Virtuelles Geld 26.06.2015, 09:24 Uhr

Kryptowährung: In drei Stufen zur Disruption

Nach dem Bitcoin-Hype im letzten Jahr ist es um die Kryptowährung still geworden. Einige Experten glauben jedoch, dass die wirklichen Innovationen noch bevorstehen.
Geld und Statistiken auf einem Tablet
(Quelle: fotolia.com/Aurielakt)
Von Stefan Mey
Anfang 2009 war der Bitcoin nur wenige Euro wert, irgendwann waren es 100, dann 500 und Anfang 2014 um die 800 Euro. Der Aufstieg dieser Kryptowährung schien jahrelang kein Ende zu kennen. Nach der Insolvenz der Bitcoin-Börse im letzten Jahr war der mediale Hype jedoch vorbei.
Seitdem diskutieren nur noch Insider über die Kryptowährung als das nächste grosse Ding. So ist es auch kaum bekannt, dass es mittlerweile Dutzende Alternativen für Payment wie den Litecoin, den Dogecoin oder den Ripple gibt.

Bringt die Kryptowährung eine revolutionäre Umwälzung?

Dabei könnten Kryptowährungen die nächste grosse Innovation durch das Internet auslösen. Das zumindest glauben zwei Journalisten des US-amerikanischen "Wall Street Journal".
In ihrem Buch "Cryptocurrency - wie virtuelles Geld unsere Gesellschaft verändert" skizzieren sie, was alles passieren könnte: Sämtliche Intermediäre bei einer Geldtransaktion könnten überflüssig werden - Banken, aber auch Kreditkartenunternehmen und Zahlungsdienstleister wie Paypal.
Wenn alle statt Euro und Dollar nur noch den Bitcoin oder eine ähnliche Kryptowährung nutzen, würden Regierungen die Kontrolle über das Geld verlieren. Und 2,5 Milliarden Menschen in ärmeren Ländern, die bisher kein Bankkonto haben, würden an das Finanzsystem angeschlossen, denn auch einfachere Handyversionen können Transaktionen von einer Kryptowährung ausführen.
Geldtransfers würden grenzüberschreitend und ohne Zeitverzögerungen stattfinden, und die deutlich niedrigeren Gebühren würden die Margen der Online-Händler erhöhen.
Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt allerdings ist von solch einer disruptiven, das Bestehende verdrängenden, Entwicklung wenig zu sehen. Laut einer jüngst veröffentlichten Umfrage der Deutschen Bundesbank kannten Mitte 2014 nur knapp 30 Prozent der Bundesbürger den Bitcoin - und von denen wiederum besass nur jeder Fünfzigste selbst diese Kryptowährung.
Die Einschätzung von Ingmar Böckmann, Referent für E-Commerce, IT-Sicherheit und Logistik beim E-Commerce-Verband BEVH, fällt wenig positiv aus: "Die Zahlung mit Bitcoins oder einer alternativen Kryptowährung ist kaum verbreitet in der deutschen E-Commerce-Landschaft. Ich sehe auch nicht, dass sich das ändern wird."
Dem einzig denkbaren Vorteil, der Möglichkeit anonymer Zahlungen, stellt er hohe Kursschwankungen, das Betrugsrisiko und die Attraktivität für Steuerhinterziehung und Schwarzmarkthandel entgegen.
Auch Achim Himmelreich, Vizepräsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW), äusserst sich skeptisch: "Gerade die Internet-Wirtschaft in Deutschland geht sehr vorsichtig mit Pseudowährungen wie Bitcoins um. Der erste Hype hat sich ja auch etwas gelegt, da sich die Hoffnung auf eine Massenverbreitung nicht erfüllt hat."
Als Vorteile der Kryptowährung sieht er die höhere Geschwindigkeit und die niedrigeren Kosten bei Transak­tionen, als Nachteile mögliche Hacker-Angriffe, die nicht durch Institutionen wie die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefangen werden. Als BVDW rate man Marktteilnehmern, bis auf Weiteres auf bewährte Zahlungskanäle zu vertrauen.




Das könnte Sie auch interessieren