Meine Top-Kampagne 08.11.2019, 11:56 Uhr

Kleiderbügel - das schmutzige Geheimnis der Fashion-Industrie

In regelmässigen Abständen bewerten und analysieren Experten aus der Digitalbranche exklusiv für uns aktuelle Werbekampagnen. Diese Woche kommentiert Heiko Gregor, Geschäftsführer von Hoffmann und Campe X.
(Quelle: Screenshot/YouTube)
Von Heiko Gregor, Geschäftsführer von Hoffmann und Campe X
Spätestens mit Beginn des Greta-Hypes ist Nachhaltigkeit im Werbe- und Kommunikations-Mainstream angekommen. Viele Marken schmücken sich mittlerweile mit entsprechenden Kampagnen. Tatsächlich meinen es sogar viele Unternehmen wirklich ernst - wie wir von Hoffmann und Campe X übrigens auch.
Allerdings lohnt gerade bei Kampagnen mit Nachhaltigkeitsziel ein genauer Blick: Wie wichtig ist den Machern die Sache wirklich und - was oft vergessen wird - wie nachhaltig ist die Produktion? Hier scheitern viele. Nicht so die bemerkenswerte Kampagne "Fashion's Dirty Little Secret" der Kleiderbügel-Marke Arch & Hook.
Auf der London Fashion Week gelauncht, knöpft sich die Werbeaktion ein grosses, aber bisher unbeachtetes Problem der globalen Textilindustrie vor: Plastikkleiderbügel. Bislang sind die Hänger unverzichtbar für den knitterfreien Fashion-Transport. Das führt aber auch dazu, dass jedes Jahr rund 85 Milliarden Plastikbügel in den Müll wandern und die Umwelt belasten. 

Einwegplastik-Phänomen

Geschickt erklärt der Kampagnen-Titel dieses Einwegplastik-Phänomen zum schmutzigen Geheimnis einer ganzen Branche. Die nachhaltigen Bügel von Arch & Hook sind dagegen zu 100 Prozent aus recyceltem Material oder aus FSC-zertifiziertem Holz. Das erste Kriterium einer stichhaltigen Nachhaltigkeitskampagne ist erfüllt: Kleiderbügel dieser Marke helfen der Umwelt und schonen Ressourcen.
Aber auch das Kampagnen-Video als zentrales Element ist nachhaltig gestaltet. Dabei setzt die Ridley Scott Creative Group bei der Darstellerin auf ein Mitglied der "Model Mafia", einer Gruppe ­engagierter Models, die sich aktiv für den Umweltschutz einsetzen. Nimue Smit trägt im Video ausserdem Mode und ­Designs des nachhaltig arbeitenden Couturiers Ronald van der Kemp.
Das alles ist konsequent und überzeugt. Ausserdem wird der notwendige Schritt weitergedacht, an dem die Werbebranche noch viel zu oft scheitert: authentisch sein und Vertrauen substanziell aufbauen. Für mich gehört die Kampagne zu den absoluten Positivbeispielen, wie man sich unabhängig vom Greta-Hype ernsthaft mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen kann.



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