Linkedin: "Nutzer schätzen unsere Plattform"

Daten, Daten Daten - für bessere Jobs und effizienteres Recruiting

Business Communitys verdienen auch durch Werbung - wie gut verdient Linkedin damit?
Kaestner: Wir bieten Werbung für Personalabteilungen an, aber unsere Kunden sind auch im ganz regulären Marketing zu finden. Wir unterscheiden die beiden Produktfamilien LinkedIn Talent Solutions und LinkedIn Marketing Solutions. Bei ersteren geht es vor allem um Rekrutierungs-, Personalmarketing- und Employer-Branding-Werkzeuge. Bei unseren Marketing Solutions geht es ganz klar um Produktmarketing, mit einem starken Fokus auf Content Marketing. Beispielsweise haben wir erst vor kurzem gemeinsam mit der ausführenden Agentur für eine Mercedes-Benz-Kampagne den Deutschen Mediapreis gewonnen. Unser Gesamtumsatz mit Marketing Solutions stieg 2014 um 56 Prozent auf 153 Millionen Dollar. Das sind etwa 24 Prozent unseres Gesamtumsatzes.
 
Wie geht es weiter mit den Business-Netzwerken?
Kaestner: Ein Business-Netzwerk, das als besseres Rolodex daherkommt, ist jedenfalls eine Sackgasse. Wir wollen unsere Nutzer beruflich weiterbringen, also müssen wir uns immer fragen, was dazu beiträgt. Wir investieren seit Jahren massiv in unsere mobilen Apps, um das Nutzerverhalten zu reflektieren und möglichst viele der Funktionen leicht zugänglich zu machen, die man auf seinem Smartphone oder Tablet braucht. Das ist aber nur die Pflicht, unsere Nutzer erwarten das. Richtig spannend wird es, wenn wir über den unmittelbar nächsten Karriereschritt und das tägliche Netzwerken hinausdenken. Was, wenn man anhand des Erfolgs von Alumni schon entscheiden könnte, welche Uni man für die eigenen Ziele wählen sollte? Oder was, wenn ein Business-Netzwerk dabei helfen könnte, Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt besser in Einklang zu bringen und dadurch die Arbeitslosigkeit international zu senken? Dahin geht es weiter. Unsere Universitätsseiten mit den erwähnten Suchfunktionen für Abiturienten und Studenten gibt es schon. An der Vorhersage von Karrierewegen zur individuellen Orientierung arbeiten wir. Und der ‚Economic Graph‘, unsere Vision von einer Zusammenarbeit mit Regierungen und anderen Organisationen zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation, ist das grosse Ziel.
 
Wie stark ist die Konkurrenz von Facebook, das sich ja auch im Bereich Business bei Unternehmen etablieren will?
Kaestner: Wir sehen Facebook nicht als Konkurrenz. Die von dem Unternehmen vorgestellten Lösungen zielen auf ein anderes Geschäftsmodell ab und dienen eher der internen Kommunikation.
 
Wie verändert die mobile Nutzung Linkedin?
Kaestner: 47 Prozent unseres Traffic kommt bereits von mobilen Geräten. Das ist auch ein Ergebnis unserer Bemühungen, die mobile Nutzung von LinkedIn so komfortabel wie möglich zu gestalten. Mobile Nutzung funktioniert anders. Inzwischen bieten wir sieben verschiedene Apps an, jede auf eine bestimmte Aufgabe zugeschnitten. Neben der klassischen App, die Netzwerk und Nachrichten vereint, kann man mit LinkedIn Jobsuche sich mobil bewerben. Pulse lässt sich als separate App für Nachrichten und Branchennews nutzen. Personaler können den Recruiter als App auch mobil nutzen, Vertriebsspezialisten den Sales Navigator. Die Anforderungen an diese Apps sind jeweils sehr anders und wir wollen für jede eine übersichtliche, elegante Nutzererfahrung sicherstellen. In Zukunft wollen wir noch stärker auf Predictive Computing setzen, damit die Apps passende Informationen für die jeweilige Nutzersituation selbst anbieten. Wer möchte, könnte sich zum Beispiel mit der App Connected Infos über die Teilnehmer des nächsten Meetings im Kalender anzeigen lassen.
 
Welchen Einfluss werden Wearables auf die Nutzung von Communitys haben?
Kaestner: Da muss ich Ihnen eine Antwort schuldig bleiben - ich denke, es kommt vor allem darauf an, ob sich Wearables ausserhalb des Sport- und Gesundheitsbereichs zu einem Massenphänomen entwickeln. Dann lassen sich auch jederzeit entsprechende Lösungen entwicklen.
 
Momentan hypen Apps, mit denen Nutzer in allen Lebenslagen sich selbst filmen können - wäre das auch ein Tool für Linkedin?

Kaestner: Eventuell. Generell sind wir aber ein Business-Netzwerk. Unsere Nutzer möchten sich sehr gezielt in einem beruflichen Kontext präsentieren. Die Aufnahme eigener Videos, die professionell wirken, ist eher schwierig. Bevor jemand eine schlechte Aufnahme einer Rede online stellt, würde ich eher zur Einstellung einer überzeugenden Präsentation per SlideShare raten.



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