Logistik-Automatisierung 28.10.2018, 19:35 Uhr

Zalando testet Logistikroboter Toru in Erfurt

In Zalandos Erfurter Logistikzentrum könnten zukünftig zwei Roboter die Mitarbeiter bei schwierigen Stow- und Pick-Aufgaben unterstützen. Carl-Friedrich zu Knyphausen, Head of Logistics Development bei Zalando, erklärt, wie das funktionieren soll.
Carl-Friedrich zu Knyphausen, Head of Logistics Development bei Zalando
(Quelle: Zalando)
Dass Zalando plant, die Logistik mithilfe von Robotik zu automatisieren, war spätestens seit der Beteiligung Ende Februar 2018 an dem Start-up Magazino klar, das Roboter für die Intralogistik entwickelt. Inzwischen sind zwei von Magazino entwickelte Roboter mit dem Namen "Toru" bei Zalando in Erfurt im Praxistest. Bis Mai werden die Roboter in die Prozesse eingearbeitet und unterstützen in den Bereichen Einlagerung ("Stow") und Kommissionierung ("Pick") von Ware.
Das Besondere: Im Gegensatz zu anderen Automatisierungstechnologien, bei denen nur ganze Ladungsträger wie Paletten oder Kisten bewegt werden können, verfügen die Toru-Roboter über eine intelligente Kameratechnik und können so einzelne Objekte erkennen, greifen und transportieren. Damit passen sie in das System der chaotischen Lagerhaltung, das in den Logistikzentren von Zalando betrieben wird.
Carl-Friedrich zu Knyphausen, Head of Logistics Development bei Zalando, ist für die Weiterentwicklung der Intralogistik zuständig und hat die TORU-Roboter bei ihren ersten Schritten begleitet. Im Interview erzählt er mehr über die Möglichkeiten und Herausforderungen beim Einsatz der neuen Technologie.
Welche Vorteile verspricht sich Zalando von den Toru-Robotern?
Carl-Friedrich zu Knyphausen:
Toru ist ein autonomer Roboter, der durch die eingebauten Kameras seine Umwelt wahrnimmt, sich orientieren und neben dem Menschen arbeiten kann. Wir testen derzeit, wie wir ihn als autonomen Kommissionierroboter, also im Stow und Pick, einsetzen und in unsere bisherigen Prozesse integrieren und die Mitarbeiter unterstützen können. Die Idee ist, dass er den Logistikmitarbeitern unergonomische Tätigkeiten wie das Herunterbeugen und weit nach oben Strecken beim Kommissionieren von Produkten aus den höchsten oder niedrigsten Regalebenen abnimmt. Allerdings kann Toru derzeit nur Kartons greifen, das heisst in der Regel Schuhe. Noch sind wir aber im Testbetrieb, das heisst es werden grösstenteils Testbestellungen an die Roboter von Magazino gegeben. Die Roboter haben aber auch schon die ersten Kundenbestellungen bearbeitet. Erhält ein Roboter einen Auftrag, entwirft er den besten Laufweg mit seinem eigenen Navigationssystem. Gemeinsam mit Magazino arbeiten wir daran, dass Toru immer besser und schneller wird. 
So sehen die Magazino-Roboter aus.
Quelle: Zalando
Wie agiert der Roboter mit dem Menschen?

Zu Knyphausen:
Der Roboter sieht, wenn ein Mensch seinen Weg kreuzen möchte und wartet entsprechend ab, bevor er weiter seiner Aufgabe nachgeht. Im Pick fährt Toru also zu den Regalen und arbeitet seine Pickliste ab, wie der Mitarbeiter auch. Mit integriertem Kameras sowie Scannern identifiziert und lokalisiert Toru die richtigen Artikel im Regal, nimmt sie mit seinem Sauggreifer aus dem Regal, verstaut sie in seinem Rucksack und fährt anschliessend zur Übergabestation, um sie abzulegen. 
Wie passt der Test mit den Magazino Robotern in die Strategie für Zalandos Logistik?
Zu Knyphausen:
 Seit dem Bau unseres ersten Logistikzentrums in Erfurt 2012 investieren wir in Automatisierung. Schon beim Aufbau unserer Fördertechnik lag der Fokus darauf, dass die Technik die Produkte zu unseren Mitarbeitern bringt und ihnen somit Laufwege erspart und sie entlastet. Ein weiteres Beispiel sind unsere Taschensortierer in Mönchengladbach und Lahr, die unseren Kollegen unergonomische Bewegungen abnimmt. Perspektivisch könnte das bei Toru ähnlich sein, das wird aber noch etwas dauern. Die Investition in Automatisierung und das Testen von Robotiklösungen ist daher der nächste logische Schritt für Zalando und unsere Logistik-Strategie.
Und wie sieht das in Zukunft aus? Was können wir von der Automatisierung im Bereich Logistik erwarten?
Zu Knyphausen:
Wir werden weiterhin verschiedene Technologien testen, bis wir, wie beim Taschensortierer in Lahr und Mönchengladbach, genau die richtige Lösung für uns gefunden haben. Zalando möchte den Einsatz von Technologie in der Logistik weiter fördern und die Branche in der Hinsicht voranbringen. Dafür ist der Austausch mit unseren Partnern und Kollegen in der Branche sehr wichtig. Ich kann mir vorstellen, dass Technologie auch in Zukunft verstärkt zur Hilfe bei manuellen Prozesse eingesetzt wird, da Faktoren wie steigende Anforderungen an Ergonomie und Arbeitsschutz den Einsatz vorantreiben werden.




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