Interview 23.09.2019, 08:08 Uhr

Personalisierung mit Beauty-Tech bei L'Oréal

Der Kosmetikkonzern L’Oréal setzt auf Augmented Reality, um Kunden neue Beratungsmöglichkeiten zu bieten. Die dabei erhobenen Daten dienen auch einer persönlicheren digitalen Kommunikation, berichtet Peter Grebarsche von L’Oréal Deutschland.
(Quelle: L'Oréal)
Mit der Digitalisierung verändert sich der Beauty-Markt. "Beauty-Tech" lautet das Schlagwort, mit dem sich der Kosmetikkonzern L’Oréal für die Zukunft rüstet. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Personalisierung des Angebots: Der Farbton des Make-ups, die Farbnuance einer Haartönung - mithilfe von Augmented Reality und künstlicher Intelligenz sollen die Kundinnen und Kunden das für sie passende Produkt finden. Auch die Beratung soll individueller werden.
Peter Grebarsche, Head of CRM & Digital Operations bei L’Oréal Deutschland, berichtet, wie der Kosmetikkonzern die Personalisierung vorantreibt und welche Rolle digitales Advertising dabei übernimmt.

Wofür sind Sie als Head of CRM & Digital Operations bei L’Oréal Deutschland genau zuständig?
Peter Grebarsche, Head of CRM L'Oréal Deutschland
Quelle: L'Oréal Deutschland
Peter Grebarsche:
Meine Aufgabe ist es, dazu beizutragen, dass L’Oréal in Deutschland in einem sich rasant verändernden Umfeld über die richtigen digitalen Antworten verfügt. Das Umfeld ist geprägt von sich ständig ändernden Verbraucher­erwartungen und -verhalten. Konkret ­erarbeite ich Strategien, wie wir den Dialog mit den Konsumentinnen und Konsumenten immer persönlicher und relevanter ­gestalten können, um mit ihnen langfristige Eins-zu-eins-Beziehungen aufzubauen.

Nutzt L’Oréal Deutschland für unterschiedliche Alters- oder auch Zielgruppen unterschiedliche Marketing-Kanäle?
Grebarsche: Es ist unsere Aufgabe, die Bedürfnisse und Wünsche unserer vielschichtigen Verbraucher sehr gut zu kennen. Wir müssen wissen, wann der beste Zeitpunkt ist, Verbraucher mit unseren Produkten zu erreichen und über welche Kanäle welche Information am effizientesten gespielt werden.
Das variiert von Kategorie zu Kategorie und von Verbraucher zu Verbraucher. Wer Shampoo kauft, hat andere Bedürfnisse als jemand, der ein neues Make-up sucht. Den einen Verkaufskanal oder die ­ideale Customer Journey gibt es nicht. Deswegen ist eines unserer Ziele, zu der grösstmöglichen Zahl an Konsumenten eine direkte Beziehung aufzubauen und sie mittels personalisierter, relevanter Kommunikation zu erreichen.

Entwickeln Sie für jüngere Zielgruppen spezielle digitale Angebote?

Grebarsche: Eine Unterscheidung zwischen "jung" oder "alt" ist nur eine Form der Differenzierung unterschiedlicher Nutzerbedürfnisse und Kundenerwartungen. Uns geht es vielmehr darum, die Lebensrealität unserer Konsumentinnen und Konsumenten zu verstehen, ihre Erwartungen, Motivationen und Vorstellungen von Schönheit. Und diese können selbst innerhalb einer identischen Altersklasse vollkommen unterschiedlich sein. Die Wünsche und Bedürfnisse unserer Konsumenten sehr genau zu kennen und ein entsprechendes Angebot an unterschiedlichen Marken und Produkten anzubieten, ist ein wichtiger Pfeiler unseres Erfolgs.

Wie messen Sie, ob digitale Branding- oder auch Performance-Massnahmen den Abverkauf Ihrer Produkte beeinflussen?
Grebarsche: Um den Erfolg bestimmter Massnahmen zu messen, arbeiten wir eng mit unseren Handelspartnern zusammen. Wir sehen uns als Partner des Handels. Viele Konzepte werden gemeinsam entwickelt. Durch Kollaboration gelingt Erfolgsmessung am besten, denn als Partner haben alle ein Interesse daran, zu wachsen und sich zu verbessern. In unseren eigenen Online Shops haben wir natürlich zudem die direkte Sicht auf entsprechende Erfolgsfaktoren.

Können Sie einen Zusammenhang zwischen dem stationären Point of Sale und ihren digitalen Kampagnen herstellen?
Grebarsche: "Test & Learn" wird bei uns grossgeschrieben. Wir sammeln kontinuierlich Erfahrungen und analysieren, wie die Schnittmenge zwischen Online- und Offline-Kundschaft ist. Wir führen regelmässig kanalübergreifende "Drive-to-Store"-Kampagnen durch, auch mit unseren Handelspartnern.

Modiface ist erste Technik-Akquisition in der L'Oréal-Geschichte

Eine Schwierigkeit von Marken ist, dass sie oft keinen direkten Kundenkontakt und damit Kundendaten haben, weil ihre Produkte über den Handel vertrieben werden. Wie geht L’Oréal diese Herausforderung an?
Grebarsche: Das Nutzerverhalten unserer Verbraucher hat sich in den letzten drei Jahren extrem verändert. Sowohl die Möglichkeiten als auch die Erwartung unserer Verbraucher, mit unseren Marken direkt zu interagieren, haben sich signifikant erhöht. Unser Ziel ist es, zu der grösstmöglichen Zahl an Konsumenten eine direkte Beziehung aufzubauen. Ob CRM-Programme, Social Media oder eigene Online Shops: Wir nutzen heute eine Vielzahl an eigenen Touchpoints und Kommunikations­wegen. Sie erlauben es uns, mittels Daten personalisierte Kundeninteraktionen zu schaffen.
Quelle: L'Oréal Deutschland
Ein gutes Beispiel ist die Übernahme von Modiface, dem kanadischen Start-up, das als weltweit führender Augmented-Reality-Anbieter gilt. Ein echter Game-Changer, der eine völlig andere und neue Form der Interaktion mit dem Kunden ermöglicht und eine noch mal höhere Qualität an Daten liefert. Mit dem Modiface-Service-Tool können Nutzerinnen neue Make-up Looks per Augmented-Reality-Technologie im Livebild sehen und gleichzeitig mit ihrer Social Community teilen oder das Produkt direkt online erwerben. Modiface ist die erste Technik-Akquisition in der L’Oréal-Geschichte und ein Meilenstein unserer digitalen Transformation.




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