Quick Commerce 15.02.2021, 12:06 Uhr

Der Markt für ultraschnelle Lieferungen wächst

Vor allem im Food-Segment sind sie beliebt: Quick Deliveries. Doch immer mehr Anbieter liefern auch Alltagsware. Ein Überblick der bekanntesten europäischen Anbieter.
(Quelle: shutterstock.com/Christian Mueller)
Last-Mile-Delivery, Instant-Delivery, On-Demand-Delivery: Gerade spriessen viele Unternehmen aus dem Boden, die den E-Commerce revolutionieren wollen. Unter den Oberbegriff "Quick Commerce" oder "Q-Commerce" werden viele neue Start-ups gefasst, die Essenslieferungen an die Haustür liefern.
Wegen des Corona-bedingten Zuhause-Essens und dem Trend zum "Cocooning" erfreuen sich diese Modelle momentan grosser Aufmerksamkeit, auch von Investoren. Meistens geht es dabei um Lieferungen, die in einem Zeitrahmen von zwei Stunden abgewickelt werden und daher ein erhöhtes Mass an logistischer Feinarbeit benötigen. Wir stellen die neuesten Player in Europa vor.

Cajoo

Anfang Februar startete ein neues Quick-Commerce-Start-up aus Frankreich, das sich ultraschnelle Lieferungen auf die Fahne geschrieben hat. Cajoo wurde erst Ende 2020 gegründet und sammelte bereits 7,3 Millionen Dollar (6 Millionen Euro) von Investoren ein. Wie andere Q-Commerce-Anbieter will Cajoo die Marke von 15 Minuten bei der Paketzustellung nicht überschreiten. Für seine Startphase in Paris gibt es schon eine App. Cajoo betreibt derzeit seine Warenhäuser nur im Stadtzentrum und nicht in den Vorstädten. Die Depots sind maximal 100 Quadratmeter gross. Liefern will das Start-up vor allem Lebensmittel und alltägliche Produkte aus dem Supermarkt, von Drogerieartikeln über Tiefkühlware bis hin zu frischen Eiern.

Wolt

Im Januar 2021 hat das finnische Unternehmen Wolt mit Sitz in Helsinki eine Finanzierungsrunde von 530 Millionen Dollar abgeschlossen. Das Start-up wurde bereits 2014 ins Leben gerufen und hat nun vor Kurzem seinen Deutschland-Start hingelegt. Seit Mitte Januar 2021 liefert es Restaurantessen und Lebensmittel in München und Frankfurt. An dem Start-up hat sich auch Serial Entrepreneur Lukasz Gadowski (Spreadshirt, Delivery Hero) beteiligt.

Dija

Das Unternehmen wurde von ehemaligen Deliveroo-Mitarbeitern in den UK gegründet und bietet die Lieferung von frischen Lebensmitteln an, welche in Micro-Depots gelagert werden. Diese hyper-lokalen Fulfillment-Zentren werden in städtischen Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte eingerichtet. Auch hier verbindet man sich als Kunde über eine App mit dem Lieferdienst. Es sammelte laut Techcrunch bereits eine Finanzierung in Höhe von 20 Millionen Dollar ein, um vor dem Start noch mehr "Dark Stores" (also Läden ohne Publikumsverkehr) einzurichten, von denen aus fertige Gerichte und Lebensmittel in innerstädtischen Bezirken ausgeliefert werden sollen.

Delivery Hero

Das Berliner Start-up, das innerhalb eines Jahrzehnts zu einem global agierenden, börsennotierten Unternehmen aufgestiegen ist, setzte die Massstäbe für Quick Commerce. Für dieses Business-Modell hat Delivery Hero eine eigene Abteilung im Unternehmen eingerichtet, was schon die Schwerpunktsetzung des Unternehmens für die nächsten Jahre erkennen lässt. Zielsetzung ist, dass in 15 Minuten das dringend benötigte Paket beim Kunden ankommt. Um das zu erreichen, liefert der Global Player mittels Fahrradkurieren von seinen eigenen mehr als 150 D-Marts und angeschlossenen stationären Geschäften. Das Sortiment ist auf ungefähr 3.000 verschiedene Produkte begrenzt, darunter Handykabel, Eier und andere Supermarktprodukte.

Weezy

Das Start-up mit Sitz in London sammelte im Januar 2021 20 Millionen Dollar ein, um seine durchschnittliche Lieferzeit von 15 Minuten für die Lieferung von Lebensmitteln zu finanzieren. Weezy bringt das Hyper-Lokale in den Online-Lebensmitteleinkauf und kombiniert seine eigenen, strategisch gelegenen Fulfillment-Zentren mit einer Flotte von elektrischen Moped- und Fahrradkurieren. Diese sollen Bestellungen über die Weezy-App entgegennehmen. Bis Ende des Jahres sind rund 40 weitere Standorte in Grossbritannien geplant und in den nächsten vier Monaten sollen 50 neue Mitarbeiter eingestellt werden.

Gorillas

Erst kürzlich nach München gekommen, will der Lieferdienst Gorillas bald nach Stuttgart und Frankfurt expandieren. Er verspricht noch schneller als die Konkurrenz zu sein, innerhalb von zehn Minuten soll die heiss ersehnte Ware an den Mann oder an die Frau gebracht werden. Deswegen ist auch der Lieferbezirk einer Stadt eng begrenzt. In Berlin liefert das Unternehmen nur im Stadtteil Prenzlauer Berg und in München nur im Glockenbachviertel. Dafür beschäftigt es seine Fahrer direkt und verkauft zu Einzelhandelpreisen.

Glovo

Das spanische Glovo, das seinen Sitz in Barcelona hat, wuchs laut einer Pressemitteilung im Jahr 2020 um 300 Prozent. Es will daher seine Liefertätigkeit neben Spanien auch auf andere europäische Länder und dort auf einzelne Städte ausdehnen. Die kleinen innerstädtischen Verteilzentren werden ähnlich wie bei anderen Q-Commerce-Pioniere "Dark Stores" genannt, angelehnt an die "Dark Kitchens" von leer stehenden Restaurants. Von diesen hat Glovo bereits 18, geplant ist bis Ende des Jahres eine Steigerung auf 100 Verteillager. Diese erleichtern die ultraschnellen Lieferungen und sind unabdingbar, will man Q-Commerce effektiv betreiben. Der Lieferdienst Glovo hat daher eine strategische Partnerschaft mit dem Schweizer Immobilienunternehmen Stoneweg angekündigt, der mit 100 Millionen Euro den Aufbau und die Renovierung von Stadtimmobilien finanzieren soll. Glovo liefert nicht nur von bekannten Supermarkt-Marken wie Carrefour, Continente und Kaufland, sondern auch von IKEA and L’Oréal.

Getir

Der türkische Lebensmittellieferant Getir wurde 2015 gegründet. Über seine mobile App bietet es einen ultraschnellen On-Demand-Lieferservice für Lebensmittel sowie einen Kurierdienst für die Lieferung von Lebensmitteln in Restaurants. Es hat für seinen Start in London gerade erst 128 Millionen Dollar von Investoren erhalten. Falls das Unternehmen sich dort neben Konkurrenten wie Deliveroo unmd UberEats eine anständige Nutzerbasis aufbauen kann, wird es sich laut Forbes-Magazin auch in anderen europäischen Städten durchsetzen wollen.

Amazon Prime now

Der Prime-Now-Service wird derzeit in Berlin, im Raum München und im Grossraum Darmstadt und Frankfurt Süd angeboten. Auch dessen Angebot konzentriert sich vor allem auf frische Lebensmittel, Drogerie-Artikel und kleinere Elektronikprodukte. Das Gesamtgewicht und die Anzahl der bestellten Produkte ist bei jeder Lieferung begrenzt. Obendrein ist Amazons Lieferschnelligkeit nicht mit der von reinen Q-Commerce-Playern zu vergleichen, da die versprochene Instant-Lieferungszeit immer noch zwischen einer und zwei Stunden liegt.




Das könnte Sie auch interessieren