24.08.2009, 00:00 Uhr
App-Begutachtung im Akkord bei Apple
Die Entscheidungen des App-Store-Teams über Wohl und Wehe einer eingereichten App sind mitunter sehr rätselhaft. Da werden Applikationen scheinbar willkürlich abgelehnt, andere, sehr ähnliche dagegen sofort akzeptiert. Mitunter dauert die Begutachtung eine kleine Ewigkeit, Updates kommen nur verzögert in den App Store, andere gleich gar nicht. Nun hat Apple zum ersten Mal öffentlich erläutert, wie der Prozess intern organisiert ist. Anlass ist die Untersuchung der amerikanischen Behörde FCC, bei der die Gründe für die Ablehnung von Google Voice im App Store geklärt werden soll. Denn hier wird vermutet, AT&T und Apple wollten einen lästigen Konkurrenten vom Markt fern halten.
In seiner Erklärung legt Apple zum einen Wert darauf, dass Google Voice mitnichten abgelehnt sei, sondern die Untersuchung noch andaure. Zum anderen gewährte man Einblick in den Review-Prozess. Danach gibt es ein Team von mehr als 40 festangestellten Reviewern, die den lieben langen Tag nichts anderes tun, als eingereichte Apps auf ihre Tauglichkeit für den App Store zu testen. Jede Applikation wird von mindestens zwei Angestellten begutachten. Bei problematischen Fällen wird eine App an ein Executiv Review Board weitergereicht, das verschiedene leitende Angestellte von Apple bilden. Dieses Board trifft sich einmal in der Woche. Diese Zahlen allein sagen noch nicht viel aus, aber bedenklich wird es, wenn man das Arbeitspensum der Reviewer betrachtet. Laut Apple werden pro Woche rund 8.500 Updates und neue Apps eingereicht.
Jetzt kann man ein wenig rechnen. Da jede Applikation von mindestens zwei Gutachtern beurteilt wird, muss man die Zahl der eingereichten Apps auf rund 17.000 verdopplen. Setzt man mehr als 40 mit 45 fest und geht von einer Fünf-Tage-Woche aus, heisst dass, dass jeder App-Store-Reviewer mindestens rund 75 Applikationen pro Tag begutachten muss. Vorausgesetzt natürlich, der Prozess soll einigermassen zügig abgewickelt werden. Bei 8 Stunden Arbeitszeit hat jeder Reviewer also noch nicht einmal eine zehn Minuten Zeit, um darüber zu entscheiden, ob eine App in den Store darf oder nicht. Angesichts dieser Akkordbegutachtung sind manche App-Store-Entscheidungen und Verzögerungen nicht mehr ganz so unverständlich wie bislang. (ph/appco)