Alternativen zu Amazon und eBay 13.03.2019, 10:48 Uhr

Das sind Europas wichtigste Online-Marktplätze

Händler, die ins Ausland expandieren wollen, setzen für den internationalen Verkauf oft auf Amazon und eBay. Doch nicht in allen europäischen Ländern sind die grossen Zwei genauso dominant wie in Deutschland - in einigen Märkten gibt es interessante lokale Player.
(Quelle: shutterstock.com/Tatiana53)
Die meisten deutschen Online-Händler, die ihre Reichweite über die deutschen Grenzen hinaus erweitern wollen, starten ihre Expansion mit den Verkäuferportalen von Amazon oder eBay. Mit ­wenigen Klicks können hier ganze Sortimente international angeboten werden, per Fulfillment-Service übernimmt der Marktplatz auch noch die Logistik ins Zielland. Einfacher geht Internationalisierung nicht. 

Viele Lokalmatadore sind einen Blick wert

Aber: Die einfache Lösung ist nicht für jeden Markt die beste. Wie eine intensive Recherche in zahlreichen Quellen und Marktzahlen gezeigt hat, sind Amazon und eBay zwar in vielen europäischen Ländern populär - aber längst nicht überall sind sie so dominant wie in Deutschland.
Schon in Frankreich, dem drittgrössten E-Commerce-Markt Europas, führt nicht Amazon die Liste der beliebtesten Marktplätze an, sondern die französische Shopping-Site CDiscount mit ihrem Marktplatz C le Marché. In Spanien und Italien ist neben Amazon auch der Marktplatz Privalia einen Blick wert. In der Schweiz dominiert Ricardo.ch, in den Niederlanden und Belgien Bol.com, in Griechenland Skroutz.gr. Modehändler, die sich für den nordeuropäischen Markt interessieren, sollten eine Zusammenarbeit mit Zalando in Erwägung ziehen; die Berliner haben starke Ableger in Dänemark, Schweden, Belgien und Norwegen.
Eine Sonderstellung in Sachen Online-Marktplätze nimmt der polnische E-Commerce-Markt ein: Amazon und eBay gibt es hier nicht, dafür ­dominiert Allegro.pl das Geschehen.
Welcher ausländische Marktplatz für deutsche Händler interessant ist, hängt von vielen Faktoren ab: Wie hoch ist das Umsatzpotenzial, wie sieht die Logistik ins Zielland aus, wie funktioniert vor Ort die Payment-Abwicklung, bietet das eigene Shopsystem eine Schnittstelle zum Marktplatz vor Ort an, wie aufwendig ist die Übersetzung der Produktseiten etc.? Doch wer genau hinschaut, findet auch unter den Marktplatz-Exoten interessante Partner.

Woher kommen die Zahlen?

Wir haben für die 20 grössten europäischen Online-Märkte die jeweils drei interessantesten Marktplätze ausgemacht, auf denen deutsche Online-Händler verkaufen können. Dafür haben wir unterschiedlichste Quellen herangezogen; der E-Commerce-Umsatz der jeweiligen Länder bezieht sich auf Berechnungen von Statista (mit Ausnahme von Griechenland), für die Auswahl der wichtigsten Marktplätze haben wir auf Daten von ecommerce-news.eu zurückgegriffen, das die Visits pro Monat auf den grössten E-Commerce-Websites jedes europäischen Landes sammelt und darauf basierend ein Ranking erstellt.
Es handelt sich bei den genannten Marktplätzen also um die in jedem Land sichtbarsten Seiten - nicht zwangsweise um die umsatzstärksten. Ein Umsatzranking zu erstellen, ist angesichts der aktuellen Datenlage nicht seriös möglich, da die meisten Online-Marktplätze kein Marktplatz-Umsatzvolumen für einzelne Länder ausweisen. 
Auf den folgenden Seiten findet ihr also die unseren Recherchen nach wichtigsten Online-Marktplätze für die 20 grössten europäischen E-Commerce-Märkte, sortiert nach den Umsatz-Gesamtgrössen der jeweiligen Länder. Einzelne besonders interessante lokale Player stellen wir zusätzlich mit erklärenden Texten näher vor. 

Grossbritannien, Deutschland und Frankreich

Grossbritannien

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 78 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze: 
  • Amazon
  • eBay.co.uk         
  • Flubit.com
Flubit vorgestellt: Flubit ist ein britischer Vollsortimentmarktplatz, der damit wirbt, günstiger als Amazon zu sein. Einfache Händlerintegration via SKU Cloud (Magento, Plentymarkets, Woocommerce und viele andere bieten Schnittstellen an).
Händler müssen den niedrigsten Preis angeben, zu dem sie verkaufen können. Der Algorithmus berechnet einen Endkundenpreis anhand von Angebot und Nachfrage. Verkaufsprovisionen werden nicht berechnet.

Deutschland

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 63 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Amazon.de        
  • Otto.de
  • eBay.de

Frankreich

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 44 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • CDiscount.fr / C le Marché
  • Amazon.fr
  • FNAC.fr
CDiscount vorgestellt: Rund 16 Millionen aktive Nutzer sind bei CDiscount registriert, der Shop erreicht neben französischen auch belgische Kunden. Rund 9.000 Händler verkaufen auf dem Marktplatz C le Marché. Wer auf CDiscount verkaufen will, braucht zwingend französische Produktbeschreibungen. Verkaufsprovision: fünf bis 20 Prozent + 39,90 Euro Monatsgebühr
FNAC vorgestellt: 20 Millionen registrierte Nutzer, 15 Millionen Unique User pro Monat, zehn Millionen gelistete Produkte: FNAC ist eine E-Commerce-Macht in Frankreich und anderen französisch sprechenden Ländern.
Über 3.000 Händler sind hier gelistet. Verkaufsprovision: acht bis 14 Prozent  + monatliche Gebühr (39.90 Euro) + "Frais de gestion" (Abwicklungsgebühren)

Spanien, Italien und Niederlande

Spanien

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 14 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Privalia.es
  • Amazon.es
  • Carrefour
Privalia vorgestellt: 8,5 Millionen aktive Nutzer besuchen Privalia, das in Spanien und Italien besonders stark vertreten ist. Nur Händler mit mehr als 300 Artikeln können hier verkaufen. Verkaufsprovi­sion: fünf bis 20 Prozent

Italien

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 14 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Amazon.it
  • Zalando.it
  • Privalia.com (siehe oben)

Niederlande

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 12 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Bol.com
  • Zalando.nl
  • Amazon.com
Bol.com vorgestellt: Mit 15 Millionen Produkten ist der Online-Marktplatz in den Niederlanden und Belgien der grösste Webshop und verzeichnet 8 Millionen Nutzer. In den beiden Ländern profitiert die Plattform von einem Bekanntheitsgrad von über 95 Prozent. Mehrere Shopsysteme (etwa Plentymarkets) bieten Schnittstellen zu Bol.com an.

Schweden, Polen und Österreich

Schweden

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 9,5 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze
  • CDON.com         
  • Fyndiq.se
  • Blocket.se
Fyndiq vorgestellt: Fyndiq ist ein Schnäppchenmarktplatz, der in Schweden und anderen nordeuropäischen Ländern 1,6 Mio. aktive Kunden bedient. Den kurzlebigen Versuch, in Deutschland Fuss zu fassen, hat das Unternehmen 2016 bereits wieder eingestellt, versucht aber seither, ausländische Verkäufer für den Verkauf nach Schweden zu begeistern. Rund 1.700 Verkäufer sind aktuell aktiv. Verkaufsprovision: 15 Prozent

Polen

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. sieben Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
• Allegro.pl
Allegro vorgestellt: Allegro ist mit seinen neun Millionen aktiven Nutzern der absolute Marktführer in Polen, wo weder Amazon noch eBay bisher Fuss fassen konnten. Schätzungsweise 40 Prozent des ­gesamten polnischen E-Commerce-Umsatzes entfallen auf Allegro.pl. Händler, die hier aktiv sein wollen, kommen um polnische Produktbeschreibungen nicht herum, eine polnische Rücksendeadresse wird zudem empfohlen. Verkaufsprovision: zwei bis zehn Prozent

Österreich

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. sieben Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Amazon.de 
  • eBay.de
  • Shoepping.at

Norwegen, Belgien, Schweiz und Griechenland

Norwegen

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 6,5 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Finn.no
  • Ebay.com
  • Amazon.com

Belgien

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. sechs Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Bol.com (siehe Eintrag zu Niederlande)
  • Amazon
  • Zalando.nl

Schweiz

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. sechs Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Ricardo.ch
  • Amazon.de
  • eBay.ch
Ricardo.ch vorgestellt: Mit 3,2 Millionen Nutzern und knapp zwei Millionen Produkten ist Ricardo.ch E-Commerce-Marktführer in der Schweiz, eBay kommt gerade mal auf ein Fünftel der Nutzerzahl. Das Listen von Produkten ist kostenlos, bei Verkaufsabschluss wird eine Provision von neun Prozent fällig.

Griechenland

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. sechs Milliarden Euro (laut griechischem Wirtschaftsministerium)
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Skroutz.gr
  • eBay.com
  • Bestprice.gr
Skroutz.gr vorgestellt: Die griechische Preisvergleichsseite listet ­aktuell 7,5 Millionen Produkte von über 1.500 Händlern. Gebühren fallen nicht pro Verkauf, sondern pro Klick auf ein Produkt an. Einige Shopsysteme (z.B. Magento) bieten Schnittstellen zu Skroutz.gr an.

Türkei, Dänemark, Finnland und Irland

Türkei

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. fünf Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Gittigidiyor
Gittigidiyor vorgestellt: Gittigidiyor ist der führende Online-Marktplatz der Türkei mit 19 Millionen aktiven Usern, 60 Mio. Visits/Monat und 15 Millionen gelisteten Produkten. Verkaufsprovision: sechs bis 17 Prozent + Monatsgebühr (ab 69 Türkische Lira)

Dänemark

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. fünf Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Bilka.dk
  • Zalando.dk
  • Amazon.com

Finnland

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 4,5 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Verkkokauppa.com
  • Zalando.fi
  • Amazon.com

Irland

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 3,5 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • eBay.ie
  • Amazon.co.uk
  • Adverts.ie
Adverts.ie vorgestellt: Das irische Kleinanzeigenportal Adverts.ie hat sich erst kürzlich für professionelle Händler geöffnet. Aktuell sind dort 2.400 Profi-Seller gelistet, eine Million aktive Kunden nutzen das Portal. Verkaufsprovision: 3,5 Prozent plus Listinggebühren

Portugal, Rumänien und Tschechien

Portugal

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. 2,5 Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Amazon.es 
  • Olx.pt
  • Coisas
Olx vorgestellt: Olx ist ein hierzulande wenig bekannter, aber global aktiver Online-Marktplatz, der vor ­allem in Osteuropa, aber auch in Portugal ­sowie ­ausserhalb Europas in Südafrika, Indien und Brasilien insgesamt über 200 Millionen Nutzer weltweit verbuchen kann.

Rumänien

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. zwei Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Emag
  • Okazoo.ri         
  • Olx.ro

Tschechien

E-Commerce-Umsatz 2018: ca. zwei Milliarden Euro
Die wichtigsten Online-Marktplätze:
  • Heureka
  • Olx
Zum Schluss noch ein Hinweis: Aufgrund der lückenhaften und nur schwer vergleichbaren Datenlage zum europäischen E-Commerce versteht sich diese Marktplatzsammlung als "work in progress", die laufend aktualisiert wird.
Über Ergänzungen, Hinweise oder inhaltliche Korrekturen freuen wir uns deshalb. Schreibt gern an ingrid.lommer@internetworld.de




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