Möbelhändler Ikarus.de 25.06.2019, 14:31 Uhr

Produktabbildung in 3D: AR als Kauferlebnis

Kunden des Möbelhändlers Ikarus.de können Stühle und andere Möbel mit Augmented Reality in ihr eigenes Zuhause "beamen". Das schafft eine ganz neue Einkaufserfahrung.
(Quelle: Phoenix Media)
Es hat etwas Magisches und macht Spass: Im Online Shop Ikarus.de können ausgewählte Einrichtungsgegenstände mit der Kamera eines iPads oder eines iPhones in Originalgrösse in den Raum hin­einprojiziert werden.
Das Besondere an der technischen Umsetzung ist, dass die Shop-Besucher dafür keine mobile App he­runterladen müssen. Da die Augmented-Reality-Anwendung (AR) Browser-basiert ist, fällt bei der Nutzung eine grosse Hürde weg. Die Shop-­Besucher "zaubern" die Möbel dreidimensional mit Augmented Reality in ihre Umgebung. Bei anderen Möbelhändlern wie Yourhome von Otto kann die Augmented-Reality-Funktion bislang nur in einer ­mobilen App verwendet werden.
Ikarus vertreibt Möbel, Accessoires und Leuchten. Ursprünglich als Versandhandel mit eigenem Katalog gestartet, kamen ein Online Shop und mittlerweile zwei Ladengeschäfte in Frankfurt und Stuttgart hinzu. Bereits 1997 ging Ikarus mit einer eigenen Homepage online. Inzwischen ist das komplette Sortiment mit über 15.000 Artikeln im Web verfügbar.
Ein AR-Icon auf der Produktdetailseite des Shops zeigt an, dass der Sessel in 3-D betrachtet werden kann.
Quelle: Phoenix Media
Noch sind erst 23 Produkte auf Ikarus.de "AR-fähig". Das heisst, man muss danach suchen, wenn man sich den AR-Effekt bei einem Produkt ansehen will.
Es war eine bewusste Entscheidung, zunächst nur mit einer begrenzten Zahl zu starten, sagt Nina Stocklöw, Senior Marketing Manager bei der E-Commerce-Agentur Phoenix Media. Der Dienstleister aus Stuttgart hat das AR-Erlebnis für seinen Kunden Ikarus.de entwickelt. "Wir haben uns bei der Umsetzung bewusst für den "Minimal Viable Product"-Ansatz entschieden", erklärt Stocklöw. "Minimal ­Viable Product" bedeutet, dass das Produkt mit den Mindestanforderungen und -Eigenschaften umgesetzt wurde. Es ging erst einmal darum zu sehen, wie die Nutzer die AR-Funktion annehmen.

Basis: das Apple AR Kit

Die Technologie für das AR-Erlebnis bei Ikarus.de bildet die AR-Plattform "Apple AR Kit". Das entsprechende File-Format für Augmented Reality heisst "usdz". ­Apple hat es gemeinsam mit Pixar, einem Spezialisten für Computeranimation und Computer Generated Imaging, entwickelt. Developer können damit 3D-Modelle für Augmented Reality erschaffen.
Die Zahl der Zugriffe über iOS-Geräte auf den Online Shop von Ikarus ist dem Händler zufolge recht gross, deshalb war es naheliegend, das AR Kit2 von Apple zu verwenden. (Erst kürzlich hat Apple das AR Kit3 veröffentlicht.) Dadurch ergibt sich jedoch auch die Einschränkung, dass die AR-Funktion von Ikarus.de auf den Produktdetailseiten nur mit dem Safari-Browser und mit einem iOS-Gerät funktioniert, auf dem die Ver­sion iOS 12 oder höher installiert ist.

3D-Modell plus Textur für die Oberflächeneigenschaften

Für die Erstellung eines AR-Modells im Usdz-Format wird zum einen eine 3D-Datei des Produkts benötigt und zum anderen die Texturen, die dem Modell die Oberflächeneigenschaften wie Material, Farbe oder Glanz verleihen. Diese liegen als Image-File vor. Die Hersteller der Einrichtungsgegenstände lieferten jedoch nur die 3D-Dateien. Deshalb musste Phoenix Media mit einer webbasierten 3D-­Design- und -Modeling-Software noch die Texturen ergänzen.
Und so gelangt das 3D-Modell in den Shop: Über ein Medienattribut wird das AR-Modell zusammen mit den klassischen Produktbildern für das Produkt hinterlegt. Klickt der Nutzer auf das entsprechende Produkt, sieht er das AR-Icon, wenn sein Gerät die Voraussetzung dafür erfüllt. Dann kann er das Produkt aus verschiedenen Perspektiven betrachten.
Schwierigkeiten bei der Umsetzung ­habe es kaum gegeben, sagt Tanja Wilberg. Sie leitet bei Ikarus das E-Commerce-Team. Stocklöw ergänzt, dass es eine Herausforderung war, alle Bausteine für die AR-Abbildung zu erhalten.
Viele Shops scheuen die Kosten für die 3D-Abbildungen der Produkte. Darauf angesprochen, erwidert Wilberg, dass die Kosten deshalb überschaubar waren, weil das Projekt für Phoenix Media ein Referenzprojekt ist.
Seit Mitte Februar 2019 sind die ersten AR-Modelle live im Shop. Das Feature ­werde gerade bei hochpreisigen Produkten gerne angeklickt, gibt Wilberg Auskunft. Augmented Reality sei eine Hilfe während der Kaufentscheidung. Künftig sollen weitere Modelle in 3D abrufbar sein. "Wir wollen so viele Produkte wie möglich in AR umsetzen", betont Wilberg.
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Quelle: IWC




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