19.07.2006, 00:00 Uhr

Pfadfinderkinder spüren Raubkopierer auf

Noch im Laufe dieses Sommers startet Hong Kongs Regierung eine Kampagne, für die 200'000 Jugendliche rekrutiert werden, um im Internet nach Hinweisen auf Raubkopierer zu suchen. Die Unterhaltungsindustrie begrüsst das Programm mit erzieherischem Effekt, bilden doch junge Personen bis 25 Jahren den Grossteil von Raubkopierern. Kritiker mahnen, dass diese Methode an China's Kulturrevolution erinnere, als Kinder ermutigt wurden über die Aktivitäten ihrer Eltern zu berichten. Es sei nicht fair zu behaupten, die Regierung rekrutiere Kinder um andere auszuspionieren, wehrt sich Tam Yiu-keung, Aufsichtsbeamter der Zoll- und Steuerbehörde Hong Kongs. "Wir wollen nur das Bürgerbewusstsein wecken um Verbrechen den Behörden zu melden", sagt Tam gegenüber der New York Times. Die Kinder und Jugendlichen im Alter von neun bis 25 Jahren werden Internetdiskussionsseiten, die öffentlich zugänglich sind, besuchen. Stossen sie auf illegal kopiertes Material, wie etwa Musik oder Filme, melden sie dies den Behörden, welche die Hinweise untersuchen. Die Ergebnisse werden schliesslich an die Branchenverbände wie die Motion Picture Association oder die International Federation of the Phonographic Industry weitergeleitet. Die Verbände benachrichtigen die Webmaster der entsprechenden Webseiten und fordern dazu auf, die schädigenden Postings zu löschen. Laut Tam sei man im Rahmen des Pilotprogramms, das im Frühjahr dieses Jahres mit 700 Jugendlichen durchgeführt wurde, auf 800 Fälle gestossen, in denen urheberrechtlich geschütztes Material illegal über Bittorrent zugänglich gemacht wurde. Drei Fünftel der Postings seien von den Webmastern gelöscht worden. Das internationale Interesse an der Aktion ist gross. An die Organisatoren sind bereits Vertreter aus den USA, China und Macau herangetreten. Dean Boyd, Sprecher der US-Behörde Homeland Security, gab bekannt, dass Washington keine Pläne habe, ein solches Programm einzuführen. Fraglich ist auch ob das Programm in anderen Ländern überhaupt umsetzbar wäre. In Hongkong seien die Jugendlichen aufgrund der konfuzianischen Tradition und dem hohen gesellschaftlichen Druck gehorsamer, schreibt die New York Times. (bbs)



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