Im Notfall
17.07.2019, 10:10 Uhr

Im Notfall: Das sind die Tastenkombinationen und die nützlichsten Apps

Was sie im Notfall tun sollten, wissen laut einer kürzlich erschienenen Comparis-Umfrage zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer nicht. Wir erläutern die Notfall-Tastenkombinationen am Smartphone und nehmen ausserdem ein paar Notfall-Apps unter die Lupe.
(Quelle: suju/Pixabay)
Kürzlich kam eine repräsentative Umfrage von Comparis.ch zum Schluss, dass zwar 96 Prozent der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer ein Smartphone besitzen, aber die wenigsten wissen, was im Notfall zu tun ist (Online PC berichtete).

Automatischer Notruf

Bei der genannten Umfrage hatten 68 Prozent der Befragten keine Ahnung, wie sie auf ihrem Handy über eine vorinstallierte Tastenkombination einen Notruf absetzen können. In der italienischsprachigen Schweiz mit 75 Prozent Nein-Nennungen sowie dem Alpen- und Voralpengebiet mit 73 Prozent ist das Unwissen deutlich ausgeprägter als im Ostmittelland (68 Prozent). Wir zeigen Ihnen im Detail, wie es geht.
Tastenkombinationen für den Notfall
  • iPhone (iOS 8 und neuer):
    Bei iPhones: Countdown und allenfalls lauter Signalton
    Quelle: Apple/Screenshot
    Gleichzeitig die Seitentaste und eine der Lautstärketasten gedrückt halten, bis Notruf «SOS» angezeigt wird. Ziehen Sie den Notruf-SOS-Schieberegler, um einen Notruf zu starten. iPhone XR: siehe nächster Punkt. Weitere Informationen finden Sie auf der Apple-Support-Webseite.
  • iPhone 7 oder älter: Fünfmal schnelles Drücken der Seitentaste (oder obere Taste). Hinweis: Das fünfmalige Drücken klappte auch beim aktuellen iPhone XR mit dem neusten iOS. Das startete in unserem Test einen Notruf-Countdown von 5 Sekunden. Achtung: Hinzu kam ein lauter Signalton – unser Redaktor liess vor Schreck fast das Handy fallen. Wer dies ausprobieren möchte, muss schnell sein, um den Countdown noch rechtzeitig zu stoppen – unser Redaktor schaffte es gerade noch. Allerdings sollte erwähnt werden, dass man mit Notrufen nicht herumspielen sollte.
  • Samsung-Notfall-SMS (hängt vom Gerätetyp und der Android-Version ab):
    Samsung: Notfall-SMS
    Quelle: Samsung
    Dreimal schnell die Ein-/Aus-Taste drücken, um einen Alarm an die Notfallkontakte zu senden. Eine SMS wird an die im Vorfeld definierten Notfallkontakte geschickt. Hinweis: Die Notfall-SMS-Funktion muss vorher in den Einstellungen unter Erweiterte Funktionen aktiviert und mindestens ein Notfallkontakt angegeben werden. Sie können ausserdem angeben, ob Bilder und Audioaufnahmen angehängt werden sollen.
  • Huawei (hängt vom Gerätetyp und der Android-Version ab): Dreimal schnell die Ein-/Aus-Taste drücken, um einen Alarm an die Notfallkontakte zu senden. Bei einem Huawei P20 Pro der Redaktion funktionierte das Tastendrücken nicht. Alternativ drücken Sie einmal auf die Ein-/Aus-Taste, wischen nach oben und tippen dann unten auf Notruf. Hinweis: Wenn die Ortungsdienste aktiviert sind, wird Ihr Standort erfasst und auf dem Bildschirm angezeigt.
Hinweis: Achtung, bei jedem Smartphone und jeder Betriebssystemversion kann es etwas anders sein. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um dies bei Ihrem Smartphone auszuprobieren.
Die wichtigsten Notfallnummern finden Sie übrigens auf dieser Webseite. Wie man den Notfallpass einrichtet, haben wir auf dieser Seite erklärt.

Diese Notfall-Apps sind hilfreich

Es gibt viele Notfall-Apps: ICE – im Notfall, Notfall-ID, Echo 112 the pocket life saver, Notfallhilfe 112, Ueepa! – 24h Sicherheit – um ein paar Beispiele zu nennen. Wir haben uns eine Handvoll genauer angeschaut.
Erste Hilfe (Schweizerisches Rotes Kreuz)
Die Rettungs-App des SRK gibt es bereits seit 2014. Die Gratis-App soll eine Anleitung für (fast) alle Notsituationen bieten. Erste Hilfe ist eine gemeinsame Entwicklung der Rettungsorganisationen des SRK. Dazu zählen der Schweizerische Verein für Such- und Rettungshunde REDOG, die Rega, die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG, der Schweizerische Militär-Sanitäts-Verband SMSV und der Schweizerische Samariterbund SSB.
Die in der App enthaltenen Erste-Hilfe-Massnahmen entsprechen laut SRK den aktuellen Erste-Hilfe-Richtlinien der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften.
In der Erste-Hilfe-App des SRK erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie bei einem Notfall vorgehen sollen
Quelle: cm/NMGZ
In der Erste-Hilfe-App finden Sie die Registerkarten Wissen, Prävention, Notfall und Test sowie Mehr. Wenn man auf Test geht und dann das Beispiel Bewusstlos nimmt: Man soll die Atmung kontrollieren, indem man den Kopf der Person nackenwärts überstreckt. Dann folgt man Ja/Nein-Fragen. Gleich nach der Beantwortung wird prominent darauf hingewiesen, die Notrufnummer 144 anzurufen. Tippt man auf den entsprechenden Button, wird die Nummer gleich in die Telefon-App eingegeben. Interessant sind z.B., wie viele Herzdruckmassagen pro Minute verabreicht werden sollen.
Es sei dahingestellt, ob man im Notfall nicht besser sofort die Notrufnummer 144 wählen sollte, anstatt noch eine App zu öffnen und darin herumzudrücken. Wir können uns aber vorstellen, dass die App und der Notfall-Coach einigen Personen in einer solchen Situation Sicherheit geben kann. Der Wissensteil ist als Vorbereitung oder Repetition jedenfalls interessant und nützlich.
Die App steht in Deutsch (Erste Hilfe), Französisch (Premiers secours), Italienisch (Primi soccorsi), Rätoromanisch (Emprim agid) und Englisch (First Aid) zur Verfügung.

Rega

Rega – Schweizerische Rettungsflugwacht
Rega: Auch ohne Gönner-Ausweis kann man diese Notfall-App z.B. in den Bergen nutzen
Quelle: Play Store
Falls es doch einmal schlecht läuft in den Bergen: Mit einem Wisch kann man die Rega-Einsatzzentrale alarmieren und seine Positionsdaten automatisch übermitteln – in der Schweiz und im Ausland. Da der Ernstfall geprobt sein will, verfügt die App über einen Testalarm.
Ausserdem gibt es: detaillierte Karten von Swisstopo mit Positionsanzeigen, Informationen zur Alarmierung, Erste Hilfe sowie Lufttransporte für die Berglandschaft.
«Position teilen»: Sie können Ihre Positionsdaten mit Verwandten und Freunden teilen, beispielsweise auf Wanderungen. Diese Personen erhalten einen Link, über den sie Zugriff auf eine Landkarte mit Ihren Positionsinformationen haben. Wenn der Nutzer die Funktion deaktiviert, werden die Daten automatisch gelöscht. Achtung: Diese Zusatzfunktion ist Rega-Gönnerinnen und -Gönnern vorbehalten.
«Aktivität überwachen»: Wenn man allein unterwegs ist, kann man nun bis zu drei Notfallkontakte hinterlegen. Diese werden mit einem automatischen Anruf informiert, falls der App-Nutzer nicht in der Lage ist, die automatische Abfrage auf seinem Smartphone zu quittieren oder er sich länger nicht bewegt. Achtung: Diese Zusatzfunktion ist für Rega-Gönnerinnen und -Gönner vorbehalten.
Alternative: Uepaa! – 24h Sicherheit (NMGZ berichteten). Bergsteiger und Outdoor-Liebhaber können dank dieser App eine Rettung auch dann alarmieren, wenn das Smartphone keinen Mobilfunkempfang hat.

ICE – im Notfall

Android: ICE – im Notfall
ICE – im Notfall zeigt bei entsprechender Berechtigung die Infos aufklappbar auf dem Sperrbildschirm an
Quelle: cm/NMGZ
Ab Android Lollipop erzeugt die ICE-im-Notfall-App eine permanent sichtbare Benachrichtigung auf dem Sperrbildschirm.
Damit können Sie z.B. Ihre Blutgruppe, Allergien, einzunehmende Medikamente sowie ob Sie Organspenterin/-spender sind, hinterlegen. Ausserdem sind über das Plus-Symbol Kontakte hinzufügbar. Nach dem Erfassen können Sie per Schieberegler die Erlaubnis für Anrufe aus den Benachrichtigungen heraus erteilen.
Der Funktionsumfang ist etwas überschaubar, aber man kann das Wichtigste hinterlegen und die Anzeige auf dem Sperrbildschirm funktioniert. Diese Info (siehe Bild unten) kann ein Helfer aufklappen, dann sieht er (trotz Sperrbildschirm) die hinterlegten Infos zu Allergien, Hausarzt etc.
Alternative: Ebenfalls für Android-Nutzer ist ausserdem die App Notfall-ID verfügbar. Dahinter steht ein Team aus Ärzten und Feuerwehrleuten. Mit Notfall-ID ist ein rascher Zugriff auf medizinische Daten verfügbar oder Sie können mehrere Profile, beispielsweise für die Familie, hinterlegen. Sie können in der App wählen, dass ein Widget auf dem Sperrbildschirm angezeigt wird, damit im Notfall z.B. ein Sanitäter Zugriff auf die medizinischen Informationen hat (entsprechende Zugriffserlaubnis muss erteilt werden).
Allerdings merkt man z.B. auf der Webseite, dass es mit der deutschen Übersetzung noch etwas hapert.
  • kostenlos (ausserdem ist eine kostenpflichtige Version für Fr. 6.80 verfügbar)
  • nur Android

retteMi.ch

RetteMi.ch: Nur für diese Kantone: SG, SH, TG, AR, AI, GL, GR, VD, FR und JU
Quelle: cm/NMGZ
Bei retteMi.ch handelt es sich um ein gemeinsames Projekt des Ostschweizer Polizeikonkordates sowie der KaPo Freiburg und Waadt. Bei Fragen zur App ist die Kantonspolizei St. Gallen zuständig.
Hinweis: Die Lokalisierung funktioniert nur für folgende Kantone: SG, SH, TG, AR, AI, GL, GR, VD, FR und JU. Allerdings: Wenn Sie z.B. aus Zürich sind, die App installiert haben und nach Schaffhausen oder St. Gallen reisen und dort passiert etwas, funktioniert die App auch.
Mit der App können Sie im Notfall die Nummern 117, 118, 144 und die internationale Notrufnummer 112 anrufen.
«Notfallpass»: Falls auf Ihrem Smartphone kein Notfallpass vorinstalliert ist, können Sie die notwendigen Informationen hier ausfüllen. Sie können z.B. auch Ihre Blutgruppe angeben oder ob Sie z.B. Diabetes oder Asthma haben.




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