Kamera 08.11.2018, 10:45 Uhr

Test: Canon EOS R

Eine fast nostalgisch anmutende Kamera lanciert ein zukunftsträchtiges System.
Canons erste ernsthafte DSLM ist da
(Quelle: Canon)
Canon nimmt die spiegellose Bauweise endlich ernst. Mit der EOS R lancieren die Japaner nicht nur eine neue Kamera, sondern ein komplett neues System mit neuen Objektiven, neuen Features und einem guten Schuss Altbewährtem.

Äusseres und Bedienung

Canon geht mit der EOS R eine Gratwanderung ein. Einerseits wird sich jeder Canon-Nutzer sofort auf der EOS R zu Hause fühlen. Andererseits gibt es genug Neues, das möglicherweise bestehende Nutzer irritieren könnte. Die grundlegende Bauform ist praktisch identisch mit Canon-DSLRs. Besonders aus der Frontansicht verraten nur das «R» und der fehlende Spiegel, dass es sich nicht um eine 6D oder 5D handelt. Die Vorteile sind offensichtlich: Canons Ergonomie ist erprobt und risikofrei. Die Bedienung ist den bestehenden Nutzern bekannt und funktioniert. Der Nachteil: Canon gibt sich selbst keine wirkliche Chance, etwas zu verbessern.
Von vorn könnte man fast meinen, es sei eine 5D
Quelle: Canon
Das heisst nicht, dass alles genau gleich ist. Drei Änderungen gegenüber dem erprobten Canon-System sind besonders nennenswert. Da wäre erstens der neue LCD auf der Oberseite der Kamera. Im Vergleich zu den DSLR-Modellen der gleichen Preisklasse ist der LCD der EOS R ein gutes Stück kleiner. Schlecht ist das aber nicht, denn dank eines sehr aufgeräumten Interfaces zeigt der LCD immer noch die wichtigsten Informationen gut lesbar an. Er passt sich zudem der aktuellen Aktion an. Dreht man beispielsweise am Modus-Rad, wechselt das Display zu einer grossen Modus-Anzeige.
Je nach Anwendung verändert sich der LCD automatisch
Quelle: Canon
Ebendieses Rad ist die zweite grössere Änderung beim Body der EOS R. Statt eines kompletten Modus-Rades, verwendet die EOS R ein frei einstellbares Rad mit Modus-Knopf versenkt in der Mitte. Standardmässig wird das Rad für ISO verwendet, kann aber nach Belieben angepasst werden. Erst wenn man den Modus-Knopf drückt, verändert das Rad den Foto-Modus. Eine geniale Entscheidung, welche die Modus-Auswahl einfach belässt, aber einer wichtigeren Funktion den Vortritt lässt.
So bedient man Canon im Jahr 2018
Quelle: Canon
Die dritte grosse Neuigkeit ist der Touch-Bar auf der Rückseite neben dem Sucher. Dieser Touch-empfindliche Balken erkennt Wischgesten und einfache Taps. Wofür man den Balken braucht, ist frei wählbar. Beispielsweise zum Durchschalten von Fokustypen oder Belichtungsmessfeldern. Das Hauptproblem des Bars ist jedoch, dass es viel zu einfach ist, etwas unabsichtlich zu verstellen – wie bei allen Touch-Tasten. Der Bar kann auf Wunsch gesperrt werden und erst bei einem Ein-Sekunden-Druck auf die linke Hälfte des Bars entsperren.
So bedient man Canon im Jahr 2018
Quelle: Canon
Wirklich praktisch ist der Bar so aber nicht mehr. Gerade wenn man per Display fotografiert, ist dann das Touch-Display deutlich schneller und einfacher zu verwenden. Am nützlichsten ist der Touch-Balken im Video-Modus. Dank Touch-Input können Sie so bestimmte Einstellungen während des Filmens verändern, ohne störende Klickgeräusche oder Wackler zu verursachen.
Eine dedizierte Videotaste ist vorhanden. Diese startet jedoch direkt eine Aufnahme mit den aktuellen Voreinstellungen. Möchten Sie vorgängig noch etwas ändern, müssen Sie erst «Mode», dann «Info» drücken. Nicht gerade intuitiv. Ansonsten kann man sich nicht gross über die Bedienung beklagen. Wer sich Canon bereits gewöhnt ist, wird sich bei der EOS R sofort wohl fühlen. Wer von einem anderen System kommt, wird sich sofort ein wenig unwohl fühlen.
Falls Sie sich übrigens fragen, wo bei der EOS R die Blendenöffnung eingestellt wird, wenn das hintere Rad für ISO da ist, und das vordere Rad die Belichtungszeit übernimmt: Die Blendenöffnung verstellt man bei der EOS R am Objektiv. Das Rad dazu ist ein wenig gewöhnungsbedürftig an der Front des Objektivs platziert. Je nachdem, wie man seine Kamera hält, muss man dazu ein wenig seine Balance verschieben, dürfte aber sehr individuell variieren.
Das Menüsystem gibt nur wenig zu reden. Es ist ein Canon-Menü und entsprechend praktisch identisch mit den bekannten DSLR-Modellen. Das ist auch gut so, denn die Canon-Menüs sind ausgezeichnet strukturiert und einfach zu verstehen. Sogar als Nicht-Canon-User findet man sich schnell darin zurecht.



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