Die smarte Suche nach den Profis

Wir befinden uns in einem Kandidatenmarkt

Der langjährige Vizepräsident des BVDW Harald R. Fortmann gilt als Kenner der digitalen Wirtschaft und weiss um die Nöte der Branche bei der Suche nach Fachleuten.
com professional: Wie wird sich der Markt für die unterschiedlichen Lösungen im Online-­Recruiting aus Ihrer Sicht entwickeln?
Harald R. Fortmann: Das sich immer weiter aufheizende Pro­blem des Fachkräftemangels wird noch
Harald R. Fortmann: Geschäftsführender Gesellschafter der Personalberatung D-Level.
viel Know-how und Geld in die Entwicklung von neuen Recruiting-Lösungen fliessen lassen. Die bestehenden Apps werden besser und neue, innovative Ansätze werden kommen. Dass Xing für 17 Millionen Euro den Bewerber-Management-Anbieter Prescreen gekauft hat, weist auf die Grösse des Marktes und die hohe Investitionsbereitschaft hin. Insgesamt gilt zumindest für Standardprozesse: Je stärker sich der Hiring-Prozess sinnvoll digitalisieren lässt, desto effizienter ist das Recruiting.
com professional: Die Personalsuche wandelt sich von Pull zu Push, da gerade die Millennials lieber gezielt angesprochen werden wollen als selbst zu suchen. Wie wirkt sich das auf das Recruiting via Internet aus?
Fortmann: Wir befinden uns auf absehbare Zeit in einem Kandidatenmarkt – Unternehmen müssen sich mehr denn je um die Top-Kandidaten bewerben. Selbst eher mittelmässig Qualifizierten bietet sich eine Auswahl an Jobs, die sie annehmen könnten. Die Sichtbarkeit der Mitarbeiter auf Plattformen wie Linked­in und auch Xing wird daher immer wichtiger. Man wird auch ohne Präsenz auf diesen Plattformen einen neuen Job bekommen, aber man muss sich tatsächlich – wenn man nicht empfohlen wird – selbst darum bemühen. Vor diesem Hintergrund sollten Linkedin und Xing einen exklusiven Executive-Bereich gründen, zu dem nur von den Plattformen zertifizierte Personalberatungen und Unternehmen Zugang hätten. Nur so lässt sich die Masse der unqualifizierten Anfragen eindämmen, die Kandidaten täglich erreichen. Leider gibt es viele schwarze Schafe, die potenzielle Kandidaten mit Anfragen zumüllen.
Was sich bei vielen Unternehmen im Recruiting-Bereich noch grundsätzlich ändern müsste, ist die effiziente Gestaltung der Bewerbungsmöglichkeiten – so sind beispielsweise Formulare, die Bewerber ausfüllen müssen, ein klarer Konversionskiller.
com professional: Welche grossen Trends sehen Sie beim Thema Recruiting?
Fortmann: Im Moment sind es eher die kleinen, feinen Trends, die das Recruiting verändern. Der Aufbau von Active-Recrui­ting-Bereichen nimmt in den Personalabteilungen gerade Fahrt auf. Die Einführung von Software-Tools, um Kandidaten zu tracken und einen Pool aufzubauen, auf den man für andere Positionen noch zugreifen kann, sind nur einige der Beispiele für die Veränderung des Recruitings durch die Digitalisierung. Am Ende bleibt das Recruiting jedoch – ob direkt oder über ­einen Personalberater – ein People Business mit direktem, persönlichem Kontakt zwischen Unternehmen und Kandidaten. Denn die kulturelle Komponente entscheidet massgeblich, ob ein Mitarbeiter überhaupt kommt, ob er bleibt oder ob er schnell weiterzieht.




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