Heutige Autos sind mehr als nur Fahrzeuge: In ihnen läuft immer häufiger auch Software von Google oder Apple. Wofür das gut ist und worauf Sie achten müssen, erklärt Ihnen auf den folgenden Seiten unsere Wegleitung.
(Quelle: ChatGPT)
Die Integration von Smartphones in moderne Fahrzeuge schreitet stetig voran. Autofahrerinnen und Autofahrer stehen heute vor der Wahl zwischen verschiedenen Systemen, die eine nahtlose Verbindung zwischen ihren Mobilgeräten und Autos ermöglichen.
Zwei der aktuell bekanntesten Plattformen sind Googles Android Auto und Apple CarPlay, Bild 1. Beide Systeme werden von zahlreichen Automobilherstellern unterstützt und lassen sich teilweise auch kabellos nutzen. In diesem Beitrag vergleichen wir die beiden Lösungen und zeigen ihre Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede. Dabei gibt es auch nützliche Praxis- und Kauftipps, damit Sie das beste System für Ihre Bedürfnisse finden.
Bild 1: Google (Android Auto) und Apple (CarPlay) sind auch im Auto präsent
Quelle: PCtipp.ch
Die beiden Systeme
Googles Android Auto und Apple CarPlay wurden entwickelt, um die Smartphone-Nutzung im Auto sicherer und komfortabler zu gestalten. Sie erlauben es, bestimmte Funktionen und Apps über das Infotainment-System des Fahrzeugs zu bedienen. Beide Systeme bieten eine eigene Benutzeroberfläche, die speziell für die Nutzung im Fahrzeug optimiert ist. Die jeweiligen Sprachassistenten sind ebenfalls integriert.
Android Auto gibt es seit 2015. In der klassischen Form läuft die Software auf dem Smartphone und spiegelt eine vereinfachte Oberfläche auf das Fahrzeugdisplay. Damit lassen sich Apps wie Google Maps oder Spotify sicherer bedienen. Ohne Smartphone geht aber nichts: Dieses liefert Rechenleistung, Daten und Apps, Bild 2. Die Verbindung zum Auto erfolgt per Kabel oder drahtlos. Der Vorteil: Die Apps sind immer aktuell. Nachteil: Fällt das Handy aus, steht das System still.
Bild 2: Sowohl bei Googles Android Auto als auch bei Apple CarPlay ist das Smartphone essenziell.
Quelle: Wikimedia Commons
Ähnlich funktioniert Apple CarPlay, das bereits 2014 eingeführt wurde. Auch hier übernimmt das iPhone die Rechenarbeit und zeigt eine reduzierte Bedienoberfläche im Auto. iPhone-Nutzer fühlen sich sofort zu Hause, weil das Design stark ans iPhone erinnert. Wer ein Android-Handy hat, kann CarPlay nicht nutzen – es ist exklusiv für Apple-Nutzer.
Kabel oder kabellos?
Beide Systeme lassen sich grundsätzlich auch ohne Kabel über Bluetooth oder WLAN nutzen. Voraussetzung ist jedoch, dass das jeweilige Infotainment-System diese kabellose Verbindung unterstützt. In einigen Fällen ist weiterhin ein USB-Kabel erforderlich. Es existieren zudem Adapter, die eine kabellose Nutzung nachrüsten können, sofern das Fahrzeug Android Auto oder Apple CarPlay zumindest per Kabel unterstützt.
Vergleich der Oberflächen
Android Auto und Apple CarPlay sehen sich sehr ähnlich: Eine Startseite zeigt Navigation, Musik und weitere Informationen auf einen Blick. Im App-Menü lassen sich alle kompatiblen Anwendungen öffnen. Beide Oberflächen sind auf eine einfache Bedienung während der Fahrt ausgelegt.
CarPlay setzt auf ein klares, iOS-ähnliches Rasterlayout mit grossen Icons, Bild 3. Der Fokus liegt auf einer reduzierten Darstellung mit klaren Kontrasten und einfacher Bedienung. Nutzer können die App-Anordnung direkt auf dem iPhone anpassen, nicht benötigte Apps ausblenden oder das Standardlayout zurücksetzen. Es stehen verschiedene Hintergrundbilder sowie ein Licht- und Dunkelmodus zur Verfügung.
Bild 3: Die Oberfläche von Apple CarPlay. Android Auto sieht sehr ähnlich aus
Quelle: PCtipp.ch
Android Auto setzt stärker auf Multitasking. Die Benutzeroberfläche ist informationsreicher, Bild 4. Das Layout kann sich je nach Fahrzeug oder Bildschirmformat unterscheiden, was Flexibilität, aber auch gewisse Inkonsistenzen mit sich bringt.
Bild 4: Android Auto arbeitet viel mehr mit Split-Screens
Quelle: PCtipp.ch
Funktionen und Navigation
Android Auto lässt sich – ähnlich wie das Android-System auf Smartphones – etwas individueller anpassen. So können Nutzerinnen und Nutzer etwa Benachrichtigungen konfigurieren, das Layout verändern oder die Sitzposition anpassen. Bei Apple CarPlay ist die Personalisierung auf das Ein- und Ausblenden von Apps sowie die Sortierung beschränkt. Android Auto verfügt zudem über kleinere integrierte Spiele. Diese lassen sich ausschliesslich bei stehendem Fahrzeug nutzen und dienen der Unterhaltung während Wartezeiten, Bild 5.
Bild 5: Android Auto unterstützt sogar Mini-Games – aber nur im stehenden Fahrzeug
Quelle: PCtipp.ch
Standardmässig nutzt Android Auto Google Maps, während Apple CarPlay den Dienst Apple Karten verwendet, Bild 6. Beide Plattformen erlauben jedoch die Nutzung alternativer Apps – so kann auch auf dem iPhone Google Maps genutzt werden.
Bild 6: Bei Apples CarPlay kommt als Navi Apple Karten zum Einsatz
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Bild 7: Bei Android Auto haben Sie für die Navigation die Wahl zwischen Google Maps und Waze
Quelle: PCtipp.ch
Google Maps punktet durch eine grosse Datenbasis, Echtzeit-Verkehrsinformationen, präzise Routenführung und viele praktische Zusatzfunktionen wie Bewertungen oder Öffnungszeiten von Orten. Die Navigations-App-Waze – ein weiterer Google-Dienst – bietet communitygestützte Warnungen etwa zu Staus, Blitzern oder Baustellen, Bild 7.
Apple Maps hat in den vergangenen Jahren allerdings stark aufgeholt. Besonders in grösseren Städten bietet der Dienst mittlerweile detailreiche Karten, gute Fahrspurassistenten und eine intuitive Darstellung. Häufige Ziele lassen sich speichern und die ETA (voraussichtliche Ankunftszeit) kann mit Kontakten geteilt werden.
Eine praktische Funktion ist die automatische Zielübertragung: Wird auf dem Smartphone nach einer Adresse gesucht, erscheint diese beim Start von Android Auto oder CarPlay direkt im Navigationssystem.
Sprachsteuerung und Assistenten
Bild 8: Die Systeme lassen sich per Sprache steuern; beim Fahren ist das sehr wichtig
Quelle: PCtipp.ch
Beide Systeme unterstützen eine Sprachsteuerung – ein zentrales Element für sicheres Fahren. Via «Hey Google» oder «Hey Siri» aktivieren Sie die Assistenten, starten die Navigation, versenden Nachrichten können Anrufe tätigen, Bild 8.
Google Assistant erkennt sogar komplexere Sprachbefehle wie «Navigiere zur nächsten Tankstelle und erinnere mich, wenn ich zu Hause bin» und verknüpft Aufgaben mit Diensten wie Google Kalender oder Gmail; zumindest, wenn man den Befehl auf Hochdeutsch gibt. Mit Schweizerdeutsch ist es (je nach Akzent) noch immer eine Glückssache.
Siri überzeugt hingegen durch einfache, klare Befehle und eine gute Integration in Apple-Dienste. Besonders bei Musik, Nachrichten und Navigation über Apple Maps funktioniert Siri zuverlässig.
Sicherheit und Fokus-Modi
Beide Systeme setzen auf eine fahrfreundliche Bedienung und bieten auch einen Automodus. Dieser reduziert Ablenkungen, indem beispielsweise Benachrichtigungen gefiltert oder stummgeschaltet werden. Bestimmte Kontakte oder Apps können als Ausnahme definiert werden, Bild 9. Android Auto zeigt Benachrichtigungen in einem eigenen Bereich und erlaubt eine präzise Steuerung, welche Inhalte eingeblendet werden. Benachrichtigungssymbole lassen sich auf Wunsch deaktivieren. Auch die Darstellung passt sich automatisch an: Apples CarPlay etwa aktiviert bei Dunkelheit den Nachtmodus, um die Augen zu schonen.
Bild 9: Man kann beim Fahren auch nur für ausgewählte Kontakte erreichbar sein
Quelle: PCtipp.ch
Barrierefreiheit
CarPlay unterstützt verschiedene Bedienhilfen: grössere Icons, kontrastreiche Darstellung, Farbfilter oder die Erkennung von Geräuschen wie Sirenen. Android Auto bietet ähnliche Funktionen, je nach Fahrzeug und Android-Version.
Musik und Unterhaltung
Sowohl Android Auto als auch Apple CarPlay umfassen zahlreiche Möglichkeiten zur Unterhaltung während der Fahrt – sei es durch Musik, Hörbücher oder Podcasts.
Apple CarPlay integriert Apple Music besonders tief ins System, Bild 10. Nutzerinnen und Nutzer können per Siri Musik steuern, individuelle Radiostationen erstellen oder Inhalte für die Offline-Nutzung herunterladen. Mit SharePlay können auch Mitfahrende über QR-Code zur Wiedergabe beitragen. Um Ablenkungen zu minimieren, lässt sich das Albumcover weichzeichnen.
Bild 10: Apple Music ist fester Bestandteil von CarPlay und bietet Extra-Features für die Fahrt
Quelle: PCtipp.ch
Bild 11: Android Auto unterstützt nebst YouTube Music viele weitere Musikdienste
Quelle: PCtipp.ch
Android Auto bietet eine nahtlose Integration von YouTube Music. Die Steuerung erfolgt bequem per Sprachbefehl über den Google Assistant, der inzwischen auch KI-gestützte Vorschläge machen kann – etwa basierend auf Tageszeit, Standort oder bisherigen Hörgewohnheiten. So startet die passende Musik oft, bevor man selbst daran denkt, Bild 11.
Beide Plattformen ermöglichen eine intuitive Bedienung und helfen dabei, die Fahrt angenehmer zu gestalten, ohne die Sicherheit aus dem Blick zu verlieren.
Technische Unterschiede
Android Auto nutzt eine verteilte Architektur: Teile des Systems laufen auf dem Smartphone, andere auf der Fahrzeug-Hardware. Das kann je nach Auto zu Unterschieden in der Performance führen. CarPlay hingegen läuft vollständig auf dem iPhone und spiegelt nur die Anzeige. Das sorgt für eine konsistente Performance, abhängig vom iPhone-Modell.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich beim Stromverbrauch: Android Auto hat in der Vergangenheit bei unabhängigen Tests bei kabelloser Nutzung oft mehr Energie als CarPlay verbraucht. Auch die Hitzeentwicklung beim Android-Gerät war zeitweise höher.
Zukunftsausblick
Sowohl Google als auch Apple haben mittlerweile Systeme auf den Markt gebracht, die direkt ins Fahrzeug integriert sind und unabhängig vom Smartphone funktionieren. Bei Google heisst die Lösung Android Automotive. Es handelt sich dabei um ein vollständiges Betriebssystem, das direkt im Fahrzeug läuft – also, ohne dass ein Smartphone verbunden sein muss, Bild 12.
Bild 12: Android Automotive ist ein eigenes Betriebssystem, das direkt im Fahrzeug läuft
Quelle: PCtipp.ch
Android Automotive wird von Herstellern wie Polestar, Renault oder Volvo eingesetzt und erlaubt eine tiefere Verknüpfung mit Fahrzeugfunktionen. Apple CarPlay kann in einigen dieser Fahrzeuge zusätzlich genutzt werden, sofern vom Hersteller vorgesehen.
Apple verfolgt einen ähnlichen Weg mit CarPlay Ultra, das inzwischen ausgerollt wird, Bild 13. Die neue Version verspricht tiefere Integration in Fahrzeuge: etwa die Anzeige von Navigationsdaten im Kombiinstrument oder die Steuerung von Klimaanlage und Sitzheizung direkt über die CarPlay-Oberfläche. Gleichzeitig können Fahrzeughersteller das Design stärker an ihre Marke anpassen.
Bild 13: Apples CarPlay Ultra ist stärker auf das Fahrzeug angepasst und tief in dieses integriert
Quelle: PCtipp.ch
Auch künstliche Intelligenz spielt natürlich eine immer grössere Rolle. Google hat etwa bei Android Auto mit der Integration von Gemini AI begonnen. Dank künstlicher Intelligenz soll die Sprachsteuerung noch kontextsensitiver und vorausschauender funktionieren – beispielsweise durch das Erkennen von Fahrmustern oder persönlichen Vorlieben.
Was passt zu wem?
Welche Plattform besser ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Wahl richtet sich hauptsächlich nach dem verwendeten Smartphone. Beide Systeme funktionieren zuverlässig, unterscheiden sich aber in der Bedienoberfläche und in kleinen Details.
Auch ältere Fahrzeuge lassen sich durch Android Auto oder Apple CarPlay technisch aufwerten. Da beide Lösungen kontinuierlich weiterentwickelt werden, können Nutzerinnen und Nutzer auch in Zukunft mit neuen Funktionen rechnen.
Tipps für den Autokauf
Viele Neuwagen kommen aktuell noch mit dem «alten» Android Auto, respektive Apple CarPlay, das ein Smartphone erfordert. Sowohl Google als auch Apple bieten auf ihren Webseiten Übersichten, welche Fahrzeugmodelle kompatibel sind. Sie finden diese unter go.pctipp.ch/3469 und go.pctipp.ch/3229.
Tipp: Prüfen Sie vor dem Fahrzeugkauf nicht nur, ob Apple CarPlay oder Googles Android Auto grundsätzlich unterstützt werden, sondern auch, ob dies kabellos funktioniert – und ob dies allen Ausstattungslinien vorbehalten ist. Besonders bei günstigeren Fahrzeugmodellen ist oft nur die kabelgebundene Version enthalten oder eine Sonderausstattung notwendig.
Vorsicht bei Neuwagen: Einige Hersteller wie General Motors haben angekündigt, die Unterstützung für Android Auto und Apple CarPlay bei neuen Modellen zu streichen. Andere wie Tesla haben seit jeher ein eigenes System. Informieren Sie sich frühzeitig über die Software-Politik des Herstellers.
Tipp: Auch ältere Fahrzeuge lassen sich mit sogenannten Headunits oder Wireless-Adaptern nachrüsten. Diese können CarPlay oder Android Auto in Fahrzeuge bringen, die serienmässig bisher nicht damit ausgestattet sind. Hilfe bietet Ihr Autohändler.