschafter - das sind zwölf Diözesen, die Soldatenseelsorge Berlin sowie der Verband der Diözesen Deutschlands - liegen seit Jahren im Streit über Angebot und Ausrichtung der Gruppe.

Die Verluste entstehen laut Weltbild durch "den gezielten Rückbau von Altgeschäften im Bereich der Filialen und des Kataloges auf den für das Online- und Digitalgeschäft künftig noch sinnvollen Kern." Parallel zum Ausbau des Internetgeschäfts sollen die stationären Filialen nur noch eine "ergänzende Funktion" einnehmen, was bedeutet, dass Geschäfte geschlossen oder Verkaufsflächen verkleinert werden - wie es bereits schon geschieht. Im Digitalgeschäft baut Weltbild künftig vor allem auf den E-Reader Tolino, der als Kooperationsprojekt von Thalia, Weltbild, Hugendubel, Club Bertelsmann sowie der Deutschen Telekom Amazons Vormachtstellung auf dem E-Book Markt angreifen will.

Zu Weltbild gehören die Online-Shops Weltbild.de, Jokers.de und Kidoh.de, an bücher.de ist die Verlagsgruppe mit 33 Prozent beteiligt. Erst im April 2013 hat das Unternehmen einen zweistelligen Millionenbetrag in die Logistik investiert und ein vollautomatisches Kommissionierlager in Lechhausen eröffnet. Wie hoch der Anteil des Onlinegeschäfts am Umsatz der Verlagsgruppe ist, teilt das Unternehmen nicht mit. Bei der Marke Weltbild beträgt er 40 Prozent. Über den Ertrag dieser Sparte ist nichts bekannt.
Zum letzten Mal hat Weltbild Ende Juni 2012 Zahlen veröffentlicht, damals lag der Umsatz bei knapp 1,6 Milliarden Euro. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben 6.800 Mitarbeiter, davon etwa 3.500 am Stammsitz Augsburg. (ph/iw)



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