Test 12.06.2020, 10:52 Uhr

Oppo Find X2 Pro im Test

Da kaut die Konkurrenz nervös auf den Nägeln – zu Recht!
(Quelle: Oppo)
Der chinesische Hersteller Oppo lanciert seine neue Flaggschiff-Serie, darunter die Perle Oppo Find X2 Pro. Hardware-seitig kommt das Phone mit einem 6,7-Zoll-OLED-Display mit einer Auflösung von 3168 × 1440 Pixeln (551 ppi). Dieses spezielle Pixel-Verhältnis nennt sich QHD+. Hier begegnet man bereits dem ersten Highlight des Phones. Mit einer Body-Screen-Ratio von 93,1 Prozent fallen die Seitenränder praktisch zur Gänze weg. Zusammen mit der Rückseite (wahlweise Keramik oder veganes Leder) erleben wir eine sehr angenehme Haptik. Allerdings: Die Keramik-Version in Schwarz ist halt etwas «gschliferig» und wird von tollpatschigen Zeitgenossen, wie zum Beispiel mir, vorteilhafterweise mit der mitgelieferten, transparenten Hülle genutzt.
Interessanter Sidefact: Die verschiedenfarbigen Modelle (Orange und Schwarz) unterscheiden sich hier auch haptisch: Die orange Version ist nämlich um 0,7 Millimeter dicker als die schwarze. Dafür wiegt sie auch 7 Gramm weniger. Entscheidender aber: Durch das leicht schlankere Gehäuse, steht die Kamera beim schwarzen Phone hinten mehr raus. Auch darum lohnt sich die Hülle – das Gewackele hat ein Ende.

Aber nicht nur die Optik und die Haptik, auch die inneren Werte des Bildschirms überzeugen: Es stechen die Farbenvielfalt und die Intensität ins Auge. Ein Blick aufs Datenblatt bestätigt uns: 10 Bit Farbtiefe und eine Million Farben. Zudem unterstützt das Gerät HDR10+, was die Helligkeit von 800 Nits auf 1200 Nits zu steigern vermag. Und dann das Königsfeature: Wir finden in den Einstellungen eine Option für eine Bildwiederholrate von 120 Hertz. Da verfällt man gleich in Piratensprache: Ayyyy, this pleasin' me eye! An dieser Stelle sei gewarnt: Sie werden das nie wieder ändern wollen. Auch wenn man gerade nichts an dem Gerät zu tun hat, ist es mir in einer Anfangsphase tatsächlich passiert, dass ich einfach durch möglichst lange Menüs gescrollt habe, einfach nur, um mich an dem Bildaufbau zu ergötzen. In unserem Test erwies sich das (logischerweise) als nachteilig für die Akku-Lebensdauer. Dennoch hielt dieser 2 Tage Durchschnittsnutzung durch. Nicht gerade Huawei-mässig, aber dennoch eine starke Leistung.

Nicht der Akku ist der Star, sondern das Netzteil

Manueller Fokus funktioniert top
Quelle: PCtipp.ch
Apropos Akku: Hier setzt Oppo auf einen 4260-mAh-Akku. Das ist ein grosser Akku, der prinzipiell einen guten Job macht. Eine grosse Herausforderung ist natürlich das grosse Display und – wie bereits erwähnt, die Bildwiederholrate von 120 Hertz (nein, ich habe mich noch immer nicht erholt). Prinzipiell liefert der Akku ab. Nur: Selbst wenn dem nicht so wäre, fiele das kaum ins Gewicht. Wieso? Der Populärkultur zufolge ist die Zahl 42 die Antwort auf «die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest». Ich seh das anders. Ich glaube, 65 ist die alles entscheidende Zahl. Ein 65-Watt-Netzteil ist nämlich im Lieferumfang vorhanden. Von 0 auf 100 (buchstäblich!) in 37 Minuten, 57 Prozent in 10 Minuten. Grund dafür ist die Version 2 des Schnellladesystems SuperVOOC. Also: Selbst wenn Sie eigentlich aus dem Haus müssen, kontrollieren Sie doch nochmal kurz, ob die Fenster zu sind. Diese Minute reicht nämlich schon für 20 Prozent mehr auf der Ladestandanzeige. Dafür verzichtet Oppo auf das Induktion-Feature. Als Prozessor, dies nur so semi-offiziell kommuniziert, werkelt ein 865er-Snapdragon von Qualcomm, natürlich mit 5G. Bei der Datenübertragung macht das einen enormen Unterschied. Wir begeben uns da in Sphären, in denen die App zum Laden länger braucht, als der Versand grosser Dateien hinterher dauert.

Die Kamera. Oder: Nachts, wenn alle Katzen... gleich aussehen wie tagsüber, wegen Oppos gutem Nachtmodus

Scharf und natürlich. Der Farbstich stammt von der orangen Markise, die im Bild nicht zu sehen ist
Quelle: PCtipp.ch
Auf der Rückseite findet sich eine Triple-Cam, einmal eine 48-Mpx-Weitwinkel-Linse, eine 48-Mpx- Ultraweitwinkel-Linse und eine 13-Mpx-Periskop-Telefoto-Linse. Frontal gibts eine 32-Mpx-Selfiecam – übrigens als Punch Hole auf der linken Display-Seite. Im Vergleich zum Oppo Reno 2, dem Vorgänger-Flaggschiff gibts beim Find X2 Pro ein 10-fach-Hybrid-Zoom (dreifach optisch) und ein 60-fach-Digital-Zoom. Wie immer bei ungewöhnlich hohen Zahlen im Zusammenhang mit dem Wort Zoom sei gesagt: Es ist ein bisschen Specs-Prahlerei. Bilder, die tatsächlich mit voll aufgespanntem Zoom aufgenommen wurden, erinnern ein bisschen an Fotografien von Abenteurern aus den 80ern, die den Yeti oder Bigfoot gesehen haben wollen. Aber: Die A.I-Unterstützung funktioniert beim Find X2 Pro toll und weit weniger künstlich als bei anderen Phones. Also, natürlich ist es künstlich, das Wort «künstliche Intelligenz» lässt keinen Zweifel. Aber es wirkt tatsächlich nicht so kitschig, beispielsweise beim Restlicht während Nachtaufnahmen. Aber auch ohne Nachtmodus gelingen den Kameras Bilder mit wenig Rauschen und vielen Details.
Erstaunlich viele Details und wenig Rauschen trotz Nachtmodus
Quelle: PCtipp.ch
Software-seitig wurde nochmals nachgelegt: ein Ultra Macro Mode, ein Ultra Night Mode und verschiedene Beauty-Features für die Porträtfotografie. Krönung der neuen Video-Features ist der Ultra Steady Video Pro Modus. Dieser soll auch für Extremsportarten genügen. In unserem Test musste etwas wildes Zucken genügen. Das steckte der Modus locker weg. Hier werden 1080 Pixel mit 60 fps unterstützt, die Front-Linse unterstützt ebenfalls eine Video-Auflösung von 1080 Pixeln und 30 fps. Auch spannend ist der Ultra Macro Mode, bis zu 30 Zentimeter kann man sich dem zu fotografierenden Objekt nähern. Als Beispiel haben wir in eine Tulpe hineinfotografiert. Neu an der Kamera ist auch: Sämtliche Pixel, also 100 Prozent, sind fokusfähig.

Bunt ist out

Kommen wir noch zu ColorOS, der Oppo-Variante von Android (wird mit Android 10 ab Werk ausgeliefert). Dort wurde nämlich ein für mich entscheidender Nervfaktor behoben. Die grossen, runden, quietsche-bunten Icons. Diese lassen sich im Menü in «seriöse» App-Icons umwandeln.
Das Oppo Find X2 Pro ist zum Preis von 1249 Franken verfügbar. Alle Geräte, die 5G unterstützen, gibts in Schwarz und Orange. Die orange Version hat einen veganen Lederrücken, während die anderen Modelle einen fallsicheren Keramikrücken haben.

Fazit

Leichte Phones, sehr angenehme Haptik und schickes Design. Auch die Kamera überzeugt, das Display sowieso. Das führt uns zur Überlegung: Was will man noch optimieren? Anlässlich der Präsentation betonte Oppo, dass ihnen der Direktvergleich mit der Konkurrenz – vor allem jener in Zahlen – nicht wichtig sei, man wolle lediglich erreichen, dass man in 10 Jahren noch von Oppo-Smartphones spricht. Und ich wage mal zu behaupten: Das wird ihnen gelingen. Und den Vergleich mit der Konkurrenz? Brauchen sie bestimmt nicht zu scheuen. Man weiss ja nicht, was der Smartphone-Herbst noch bringen wird. Aber Stand heute ist das Find X2 Pro mein persönliches Smartphone-Highlight 2020.

Testergebnis

Note
5
Display, Akku, Kamera
Rückseite rutschig, kein induktives Laden

Details:  Android 10, Snapdragon 865 5G, 12GB RAM, 512 GB, 1440 x 3168 Pixel, 6,7 Zoll, 120 Hz Display. Kamera: 48 MP Wideangle, 13 MP Telefoto 5x optischer Zoom, 48 MP Ultraweitwinkel, 32 MP Frontkamera, 4260 mAh Akku

Preis:  Fr. 1299.-

Infos: 
Anmerkung zur Note: 1 = unbrauchbar; 1,5 = sehr schlecht; 2 = schlecht; 2,5 ungenügend; 3 = genügend; 3,5 ordentlich; 4 = gut; 4,5 = sehr gut; 5 = ausgezeichnet




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