Payment-Modalitäten 20.09.2019, 10:06 Uhr

Die sichersten Zahlungsmöglichkeiten für Online-Händler

In Deutschland bieten Online-Händler im Durchschnitt vier bis fünf Zahlungsmethoden an. Die verschiedenen Verfahren sind dabei mit unterschiedlich hohem Risiko für den Händler verbunden. Wir nennen die sichersten Zahlungsmöglichkeiten.
(Quelle: shutterstock.com/Maxx-Studio)
Von Markus Damer, Head of Finance bei Creditsafe Deutschland, Anbieter von Wirtschaftsinformationen
In Deutschland bieten Online-Händler ihren Kunden im Durchschnitt vier bis fünf Zahlungsmethoden an. Das ist gut für die Kunden - sie können von der grossen Auswahl profitieren und ihr bevorzugtes Verfahren wählen. Die verschiedenen Verfahren sind aber mit unterschiedlich hohem Risiko für den Händler verbunden. Ein ausbleibender Zahlungseingang ist dabei vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen ein Albtraum-Szenario. Wir bieten einen Überblick über die wichtigsten Payment-Modalitäten:

1. Rechnung

Diese Zahlungsmöglichkeit ist für Käufer im Gegensatz zur Vorkasse sehr bequem: Er kann das erworbene Produkt zu Hause in Ruhe begutachten und prüfen, bevor er das Geld an den Verkäufer überweist. Dank der Flexibilität ist diese Zahlungsmöglichkeit vor allem im B2B-Bereich besonders beliebt.
 
Risikobewertung:
Das Unternehmen ist direkt von der Zahlungsmoral der Kunden abhängig. Für den Händler bringt diese Zahlungsoption daher das grösste Risiko mit sich.
 
Tipp:
Die Rechnungs-Option kann auf eine bestimmte Warenkorbgrösse begrenzt oder nur für eine bestimmte Kundengruppe mit einer erfahrungsgemäss positiven Zahlungsmoral und -fähigkeit freigeschaltet werden. Bei einem Neugeschäft können diese Eigenschaften durch Firmenauskünfte und Zahlungserfahrungsdaten von Auskunfteien überprüft werden. 

2. Lastschriftverfahren

Deutschland ist das Land mit der grössten Lastschriftnutzung - rund die Hälfte aller bargeldlosen Transaktionen werden über diesen Weg abgewickelt. Kein Wunder, denn für Kunden ist die Bezahlung über das SEPA-Lastschriftverfahren sehr bequem, da diese hier ein Mandat zur Abbuchung erteilen und ihnen daher sonst kein weiterer Aufwand entsteht.
Der Zahlungsempfänger, also der Händler, muss dagegen sicherstellen, dass die Mandate ordnungsgemäss erteilt sind. Zudem muss bei der Deutschen Bundesbank eine Gläubiger-Identifikationsnummer beantragt werden. Dafür ist beim Lastschriftverfahren der Geldeingang jedoch zeitlich sehr genau planbar. 
 
Risikobewertung:
Bei diesem Zahlungsverfahren entsteht für den Händler das Risiko eines ungedeckten Kundenkontos. Er muss somit einerseits einen vorübergehenden Zahlungsausfall in Kauf nehmen, andererseits berechnen die Banken dem Zahlungsempfänger oft Gebühren für die Lastschriftrückgabe. Auch wenn diese in einem Mahnverfahren zurückverlangt werden können: Für den Händler bedeutet dies zunächst ein erhöhtes finanzielles Risiko.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Kunden solche Zahlungen von der Bank relativ lange zurückbuchen lassen können. Bis zu acht Wochen ist dies sogar ohne Angabe von Gründen möglich. Laut einem Beschluss des europäischen Gerichtshofes müssen Unternehmen, die ihren Kunden ein Lastschriftverfahren anbieten - dieses auch Nutzern aus allen Ländern zur Verfügung stellen - es ist daher nicht möglich, den Einsatz des Verfahrens regional zu begrenzen.
 
Tipp: Händler können das Lastschriftverfahren nur für Bestandskunden anbieten oder sich mit Hintergrundchecks vorher absichern. Einzelnen Kunden, die eine negative Bonität aufweisen, können somit andere, für den Händler sicherere Zahlungsmöglichkeiten angeboten werden.

3. Vorkasse

Die meisten Shops bieten eine Zahlung per Vorkasse an - auch wenn es für die Kunden und insbesondere bei Bestellungen im Internet weit weniger attraktiv ist. Warum diese Zahlungsmöglichkeit dennoch fast immer angeboten wird: Erst nach dem Geldeingang auf das Geschäftskonto wird die Ware an den Kunden versandt. Käufer treten somit in Vorleistung und gewähren dem Händler einen Vertrauensvorschuss. Oft dauert die Zustellung bei dieser Zahlungsmodalität etwas länger, denn zu der regulären Lieferzeit kommt hier auch die Überweisungslaufzeit.
Risikobewertung: Zahlungsausfälle sind praktisch unmöglich - das Risiko für den Verkäufer ist beim Vorkassen-Kauf somit minimal
 
Tipp: Präsent platzierte Kundenbewertungen und Trust-Siegel demonstrieren Vertrauenswürdigkeit. Mit Rabatten wird diese Zahlungsart für Kunden zusätzlich attraktiver.

4. Nachnahme

Zahlung gegen Ware - und zwar unmittelbar: Dies ist das Prinzip der Nachnahme. Zunächst verschickt das Unternehmen das Produkt an den Kunden. Dieser begleicht die Rechnung im Augenblick der Paketübergabe durch den Lieferanten.
 
Risikobewertung: Händler müssen sich bei dieser Zahlungsmöglichkeit auf eine Wartezeit von bis zu 14 Werktagen einstellen, bis sie das Geld vom Logistikunternehmen erhalten, sollte ein Kunde nicht zahlen wollen oder können. Dennoch ist das Risiko überschaubar, da die Unternehmen ihre Ware im Zweifelsfall zurückerhalten.
 
Tipp: Die bei der Nachnahme fälligen Servicegebühren können in der Regel auf den Kunden umgeschlagen werden. Sollte er seine Lieferung jedoch nicht annehmen, muss der Versender diese Kosten tragen.
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Quelle: Payment Summit

Payment Provider, Ratenzahlung, Kreditkarte

5. Payment Provider

Mittlerweile bieten mehr als die Hälfte aller B2B-Shops eine Zahlung via PayPal, Sofort oder anderen onlinebasierten Dienstleistern an. Vor allem im B2C-Bereich sind diese Bezahlservices dagegen nicht mehr wegzudenken, wohingegen im B2B-Geschäft klassische Bezahlarten wie etwa der Rechnungskauf dominieren.
Die Zahlungsabwicklung bei Payment Providern ist dabei jedoch schnell und unkompliziert. Für Kunden ausserdem von Vorteil: Bei Fehlbuchungen oder Betrugsfällen erhalten sie ihr Geld schnell zurück.
 
Risikobewertung: Das Risiko, als Unternehmen am Ende kein Geld zu erhalten, ist bei PayPal und Co. gering. Ein Unsicherheitsfaktor ist jedoch die Abhängigkeit von den undurchsichtigen Prozessen der Dienstleister.
 
Tipp: Händler sollten externe Payment Provider nicht als alleinigen Zahlungsweg, sondern als zusätzliche Option anbieten, denn bei einer Beschwerde von Käufern oder Verkäufern friert der Zahlungsdienstleister das Konto ein - leider in der Vergangenheit zum Teil auch in ungerechtfertigten Fällen. Aus diesem Grund ist es ratsam, stets genügend finanzielle Reserven zu haben, um nicht durch ein eingefrorenes Konto selbst Zahlungsschwierigkeiten zu bekommen.

6. Ratenzahlung

Der Ratenkauf kann für Unternehmen den Zugang zu einer Zielgruppe ermöglichen, die sich das Produkt sonst nicht leisten könnte. Bei dieser Zahlungsweise werden über einen Zeitraum regelmässig kleinere Anteile der Gesamtsumme überwiesen oder eingezogen. Für Händler bringt dies einen grösseren organisatorischen Mehraufwand mit sich.
 
Risikobewertung: Bei der Ratenzahlung ist das Risiko für Unternehmen vergleichsweise hoch, denn kommt es bei dem Kunden zu einer Insolvenz, muss das Unternehmen damit rechnen, auf die noch fälligen Raten verzichten zu müssen oder sogar die schon bezahlten Raten noch Jahre später an den Insolvenzverwalter zurückzuzahlen.
 
Tipp: Die Option einer Ratenzahlung können Unternehmen zur Risikominderung nur bei langen Kundenbeziehungen oder einem Hintergrundcheck der Käuferbonität freischalten.

7. Kreditkarte

Anders als in Deutschland ist die Kreditkarte das mit Abstand beliebteste Zahlungsmittel. Für international tätige Händler ist sie daher eine unverzichtbare Zahlungsmodalität. Händler müssen dafür einen Kreditkartenakzeptanzvertrag mit einer Acquirer-Bank abschliessen. Diese Bank zieht das Geld von dem Kunden ab und überweist es an den Verkäufer. Sie übernimmt dabei zusätzlich die Verantwortung für die sichere Abwicklung der Zahlung. Im Gegenzug wird für jede Transaktion eine Gebühr fällig. Für den Kunden ist die Möglichkeit der Kreditkartenzahlung zugleich ein Zeichen der Seriosität, da die Acquirer-Bank Online-Händler im Vorfeld streng überprüft.
 
Risikobewertung: Die grösste Gefahr besteht hierbei in Form von Kreditkartenbetrug. Dabei geben Betrüger beispielweise an, die Ware nicht erhalten zu haben. In diesem Fall wird das sogenannte Chargeback-Verfahren eingeleitet. Händler verlieren auf diesem Weg nicht nur ihr Produkt, sondern auch die Einnahmen. Zusätzlich müssen sie für eine Bearbeitungsgebühr des Rückbuchungsvorgangs aufkommen.
 
Tipp: Bei einige Zeichen sollten Händler aufhorchen: Ein hoher Warenkorbwert, IP-Adresse aus einem Risikoland, abweichendes Herkunftsland der Karte beziehungsweise E-Mail-Adresse und der IP oder eine anonyme IP sind nur einige Warnsignale. Die angegebene Kreditkartennummer und die genauen Kundendaten sollten deshalb genau auf Plausibilität geprüft werden.



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