INTERNET WORLD EXPO 12.03.2019, 14:01 Uhr

Frank Thelen: "Keine Energy-Drinks und keine Müslis"

Mit Investor Frank Thelen und Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen, eröffneten zwei prominente und polarisierende Köpfe die INTERNET WORLD EXPO in München. In einem waren sich beide Sprecher einig: "Raus aus der Komfortzone", so die Botschaft zum Auftakt.
Frank Thelen
Frank Thelen forderte auf der INTERNET WORLD EXPO: "Raus aus der Komfortzone, rein in die Zukunft"
(Quelle: Frank Thelen)
Das Grusswort übernahm Katharina Schulze, MdL und Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Grüne. Sie begann ihren Vortrag gleich mit einer Mahnung: "Unsere vermeintliche Selbstverständlichkeit in Sachen EU und Demokratie ist anfällig und nicht mehr selbstverständlich. Die Demokratie ist so gefährdet wie lange nicht mehr."
Sie will mit ihrer Politik Orientierung bieten und Lösungsansätze für Herausforderungen bieten. Das betrifft auch das Thema Digitalisierung. "Wir reden nicht wirklich darüber wie Digitalisierung gestaltet gehört, noch geht es vor allem um die Verwaltung."
Für die Grünen sind daher vier Punkte wichtig, um die Digitalisierung erfolgreich voranzutreiben:
  • Freiheit: Stichworte Netzneutralität und Rechtssicherheit

  • Gerechtigkeit: Hier gilt es, gleiches Recht für alle sicherzustellen. Unterstützung soll bekommen, wer sie benötigt. Schulze spricht sich hier für eine Digitalsteuer aus: "Starke Schultern sollten mehr tragen als schwache". Die Politikerin sieht das Internet als Daseinsvorsorge an, heisst: Gefordert sind flächendeckender Glasfaserausbau und Mobilfunkausbau. "Es ist peinlich, schade und traurig, dass wir hier in Bayern so hinterherhinken."

  • Datenschutz: Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) selbst ist für Schulze gut, aber die Einführung sei handwerklich nicht gut gelaufen. "Das hat mich verwundert, der 25. Mai ist ja nicht vom Himmel gefallen". Auch das Thema Datensouveränität ist für sie von Bedeutung.

  • Nachhaltigkeit: Schulze hofft auf eine nachhaltige digitale Welt, dazu gehören Punkte wie CO2-neutrale Verpackungen oder Ökostrom.

Das Orchester der Technologien

Die TrendArena platzte aus allen Nähten, als Investor Frank Thelen, Gründer und Geschäftsführer e42 II, die Bühne betrat. Er sprach mit dem Publikum über die Zukunft. Denn die nächsten zehn Jahren sollen laut Thelen die verrücktesten der Geschichte werden.
Das ist Thelens Baukasten der Zukunft, ein Orchester aus vielen Technologien:
1. Künstliche Intelligenz: Aktuell für Thelen eher frustrierend. Für ihn ist aber sicher: KI wird das Leben verändern wie noch keine andere Sache zuvor.
2. Robotics: Hier stehen wir an einer Schwelle, an der die Technologie in den Laboren schon fertig ist, im Alltag gibt es aber noch kaum Berührungspunkte. Roboter werden aber für Thelen ein essentieller Bestandteil unseres Lebens.
3. E-Transportation: Bedenkenträgertum gegenüber E-Transportation in Deutschland. Aber in den nächsten zwei bis vier Jahren wird elektrobetriebene, Co2-neutrale Fortbewegung im Vordergrund stehen.
4. 5G: 5G heisst für Thelen Latenzzeitoptimierung und Quality of Service, er sieht die Technologie als Game Changer.
5. Internet of Things
6. Speech: Revolution der Interaktion mit einem Computer. Noch nicht relevant für Thelen.
7. Virtual Reality
8. Augmented Reality
Alle zusammen werden laut Thelen die Welt dramatisch ändern. Aber das Entscheidende wird das Orchester aus all diesen Technologien sein, erklärt Thelen. Eine explosionsartige Innovation wird freigesetzt, alles befeuert sich gegenseitig. Für Thelen stellt sich hier die Frage: Wo bleiben die Europäer? Wo spielt hier Europa mit? "Wir haben all diese Technologiewellen verpasst, nach SAP wurde kein bedeutender Tech-Gigant mehr aufgebaut."
Er selbst hat inzwischen sein Leben radikal geändert, wie Thelen stolz erklärt, er will einen grossen Weltmarktführer aufbauen. Seine Investmentfirma Freigeist will nur noch in grosse Technologien aus Europa investieren. Dazu gehört etwa Lilium Aviation, Hersteller elektrischer Flugzeuge. 100 Millionen Euro wurde bereits in das Unternehmen investiert. Lilium Aviation fliegt 300 km weit und 300 km/h schnell.
Ein anderes Unternehmen ist Neufund. Neufund bringt Unternehmensanteile auf die Blockchain mit smart contracts. Das dritte Beispiel: Kraftblock, ein Energiespeicher der auf Nanotechnologie basiert.
Eines von Thelens wichtigsten Projekten ist Xentral, ein Online-ERP-System. Als er von dem Unternehmen durch seine Beteiligungen an den Höhle-der-­Löwen-Start-ups erfuhr, die teilweise auf die Xentral-Lösung setzen, machte er dem Unternehmen sehr schnell ein Beteiligungsangebot. "Mich hat bei Xentral der grosse Funktionsumfang begeistert. Xentral ist das gesamte Gehirn hinter einem Unternehmen. Das hat mich ­sofort begeistert", erklärt er.
Zu guter Letzt gilt es für Thelen nun, "brilliante Köpfe" zu finden und mit ihnen zu diskutieren und Ideen zu entwickeln. "Ich will verrückte Ingenieure treffen, keine Energy-Drinks- und keine Müsli-Start-ups."




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