02.11.2009, 00:00 Uhr

80 Prozent Raubkopien auch bei iPhone

Wenn es um das Thema Raubkopien geht, verschärft sich fast immer der Tonfall. Auf der einen Seite stehen die Entwickler, die für ihre Mühen auch entlohnt werden, auf der anderen die Anwender, die nicht einsehen, dass ein Stück Software auch Geld kosten soll. An Argumenten mangelt es den Softwaredieben kaum. Sie reichen von Ich möchte ein Programm testen, bevor ich es kaufe über die Programme sind viel zu teuer bis hin zur klassenkämpferischen Attitüde, mit der man eine Raubkopie als subversiven Akt gegen übermächtige Softwarekonzerne beschönigt. Wieviele Anwender tatsächlich Raubkopien einsetzen weiss allerdings kaum jemand so ganz genau und alle hier kursierenden Zahlen sind zum Teil abenteuerliche Schätzungen und Statistiken mit seltsamen Prämissen.
Beim iPhone sieht die Sache allerdings gleich mehrfach anders aus. Zum einen verliert das Argument, die Preise seien überhöht, angesichts des sehr niedrigen Preisniveaus im App Store doch sehr an Überzeugungskraft, zum anderen sind viele Anbieter im App Store keine grossen Konzerne, sondern Kleinstunternehmen, die oftmals nur einem Mitarbeiter bestehen. Obendrein ist es dank des zentralen App Stores möglich, Raubkopien zu erkennen. Dazu kann ein Entwickler ein Flag in seiner Software unterbringen, das gesetzt wird, sobald ein Spiel regulär aus dem App Store heruntergeladen wurde. Fehlt dieses Flag, handelt es sich also um eine Raubkopie.
Genau das haben die Entwickler des iPhone-Spiels Tap Fu getan. Bleibt nur noch das Problem, dass man nicht alle iPhones, auf denen Tap Fu installiert ist, überprüfen kann. Aber das muss man auch gar nicht - denn die Entwickler bieten eine Highscore-Liste auf ihren Servern an. Alle Spieler, die sich dort verewigt haben, haben auch den Zustand des Piraten-Flags hinterlassen und die ID ihres Geräts. Anhand dieser Daten kamen die Entwickler zu sehr ernüchternden Zahlen. Zumindest für Tap Fu stimmen keine einzige der oft vorgebrachten Entschuldigungen und Ausreden der Raubkopierer. Raubkopien machen nur einen kleinen Anteil aus? Nein, bei Tap Fu stammten 80 Prozent der Highscore-Einträge von Raubkopien.  Zu teuer? Nein, Tap Fu kostet rund 2,40 Euro. Ausprobieren vor dem Kauf? Auch nicht, kein Raubkopierer hat das Spiel nachträglich gekauft. Grosser Konzern? Wohl kaum der Webauftritt von Smells Like Donkey ist zwar sehr gelungen, bietet aber keine Hinweise auf ein grosses Unternehmen, im Gegenteil.
Natürlich sind die Ergebnisse der Entwickler nicht allzu belastbar, es könnte ja zum Beispiel sein, dass die grosse Menge der legalen Besitzer einfach keine Interesse an einem Online-Highscore besitzen. Fraglich ist auch, wieviele Anwender das Spiel überhaupt spielen würden, wenn sie es bezahlen müssten. Die Entwickler glauben daher auch nicht, dass sie grosse Verluste durch Raubkopierer erleiden. Aber der Blick auf die Highscore-Tabelle sei für sie vor allem frustrierend. (ph/appco)



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