Roboter für kranke Kinder 12.05.2014, 09:25 Uhr

Erste Erfahrungen mit «Avatar Kids»

Kindercity hat für kleine Langzeitpatienten «Avatar Kids» ins Leben gerufen. Der Roboter NAO vertritt das kranke Kind während seines Spitalaufenthalts quasi live im Schulzimmer und daheim.
Der Roboter vertritt das Kind in der Schule
(Quelle: Kindercity)
Die Testphase ist vorbei: Das Projekt «Avatar Kids» konnte am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) in den letzten drei Monaten erfolgreich eingesetzt werden. Während dieser Zeit konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die in die zukünftige Arbeit mit dem Roboter NAO und dem Tablet von Samsung einfliessen.
 
Erfahrungen mit Patienten und deren Eltern
Die Faszination für die Technik war bei kleinen Patienten und ihren Eltern enorm – entsprechend gross war die Aufregung beim ersten Kontakt mit dem Roboter NAO. Der erste Patient, der das «Avatar Kids»-Projekt testen konnte, war ein 7-jähriger Junge. Sein unkomplizierter Umgang mit der Technologie hat gezeigt, dass sämtliche Tools auch in der Praxis einfach zu bedienen sind und den gesetzten Anforderungen standhalten. Die durch «Avatar Kids» ermöglichte Beteiligung am Schulunterricht war eine Bereicherung für das kranke Kind und der Kontakt zum Elternhaus wie erwartet eine wohltuende Abwechslung in einsamen Spitalstunden. Auch Eltern und Geschwister haben den zusätzlichen Kontakt zum kleinen Patienten sehr geschätzt.
 
Erfahrungen mit Lehrpersonen (Primarlehrerin und Spitallehrerin)
Schulleitung und Lehrperson des 7-jährigen Jungen waren vom Projekt «Avatar Kids» begeistert. Die Verbindung zum Patienten funktionierte problemlos und das technische Equipment ebenfalls einwandfrei. Zudem hat der Roboter NAO die Klasse auf Anhieb begeistert. Die Spitallehrperson bezeichnet den Roboter als eigentlichen «Zwilling» des kranken Kindes.
 
Technik
Die eingesetzte Technik hat sich sehr gut bewährt. Die Videoübertragung erfolgt durch Vidia von Swisscom: Das Live-Video, das von den Kameras in NAOs Augen aufgenommen wird, wird übers Internet gesendet und anschliessend auf dem Samsung-Tablet des Kindes dargestellt. Umgekehrt sendet das Tablet des Kindes ein Video ins Klassenzimmer, wo es über NAOs Kopf auf einem Samsung Galaxy S4 Mini dargestellt wird. So kann das Kind im Klassenzimmer herumschauen, während die Schulkameraden das Kind ebenfalls sehen. Neu kann durch einen einfachen Knopfdruck ein gezeichnetes Bild per E-Mail an die Lehrperson, Freunde oder Eltern verschickt werden. Das Kind steuert den Roboter in Echtzeit und beteiligt sich somit aktiv am Unterricht.
 
Fazit
In der Testphase hat sich herausgestellt, dass sich der Einsatz von «Avatar Kids» nicht ausschliesslich aufs Spital beschränken sollte. Während eines Spitalaufenthalts sind kranke Kinder oft beschäftigt und ihr Alltag durch Arztbesuche, Therapien, Familienbesuche und andere Aktivitäten strukturiert. Schwierig wird die zu überbrückende Zeit für kranke Kinder, die nur kurz für eine Behandlung im Spital sind, danach aber für lange Zeit alleine daheim bleiben müssen. Auf diesen Einsatz wird das Projekt zukünftig erweitert.
 
Zukünftige Einsatzbereiche von «Avatar Kids»
Das umfassende und ausgeklügelte Projekt «Avatar Kids» soll zukünftig nicht nur kranken Kindern zur Verfügung stehen. Weil der Roboter NAO nicht nur Mathematik und verschiedenen Sprachen beherrscht, sondern auch tanzt und turnt, ist er für den schulischen Einsatz prädestiniert. So soll seine Technologie bereits im Kindergarten eingesetzt und später in der Primar-, Sekundar- und Berufsschule für die Förderung der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) genutzt werden. Mit Technolino Labor on tour wird die Robotik zudem vor Ort ins Klassenzimmer gebracht. «Avatar Kids» soll aber auch für Heilpädagogik und Therapiezentren von Nutzen sein und gerade bei Kindern mit einer geistigen Behinderung zum Einsatz kommen (Details zur MINT- und MEDIKUS-Initiative s. Leporello).
 
www.kindercity.ch
www.sciencity.ch
www.avatarkids.ch



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