Blockchain-Vorreiter ­setzen auf Pay as you go

AWS auf Aufholjagd

Angesichts des halsbrecherischen Innovationstempos von Microsoft und IBM zeigte sich AWS beim Thema Blockchain as a Service bisher überraschend zurückhaltend. Noch auf Amazons jährlicher re:Invent-Konferenz in Las Vegas im Dezember 2017 bemängelte AWS-Geschäftsführer Andy Jassy die seiner Meinung nach beschränkten Anwendungsszenarien. Viele Konferenzteilnehmer gingen dagegen mit dem Eindruck nach Hause, dass AWS gegenüber Microsoft und IBM etwas ins Hintertreffen geraten ist und das einfach nicht offen zugeben wollte.
Quelle: Yougov/Sopra Steria Consulting, Oktober 2017
Knapp drei Wochen später war es dann auch so weit: Mit der Ankündigung von AWS Blockchain Partners Portal wagte Amazon den Sprung ins kalte Wasser. Es ermöglicht Unternehmen, Blockchain as a Service mit Hilfe von Lösungen aus dem AWS Marketplace wie Ethereum Blockchain, Block­Apps oder Hyperledger Burrow zu nutzen. Amazons Blockchain-Portal bietet derzeit Lösungen von Partner-Unternehmen mit nativer AWS-Integration, darunter Sawtooth Supply Chain, Sawtooth 1.0, R3 Corda, PokitDok und BlockApps  Strato. Für 2018 sind zudem Samsung SDS, Tibco, Quorum und Virtusa sowie Referenzarchitekturen geplant.
Amazon möchte sich eigenen Aussagen zufolge nicht auf ein Protokoll oder eine Plattform festlegen. Es strebt vielmehr ein Ökosystem an, das beliebige Nutzungsszenarien in einer Vielzahl von Branchen unter einen Hut bringt. Partner sind dabei unter anderem die Deutsche Telekom (T-Mobile), die Consulting-Agenturen PwC und Deloitte sowie die Krypto­währungs-Venture-Capital-Firma Digital Currency Group.
Allein auf dem Blockchain-Spielfeld sind Microsoft, IBM und AWS beileibe nicht. Auch andere IT-Grössen wie SAP und HPE treiben die Blockchain-Technologie voran. Das Beratungs-Unternehmen Deloitte bietet seiner Klientel eine eigene Plattform namens Rubix. Die Unternehmen sollen darauf individuelle Blockchain- und Smart-Contract-Anwendungen prototypisieren, testen und betreiben.

Fazit & Ausblick

An Blockchain-as-a-Service-Lösungen mangelt es nicht. Sie bieten die Möglichkeit, mit vergleichsweise geringer Kapitalbindung den Einstieg zu wagen und eigene Kompetenzen zu entwickeln. Blockchain verspricht massive Wettbewerbsvorteile, darunter die Automatisierbarkeit von Geschäftsabläufen und deutlich geringere Betriebskosten. Dennoch sind alle Beteiligten gut beraten, den technologischen Fortschritt mit Vorsicht zu geniessen und sich nicht voreilig zu risikobehafteten Entscheidungen verleiten zu lassen. Unter den Blockchain-Ökosystemen muss sich erst noch die Spreu vom Weizen trennen.
Die Automatisierung von Geschäftsabläufen entlang der Wertschöpfungskette erfordert nicht nur die blosse Anbindung von IoT-/IIoT-Geräten und physischen Warenlieferungen an eine DLT-Kette, sondern vor allem die Gewährleistung einer robusten Sicherheit angesichts der auf die Konsortiumsmitglieder verteilten Verwaltungsrechte. Geschäftsabläufe, die sich auf der Basis von smarten Verträgen durch autarke dApps verwalten lassen sollen, könnten sonst nicht nur ins Stottern geraten, sondern unterbrochen werden – mit potenziell katastrophalen Auswirkungen für die betreffenden Unternehmen und ihre Kunden.
BaaS-Anbieter fokussieren oft auf die technische Seite ihrer Lösungen und versuchen, deren vermeintlich visionären Vorteile gegenüber der Konkurrenz herauszustellen. Doch in der Praxis kommt es nicht so sehr auf die Vision, sondern auf die Vollständigkeit der Ausführung an. Und die muss Sicherheit und Interoperabilität verschiedener DLT-Ketten in Einklang bringen. In dieser Hinsicht liegt bisher Microsoft klar in Führung.




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