USA, Europa, China, Indien 05.03.2020, 15:06 Uhr

Die wichtigsten Payment-Methoden weltweit

Ob per Messenger mit WeChat Pay in China, mit M-Pesa in Afrika oder gar Starbucks in den USA - wie am liebsten bezahlt wird, unterscheidet sich zwischen Kontinenten erheblich. Selbst innerhalb Europas ist der Payment-Markt stark fragmentiert.
(Quelle: shutterstock.com/Toria)
Von Felix Huber, Head of CEEMEA bei Stripe
Die Payment-Gepflogenheiten unterscheiden sich von Land zu Land. In Frankreich und England dominieren etwa Kartenzahlungen, in den Niederlanden und Deutschland sind SEPA-Banküberweisungen beliebt. In den nordischen Ländern indes werden Wallets verwendet.
Alleine in Europa gibt es etliche Zahlungsmethoden und Vorlieben. Währenddessen sind in Asien AliPay und WeChatPay nicht mehr wegzudenken und in Afrika geht kaum etwas ohne M-Pesa. Die einzelnen Länder und ihre Payment-Gewohnheiten im Überblick:

USA: Starbucks wird zur Bank

Digital Wallets, also die Brieftasche im Smartphone, erfreuen sich in den USA hoher Beliebtheit. So finden sich im Smartphone nicht mehr nur die Tickets für den Kino- oder Stadionbesuch, sondern auch die klassischen Bezahlkarten. Während Systeme wie Samsung Pay oder Google Pay kumuliert gerade mal erst auf rund zehn Millionen Nutzer kommen, bedient Apple Pay in den USA bereits 20 Millionen Kunden. Auf Platz eins ist der Tech-Hersteller aus Cupertino damit jedoch nicht. 
 
Die beliebteste mobile Zahlungsmöglichkeit ist die Starbucks-App. Die Kaffeekette aus Seattle bietet mit Starbucks Rewards ein mit Zahlungsfunktion gekoppeltes Treueprogramm. Bei jedem Kauf gibt es Sterne, die gegen Kaffee und Co. eingelöst werden können. Damit bringt es Starbucks nach knapp über zehn Jahren auf dem Markt allein in den USA auf 25 Millionen Kunden. Diese zahlen dabei in einem geschlossenen System, was der Cafékette eine Menge Gebühren erspart. Heute haben US-Kunden immerhin satte 1,6 Milliarden US-Dollar an Guthaben auf ihren Karten - Kapital, das also schon vor dem Kauf bei Starbucks liegt. 

Europa: ein fragmentierter Markt mit Insellösungen

Was Zahlungsmethoden angeht, ist Europa stark fragmentiert. Kartenzahlungen werden in Grossbritannien, Frankreich und Spanien stärker angenommen, während Überweisungen, etwavia iDEAL und Sofort, den Markt in den Niederlanden und Deutschland dominieren. Ganz zu schweigen vom Aufkommen aussereuropäischer mobiler Zahlungsmöglichkeiten wie Apple Pay, Google Pay oder selbst Alipay, die auch in Europa verstärkt genutzt werden. Die vielen Insellösungen erschweren die Etablierung einer einheitlichen Bezahlmethode.
 
Gerade in Europa gilt das Bargeld noch als die bei weitem beliebteste Zahlungsmethode. Doch der Marktanteil des Bargeldes schrumpft. Sowohl etablierte Zahlungsmethoden wie Kartenzahlung und Überweisung als auch neue digitale Wallet-Gelddienste wie Swish in Schweden oder Satispay in Italien setzen sich immer stärker durch. 
 
Zusätzlich kommen neue europäische Vorschriften wie die starke Kundenauthentifizierung (strong customer authentication, SCA) im Rahmen der europäischen PSD2-Richtlinie hinzu. Natürlich macht SCA das Einkaufen im Internet deutlich sicherer, da die Zwei-Faktor-Authentifizierung Betrug erschwert. So reichen die drei Ziffern des CVC-Codes auf der Rückseite der Kreditkarte nicht mehr allein aus, um eine Zahlung zu validieren.
Zusätzlich muss ein Nutzer beispielsweise mit dem Fingerabdruck die Transaktion zusätzlich validieren. Andererseits erhöhen solche Normen die Komplexität von Zahlungsvorgängen für Händler und erschweren den Kunden den Online-Einkauf.

China: AliPay und WeChat Pay

China hat in weniger als 20 Jahren mit China Union Pay (CUP) das grösste einheitliche Kreditkartennetzwerk der Welt aufgebaut: Während Visa und Mastercard weltweit gemeinsam sechs Milliarden Karten im Umlauf haben, kann CUP allein mit rund sieben Milliarden aufwarten. Gleichzeitig haben die mobilen Zahlungssysteme WeChat Pay und AliPay jeweils eine Milliarde Nutzer erreicht. Diese Entwicklung liegt zu grossen Teilen an den geringen Kosten der einzelnen Transaktionen.
Die Verarbeitung von Zahlungen mit Karten ist dagegen teuer. Ausserdem brauchen Händler für Kartenzahlungen mindestens eine gute Telefonleitung, was nicht überall der Fall ist. Mit einem Mobiltelefon hingegen müssen Kunden lediglich einen QR-Code einscannen.
 
WeChat war ursprünglich ein reines soziales Netzwerk, nun ist es als WeChat Pay vorrangig eine Zahlungs-App mit zusätzlicher Chat-Funktion. Auf Europa sind solche Lösungen aber nicht direkt übertragbar, da sie stark auf den persönlichen Daten der Nutzer beruhen und deren nicht ohne Weiteres mit den europäischen Datenschutzvorschriften vereinbar wären.

Indien: IndiaStack, die grösste offene API der Welt

Anders sieht es in Indien aus, wo die Regierung eine öffentliche API für diverse Anwendungsfälle zur Verfügung stellt. Bereits vor zehn Jahren überlegte die Regierung, wie man die digitale Wirtschaft den über eine Milliarde Indern besser zugänglich machen könnte. So entstand IndiaStack.
Während zu Anfang nur Identitätsdokumente digitalisiert wurden, bietet IndiaStack heute von E-Government-Lösungen wie dem Beantragen von Ausweisdokumenten bis hin zu privatwirtschaftlichen Bezahllösungen wie WhatsApp Pay eine ganze Reihe unterschiedlicher Anwendungsmöglichkeiten. Die IndiaStack-API dahinter verbindet alle indischen Bankkonten. Sie hat 1,1 Milliarden Nutzer, die bisher bereits 250 Milliarden US-Dollar transferiert haben. 
 
Jedes Unternehmen in Indien bekommt problemlos Zugang zu der offenen API. Es ist nicht nur kostengünstig, sondern erlaubt es den Nutzern auch, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche Überweisungen und andere Bankgeschäfte durchzuführen. So hat sich allein das Zahlungsvolumen innerhalb von zwei Jahren um das 50-fache erhöht.

Afrika: M-Pesa ersetzt den Bargeldkurier

In Afrika ist der Zahlungsverkehr hingegen am stärksten zersplittert. Es gibt keine grenzübergreifenden, standardisierten und regulierten Lösungen. Neben Kartenzahlungen gehören mancherorts QR-Codes bereits zum Einkauf dazu. Meistens wird jedoch noch zum Bezahlen auf Bargeld zurückgegriffen.
 
Daher überlegte der kenianische Vodafone-Ableger Safaricom, wie man Überweisungen über die bereits vorhandene Infrastruktur mit Mobiltelefonen (nicht einmal unbedingt Smartphones) abwickeln könnte. M-PESA war geboren. Vodafone nutzte die bereits vorhandenen Safaricom-Shops als eine Art Geldinstitut. Künftig sollten Kunden nicht nur mit Bargeld Prepaid-Telefonminuten oder SMS kaufen, sondern genauso digitales Geld in Bargeld wechseln.
 
Der afrikanische Markt bot genau die richtigen Bedingungen. Kenia hat einen sehr grossen inländischen Geldtransfermarkt, da viele Menschen, die in den Städten arbeiten, Geld an ihre Familien auf dem Land schicken. Aufgrund der eher geringen Verfügbarkeit von Bankfilialen wurde das Geld in der Regel in bar mitgebracht oder über eine Drittperson, wie zum Beispiel Freunde, auf lange Busreisen im Briefumschlag mitgegeben. M-Pesa war eine offensichtlich bessere, schnellere und vor allem sicherere Alternative.
 
49 Prozent des kenianischen BIP werden heute über M-Pesa abgewickelt, und 93 Prozent der Kenianer haben Zugang zu mobilen Zahlungen. Auch Bauern auf dem Land können diese digitale Zahlungsinfrastruktur problemlos nutzen. Seit der Einführung von M-Pesa sind zwölf Jahre vergangen, aber obwohl es 37 Millionen aktive Kunden in sieben afrikanischen Ländern gibt, deckt es immer noch nicht den grössten Teil des afrikanischen Kontinents ab.



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