Hauptkatalog wird eingestellt 10.07.2018, 07:22 Uhr

Otto wird zum reinen Online-Händler

Otto verschickt im Dezember 2018 zum letzten Mal seinen traditionsreichen grossen Hauptkatalog. Nach 68 Jahren vollzieht das Unternehmen damit eine interessante Transformation. Es wandelt sich vom einstigen Katalogversender zum reinen Online-Händler.
Fällt der Digitalen Transformation zum Opfer: Der Otto-Hauptkatalog hat nach 68 Jahren ausgedient.
(Quelle: Otto)
Claudia Schiffer, Heidi Klum oder Nena: Sie alle waren auf dem Titelbild eines in Millionen deutschen Haushalten bekannten Print-Mediums - dem Otto-Katalog. Dieser fällt nun nach 68 Jahren der Digitalen Transformation zum Opfer, soll heissen: Digital ersetzt Print. Am 4. Dezember 2018 versendet Otto zum letzten Mal seinen grossen Hauptkatalog, darin das Frühjahr-/Sommer-Sortiment 2019.
"Schuld" daran seien die Konsumenten, erklärt Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstands Otto: "Unsere Kunden haben den Katalog sukzessive selbst abgeschafft, weil sie ihn immer weniger nutzen und schon längst auf unsere digitalen Angebote zugreifen. Entsprechend sagen wir jetzt 'tschüss'."
Mittlerweile sind nach eigenen Angaben über 95 Prozent der Otto-Kunden Digitalbesteller - und otto.de der zweitgrösste Online Shop Deutschlands und Europas mit fast sieben Millionen aktiven Kunden. Mehr als die Hälfte aller Käufe erfolgt mobil über Smartphone und Tablet. Per Web und App kann der Kunde zurzeit rund drei Millionen Produkte von 6.800 Marken bestellen.

Der grosse Wandel

Interessant daran ist vor allem die Transformation, die dahinter steht: Vom einstigen grossen Katalogversender wandelt sich Otto zum reinen Online-Händler. Zudem sieht sich das Unternehmen immer stärker als Plattform, auf der Marken und Lieferanten ihre Artikel online anbieten können.
Mit otto.de war die Otto Group-Tochter bereits ab Mitte der 90er Jahre im Internet präsent. In den vergangenen Jahren wurde der Katalog zunehmend zu einem Marketing-Instrument, von dem sich die Verbraucher inspirieren liessen, um nachfolgend auf otto.de online zu bestellen. Durch den Boom im digitalen Marketing wurde er aber auch in diesem Bereich schnell ersetzt. Damit spielte der Hauptkatalog als Vertriebskanal schon seit Jahren mit einem einstelligen Anteil am Gesamtumsatz von 2,956 Milliarden Euro nur noch eine untergeordnete Rolle für das Hamburger Unternehmen.
"In Deutschland reden wir von der Digitalisierung oft so, als wäre diese etwas Störendes. Wir bei Otto meinen dagegen: Sie ist das Beste, was uns passieren konnte und eine riesige Chance für die Wirtschaft. Wir sind als reiner Online-Händler erfolgreicher als wir es zu Zeiten des Hauptkatalogs je hätten sein können", so Opelts Fazit.
Aktuell ist bei der Otto Group, die sich inzwischen in zahlreiche Sub-Segmente gliedert, ohnehin einiges los: Erst vor wenigen Tagen vereinbarte die Vermarkter-Tochter Otto Group Media mit Criteo eine strategische Partnerschaft. Sie umschliesst den Bereich Retail Media.



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