05.02.2009, 00:00 Uhr

Communication Summit 2009: Fragmentierte digitale TV-Welt

Dem Fernsehen steht eine technische und inhaltliche Revolution bevor. Während den Zuschauern künftig bis zu 3000 Kanäle zur Verfügung stehen werden, und eine Vielzahl von Geräten, um diese zu nutzen, müssen Anbieter von Inhalten und Plattformen um die Finanzierung kämpfen. Branchenexperten und Vertreter aus der Verlags-und Werbewelt diskutierten am Communication Summit 2009 die digitale Fernsehzukunft vor mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich in der ETH Zürich zum jährlichen Gipfel der Medien- und PR-Fachleute trafen. Der Anlass wird gemeinsam von der Zürcher Public Relations Gesellschaft (ZPRG) und dem Zürcher Presseverein (ZPV) organisiert.
In ihrem Keynote-Referat ging TV-Direktorin Ingrid Deltenre auf den Leistungsauftrag des Schweizer Fernsehens ein. Mit einer Multiplattform-Strategie wird SF die vielfältigen Inhalte künftig noch stärker multiplizieren und diversifizieren, aber auch weiterhin Originäres kreieren. "Content is king", sagte Deltenre. Neben neuen Angeboten für ein junges Publikum, das zunehmend ins Internet abwandert, werde es aber auch auf absehbare Zeit lineare, analoge Programmen geben. Ein wachsender Teil des Publikums sei überfordert von den Optionen und technischen Anforderungen der heutigen Vielfalt, sagte Deltenre und nahm sich dabei selbst nicht aus. In der anschliessenden Podiumsdiskussion, die "Eco"-Moderator Reto Lipp leitete, war die Finanzierung dieser Vielfalt der zentrale Aspekt. Nur wer eine kritische Masse erreicht, kann die teure Technik auch bezahlen, gab Zattoo-CEO Beat Knecht zu bedenken. Das Web-TV von Zattoo mit knapp einer Million registrierter Nutzer in der Schweiz sei auf diesem Weg. Peter Weigelt, Alt-Nationalrat und Medienunternehmer, sieht für Web-basiertes Fernsehen in Community-Nischen gute Chancen. Die zur Verfügung stehende Technik erlaube eine kostengünstige Erstellung von Inhalten.
Prof. Michael Latzer, Leiter Medienwandel & Innovation am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich (IPMZ), erinnerte daran, dass auch "Digital Natives" älter werden und sich heute die Zielgruppe von Web-basierten TV-Angeboten keineswegs mehr nur auf Teenager beschränke. Beat Kappeler, CEO von Goldbach Media, erwartet ein weiterhin stürmisches Wachstum von Online-Werbung. Er geht davon aus, dass diese auch in der Schweiz bald die Fernsehwerbung überflügeln wird. Für Hanspeter Nehmer, Kommunikationsleiter von Cablecom, bietet Digital-TV den Zuschauern zunehmend die Möglichkeit, unabhängig vom Programmablauf Sendungen nach Wahl zu schauen. Mit "Catch-Up TV", das Cablecom zusammen mit dem Schweizer Fernsehen SF in Kürze lancieren wird, sei diese Option bereits Realität. (ph) http://www.presseverein.ch



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