Quartalszahlen 03.02.2023, 07:15 Uhr

Amazon: "Kosten unter Kontrolle bringen" hat oberste Priorität

Apple, Amazon und der Google-Konzern Alphabet haben im vergangenen Quartal mit Gegenwind für ihr Geschäft zu kämpfen gehabt. Die Börse zeigte sich von ihren Zahlen nach dem Höhenflug in der Corona-Pandemie ziemlich enttäuscht.
(Quelle: shutterstock.com/Ink Drop)
Apple ist im Weihnachtsquartal normalerweise eine Gelddruckmaschine - doch diesmal gab es ein Problem ausgerechnet bei seinem wichtigsten Produkt. Corona-Lockdowns in chinesischen Fabriken sorgten für Engpässe beim lukrativen iPhone 14 Pro im November und Dezember. Die iPhone-Erlöse fielen um gut acht Prozent und zogen den Konzernumsatz mit runter. Dabei zeigte sich Konzernchef Tim Cook überzeugt, dass ohne die Knappheit das iPhone-Geschäft auch in einem insgesamt schwachen Smartphone-Markt zugelegt hätte.
Statt der sonst üblichen Rekordzahlen gab es nun einen Umsatzrückgang von gut fünf Prozent auf 117,2 Milliarden US-Dollar (107,4 Milliarden Euro). Unterm Strich blieb ein Quartalsgewinn von knapp 30 Milliarden US-Dollar - 4,6 Milliarden US-Dollar weniger als ein Jahr zuvor. Die Aktie gab im nachbörslichen Handel am Donnerstag um mehr als drei Prozent nach. Im laufenden Quartal sieht Apple den Umsatz durch die schwache Wirtschaft und ungünstige Wechselkurse unter Druck.

Amazon

Der weltgrösste Online-Händler Amazon hat im Weihnachtsquartal trotz Inflations- und Rezessionssorgen mehr Umsatz gemacht als erwartet. Die Erlöse legten in den drei Monaten bis Ende Dezember im Jahresvergleich um neun Prozent auf 149,2 Milliarden US-Dollar (136,7 Milliarden Euro) zu, wie der Konzern mitteilte. Experten hatten mit deutlich geringerem Wachstum gerechnet. Höhere Ausgaben liessen den Betriebsgewinn jedoch von 3,5 Milliarden auf 2,7 Milliarden US-Dollar schrumpfen. Amazon-Chef Andy Jassy bezeichnete es in einer Konferenzschalte mit Investoren als oberste Priorität, die Kosten unter Kontrolle zu bringen.
Viel Geld musste Amazon ausgerechnet wegen Sparmassnahmen wie der Schliessung unprofitabler Ladengeschäfte und einer grossen Kündigungswelle aufwenden. Was langfristig die Kosten senken soll, verursachte zunächst welche. Laut Finanzvorstand Brian Olsavsky schlugen Abfindungen mit 640 Millionen US-Dollar negativ zu Buche. Nach einer Einstellungsoffensive wegen des Bestellbooms zu Beginn der Pandemie verringerte Amazon seine Beschäftigtenzahl angesichts der schwierigen Wirtschaftslage wieder stark. Anfang Januar gab Konzernchef Andy Jassy den Abbau von mehr als 18.000 Jobs bekannt.

Das Nettoergebnis betrug im vierten Quartal sogar nur 278 Millionen US-Dollar. Das lag jedoch vor allem an einer Wertkorrektur der Beteiligung am kriselnden Elektroautobauer Rivian. Bei Anlegern kamen die Zahlen nicht gut an: Die Aktie fiel nachbörslich zunächst um sechs Prozent, später erholte sie sich wieder etwas. Im vergangenen Jahr war der Kurs um rund 50 Prozent eingebrochen. Beim Ausblick fürs laufende Quartal enttäuschte Amazon mit einer Umsatzprognose von 121 Milliarden bis 126 Milliarden US-Dollar und einem erwarteten Betriebsgewinn zwischen null und vier Milliarden. Zudem wuchs das wichtige Cloud-Geschäft zuletzt nicht so stark wie erhofft.
Der Boom der Sparte, die wegen ihrer hohen Gewinnspannen als Profitzentrum des Konzerns gilt, lässt weiter nach. Die Cloud-Plattform AWS, die vielen anderen Unternehmen Speicherplatz und Anwendungen im Internet bietet, schaffte im vierten Quartal nur noch ein Umsatzwachstum um 20 Prozent auf 21,3 Milliarden US-Dollar - weniger als an der Wall Street angenommen. Im vorherigen Vierteljahr hatten die Einnahmen hier noch um 27 Prozent zugelegt und selbst das war im längerfristigen Vergleich schon eine deutliche Abschwächung gewesen. Amazons Finanzvorstand Olsavsky stellte Investoren auf ein in den kommenden Quartalen noch weiter sinkendes Cloud-Wachstum ein

Alphabet

Google als Kern des Konzerns bekam im vergangenen Quartal die Flaute im Online-Werbemarkt zu spüren. Das Anzeigengeschäft rund um die Suchmaschine und die Video-Plattform YouTube sank um rund 3,6 Prozent auf 59 Milliarden US-Dollar. Zuwächse bei Cloud-Diensten und gute Währungs-Geschäfte halfen jedoch, die Lücke zu schliessen. Die Mutter Alphabet konnte dadurch ein einprozentiges Umsatzplus auf gut 76 Milliarden US-Dollar vorweisen. Analysten hatten mit mehr gerechnet. Die Aktie verlor im nachbörslichen Handel knapp fünf Prozent. Unterm Strich fiel der Gewinn um gut ein Drittel auf 13,6 Milliarden US-Dollar.
Mitten im Hype um den Text-Automaten ChatGPT bereitet Google seine Konkurrenz-Software nach langem Zögern für die öffentliche Nutzung vor. Google-Nutzer sollen "sehr bald" mit solchen Sprach-Systemen unter anderem als Ergänzung zur Websuche interagieren können, sagte Konzernchef Sundar Pichai. Google liess seine Sprachsoftware in den vergangenen Jahren intern von Mitarbeiter nutzen, schreckte aber wegen Missbrauchs-Risiken vor einer breiten Markteinführung zurück.



Das könnte Sie auch interessieren