Tastatur-App 13.12.2019, 13:00 Uhr

Der Handy-Tastatur-Vergleich

Welche Tastatur-App ist eigentlich besser: Gboard, SwiftKey, Fleksy oder die neue aus der Schweiz – Typewise Keyboard? Wir verraten, welche für wen geeignet ist.
(Quelle: geralt/Pixabay)
Kennen Sie das auch, dass Sie zwar das 10-Finger-System beherrschen und mit einer Computertastatur meist fehlerfrei tippen, aber am Smartphone fast wahnsinnig werden, weil die digitalen Tasten so klein sind und das Schreiben einfach zu umständlich ist und sich darum Familie und Freunde ab und an ob Ihrer seltsamen Worte und Sätze per WhatsApp wundern? Mögen Sie allenfalls die Wischgesten von Buchstaben zu Buchstaben nicht, um ein Wort zu tippen? Wir haben vier Tastatur-Apps genauer angesehen.
Wir beginnen mit der jüngsten aus der Schweiz. Typewise ging gestern Mittwoch, 11. Dezember, nach einer längeren Beta-Phase, mit der offiziellen Version online.

Typewise

Was ist Typewise?
Die Gründer von Typewise Keyboard versprechen, dass sich damit die eigenen Tippfehler um 80 Prozent verringern lassen. Hinter Typewise steht ein Schweizer Start-up. Die Schweizer wollen dem rund 150-Jahre alten Tastatur-System (QWERTZ), welches ursprünglich für Schreibmaschinen entwickelt wurde, den Kampf ansagen, wie sie sagen.
Vor drei Jahren wurde ein Prototyp der App unter dem Namen WRIO Keyboard lanciert. Die Entwickler haben das Produkt komplett überarbeitet und waren in den letzten Wochen nach eigenen Angaben in der Beta-Phase mit über 20'000 Nutzern. Gestern Mittwoch, 11. Dezember, ging die Keyoard-App live. Wenn Sie sie ausprobieren möchten, finden Sie weiter unten die Links zu den App-Stores von Apple und Google.
Wie funktioniert Typewise?
Die Tastatur-App fällt einerseits durch die grossen, Waben-förmigen Tasten (Hexagon-Modus) auf. Andererseits durch die zahlreichen Optionen durch Wischen in alle Richtungen sowie Drücken.
Die ersten zwei Tage musste ich ziemlich durchbeissen; es ist einfach eine Umstellung- und Gewöhnungs-Zeit. Die Tastatur funktioniert etwas anders, als man das gewohnt ist: Für Grossbuchstaben wischt man nach oben, Umlaute erhält man durch Drücken und Halten, z.B. das französische à erhält man durch Drücken und Halten und danach einem Rechts-Wisch. Prinzipiell kann man in alle Richtungen wischen.
Die Schweizer Tastatur, die offline arbeitet und nebst grösserer Tasten auf einen anderen Aufbau setzt
Quelle: cm/NMGZ
Wer schon einmal einen Cursor irgendwo in der Mitte eines Wortes platzieren wollte und mehrmals auf das Display «tääple» musste, oder einfach das Löschen umständlich findet, dem dürfte dies gefallen: Durch langsames Bewegen, ohne den Finger zu heben, löscht man schnell mehrere Worte oder einzelne Buchstaben. Überlegt man es sich anders, bewegt man den Finger ohne loszulassen einfach wieder zurück und der Text erscheint wieder.
Anders als Gboard oder SwiftKey läuft Typewise offline, was bezüglich Privatsphäre des Nutzers erfreulich ist. Uns wurde versichert, sie lernt auch schnell Schweizerdeutsch. Was (noch?) fehlt sind GIFs und Sticker, bisher kann man nur Emojis einfügen.
Designmässig sind bereits einige Farben verfügbar: Light (Weiss), Grau, Dunkel, Pitch Black, Fancy Orange, Fancy Purple, Fancy Turquoise, Blau, Grün, Gelb, Rot, Purple, Blau Dunkel, Grün Dunkel, Rot Dunkel, Purple Dunkel.
Onboarding-Assistent
In den letzten Tagen wurde ausserdem ein Onboardings-Assisten für die iOS-Beta-Version ausgerollt. Wir konnten ihn kurz ausprobieren. Ähnlich wie bei Fleksy heisst er die Nutzer willkommen, hilft bei der Inbetriebnahme der Typewise-Tastatur und erklärt, wie die App funktioniert.
Tipp: Starten Sie zu Beginn das Turorial und spielen Sie dann das «Typing-Game». So lernt man die Position der Buchstaben nebenbei rasch kennen, während man das «Ragetli» vor dem Absturz oder Vögel-Töten bewahren muss. 
Download und Kosten
  • Android
  • iOS
  • Die Basis-Version Typewise Keyboard ist kostenlos (In-App-Käufe möglich), die Pro-Lifetime-Variante kostet happige Fr. 25.–.
Fazit
Für wen ist Typewise geeignet? Für solche, die Datenschutz wichtig finden und offen sind für Neues. Ich habe die Typewise-Tastatur circa 3,5 Wochen getestet. Darum werde ich Ihnen nichts vormachen: Die ersten Tage müssen Sie sich durchbeissen. Doch mit dem Lernmodus, bei dem sich die Buchstaben am gewohnten Platz befinden, gewöhnt man sich erst mal an die verschiedenen Wisch- und Drück-Gesten sowie die Smartbar (die Leiste mit Wortvorschlägen und Korrekturen). Im Hexagon-Modus muss man etwas dran bleiben.
Aber hat man diese Phase überstanden, finde ich das Schreiben am Smartphone angenehmer als mit anderen digitalen Tastaturen. Mal von der grosszügigen Grösse der Bienenwaben-Tasten abgesehen, sind Wischgesten so in unser Blut übergegangen, dass es für mich so schlussendlich schneller und intuitiver ging.
Üblicherweise schreibe ich mit beiden Daumen, was mir erst gegen Schluss der Testzeit gelang. Dafür machte ich deutlich weniger Tippfehler als mit Gboard oder sogar SwiftKey. Einzig das Löschen von einzelnen Buchstaben stellte sich als ein wenig Tricky heraus, man sollte nicht zu schnell nacheinander nach links wischen. Typewise Keyboard ist zu alledem gratis (es gibt auch eine kostenpflichtige Pro-Version).

SwiftKey

SwiftKey bietet einen bunten und grosszügigen Blumenstrauss von Funktionen und ist sehr hilfreich, wenn man häufig Geräte wechselt.
SwiftKey ist ideal, wenn Sie häufig Geräte wechseln
Quelle: cm/NMGZ
Themes
Wer es dann auch noch stylish will, kann aus einer Riesenpalette an farblichen Themen (Themes) wählen. SwiftKey hält eine ansehnliche Auswahl kostenloser Themes zum Download bereit. Exklusive Varianten können nur mit einem Promo-Code heruntergeladen werden.
Sie können ein Theme auch personalisieren, indem Sie ein Hintergrundfoto hochladen und wählen, ob Sie Tastengrenzen und Symbole angezeigt haben möchten oder nicht.
Alleskönner
Das Tastatur-Fenster zu verkleinern finde ich praktisch, aber wer grosse Tasten möchte, sieht nicht mehr viel von der App
Quelle: cm/NMGZ
Vor allem zwei Sachen kann SwiftKey gut: Erstens geht das Tippen oder Wischen (von Buchstaben zu Buchstaben) ziemlich schnell von den Fingern, und Tastengrössen lassen sich beliebig anpassen. Allerdings sind mit letzterem nicht die Tasten an sich gemeint, sondern das Keyboard-Fenster. Will man es verkleinern (z.B. halber Screen) ist das sehr praktisch. Möchte man hingegen grössere Tasten, muss man das komplette Keyboard vergrössern und je nach Grösse sieht man nicht mehr viel von der App, die man gerade nutzt.
Startet man die App zum ersten Mal, ist die schiere Menge an Einstellungsmöglichkeiten zunächst fast nicht überschaubar: GIFs, Sticker, Themes, Zwischenablage, GPS-Info, Kalender und mehr. Letzteres kann praktisch sein, da man Termine sehr unkompliziert z.B. jemandem via WhatsApp schicken kann. Das bedingt natürlich, dass man SwiftKey Zugriff auf seinen Kalender erteilt.
In der App selbst sind Statistiken zur Eingabe, die gesparten Anschläge und Wortvorhersagen und mehr ersichtlich. Was heisst, dass SwiftKey Microsoft viel über Ihre App-Nutzung weitertratscht. Immerhin können Sie die Tippdaten manuell löschen. Ausserdem gibt es nun den Inkognito-Modus, was Privatsphäre bedeutet, aber auch, dass SwiftKey keine Wörter mehr lernt.
Als nützlich erweist sich das Wischen bei Wortabständen, indem man über das Leerzeichen streicht. Positiv finden wir: SwiftKey lernt vom Schreibverhalten seines Nutzers und sagt Wörter voraus. Das Angelernte kann man auch über die Google-Cloud abgleichen und so auf ein weiteres Gerät übertragen. Wer aber oft schweizerdeutsche Kurznachrichten tippt, hat wohl wenig davon.
Download und Kosten
  • Android
  • iOS
  • SwiftKey ist kostenlos (In-App-Käufe)

Fazit
Für wen ist SwiftKey geeignet? Wer oft zwischen Geräten wechselt, sollte die Tastatur aus dem Hause Microsoft ausprobieren. Die vielen Funktionen sowie die integrierte Google-Suche überzeugen. Auch SwiftKey ist kostenlos.

«Kännsch» und Fleksy

«Kännsch»

Probieren Sie es aus - sagen Sie etwas auf Hochdeutsch und hören Sie sich den Satz auf Bern- oder Bündnerdeutsch an
Quelle: cm/NMGZ
«Kännsch», welches Kollege Gröflin hier einmal vorstellte, ist leider nicht mehr verfügbar. Die von der ETH entwickelte App lernte Schweizerdeutsch.Zwar ist dies keine Tastatur-App, aber just for fun: Mit «Sägemol» kann man einen Satz in einer unterstützten Sprache sagen und ihn dann auf Schweizerdeutsch hören.
Derzeit sind Vorschau-Versionen für folgende Dialekte verfügbar: Basel-, Bern-, Luzern-, St.Galler-Deutsch. Bündner- und Zürichdeutsch wurden beim letzten Update laut Play-Store-Info verbessert.

Fleksy (Emoji- & GIF-Tastatur)

Schnelle Eingewöhnungszeit
Besonders nett von Fleksy fand Kollege Gröflin die Art, wie man in die neue Tastatur «eingeweiht» wird. Ein Assistent erklärt einem zuerst die wichtigsten Grundfunktionen, die man ihm nachmachen soll. Dieses Feature gibt es auch bei Typewise. Sie können sich auch in der App die Anleitung anschauen.
Was bei Fleksy gleich von Anfang an überrascht, ist die schlichte Art des Keyboards und die Grösse der Tasten (einstellbar). Das Erfolgskonzept soll darin bestehen, durch grosse Tasten und einfache Layouts Fleksy simpel bedienen zu können. Auch Fleksy kann vorgeschlagene Wörter mittels Wischbewegung einfügen. Darüber hinaus soll Fleksy mit der Zeit die Tippgenauigkeit auf seinen Anwender abstimmen, um die Treffsicherheit zu erhöhen.
Auch diese Tastatur-App bietet smarte Gesten: z.B. swipt man nach links, um Wörter zu löschen. Auch Themes sind verfügbar, wobei nur die simpelsten gratis sind, die restlichen muss man kaufen.
Fleksy begrüsst die neuen Nutzer und bietet viele GIFS, Sticker und Videos
Quelle: cm/NMGZ
Startet man die App zum ersten Mal, finden sich diverse Funktionen: Fleksyapps (z.B. Search the Web (privately) with Qwant), GIFS, Emojis sowieso, Videos nach Themen geordnet, Vlipsy oder via Skyscanner nach Flügen suchen. Letzteres bedingt, dass man die Standort-Ortungs-Berechtigung erteilt.
Download und Kosten
Fazit
Für wen ist Fleksy? Fleksy eignet sich für alle Anwender, die sich nicht lange an etwas Neues gewöhnen wollen. Auch Fleksy bietet relativ grosse Tasten und sogenannte smarte Gesten. Die Funktionen reichen von Websuche über Sticker bis zu Flugsuche. Die App ist optisch simpel gehalten, kommt im alten Tastatur-Layout daher, hat aber dennoch einiges zu bieten.

Gboard

Die Tastatur-App aus dem Hause Google kennt vermutlich jede und jeder. Zu Anfang nur für Android-Nutzer verfügbar, gibt es sie seit langem auch für iOS.
Nützlich ist sicher die integrierte Google-Suche. Des Weiteren finden sich Stickers, GIFs, Zwischenablage und Spracheingabe. Ausserdem kann man auf den einhändigen Modus wechseln und direkt die Google-Übersetzung nutzen. Auch Glide-Typing (von Buchstabe zu Buchstabe) ist möglich.
Das Design kann man ändern (Farben, Farbverlauf, Landschaften), wählen, ob man Tastenumrandungen möchte sowie das Tastatur-Fenster unverankert anzeigen lassen.
Bei der Spracheingabe wurde aus «Gboard» «schibot»
Quelle: cm/NMGZ
Download und Kosten
Fazit
Für wen ist Gboard? Für jene, die Geräteübergreifend arbeiten und überall im Google-Universum unterwegs sind. Und das traditionelle Tastatur-Layout, aber viele moderne Funktionen schätzen.
Hervorzuheben sind sicher die integrierte Google-Suche (hat SwiftKey auch), die Google-Übersetzung sowie die Spracheingabe, mit der man z.B. eine E-Mail oder Nachricht schreiben kann.





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