30.01.2014, 00:00 Uhr

Weltbild erhält 65 Millionen Euro - Finanzspritze für insolvente Verlagsgruppe

Die insolvente Verlagsgruppe Weltbild in Augsburg erhält von der katholischen Kirche 65 Millionen Euro, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Ob die Finanzierung reicht, ist völlig offen - ebenso wie die Zukunft des Unternehmens.
Die Kirche hilft doch: Der Verband der Diözesen Deutschlands hat bei einer Vollversammlung beschlossen, die zahlungsunfähige Verlagsgruppe Weltbild mit 65 Millionen Euro zu unterstützen. Damit soll die Fortführung des Geschäftsbetriebs und möglicherweise einer Transfergesellschaft unterstützt werden. Das teilte die Deutsche Bischofskonferenz mit. Erste Beiträge sind zugesagt: Das Erzbistum München und Freising stellt einen Betrag in Höhe von 20 Millionen Euro für das ausgehandelte Finanzierungskonzept der Weltbild-Beteiligung mit der Deutschen Buch Handels GmbH (DBH) beziehungsweise Hugendubel bereit. Das Bistum Augsburg tritt zur Finanzierung eines Massekredits mit einem Betrag von 15 Millionen Euro für die Verlagsgruppe Weltbild in Vorleistung.

Warme Worte für die Belegschaft gab es von Seiten der katholischen Kirche auch, die wegen der Insolvenz scharf kritisiert worden war: "Die deutschen Bischöfe wissen sich in Mitverantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verlagsgruppe und empfinden mit der Belegschaft in dieser schweren Zeit."

Wie weit die 65 Millionen Euro reichen, ist noch unklar. Die Weltbild-Geschäftsführung hatte Mitte Januar 2014 von den Gesellschaftern - das sind zwölf katholische Diözesen, die Soldatenseelsorge Berlin sowie der Verband der Diözesen Deutschlands - 135 Millionen Euro gefordert, um den Konzern in ein Digitalunternehmen zu verwandeln. Nachdem die Kirche diesen Betrag nicht zu investieren bereit war, hatte die Weltbild-Gruppe Insolvenz angemeldet.

Zu Weltbild gehören die Online-Shops Weltbild.de, Jokers.de und Kidoh.de, an bücher.de ist das Unternehmen mit 33 Prozent beteiligt. Noch im April 2013 hat Weltbild einen zweistelligen Euro-Millionenbetrag in die Logistik investiert und ein vollautomatisches Kommissionierlager in Lechhausen eröffnet. Wie hoch der Anteil des Onlinegeschäfts am Umsatz der Verlagsgruppe ist, teilt das Unternehmen nicht mit. Bei der Marke Weltbild selbst beträgt er 40 Prozent. Über den Ertrag ist allerdings nichts bekannt.

Der Insolvenzantrag betrifft ausschliesslich die Verlagsgruppe Weltbild GmbH in Augsburg. Nicht betroffen sind die Filialen sowie die Gesellschaften in Österreich und der Schweiz sowie bücher.de. Zum letzten Mal hat Weltbild Ende Juni 2012 Zahlen veröffentlicht, damals lag der Umsatz bei knapp 1,6 Milliarden Euro. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben 6.800 Mitarbeiter. Unmittelbar betroffen sind 2.200 Angestellte der Augsburger Konzernzentrale, die voraussichtlich bis Ende März 2014 Insolvenzgeld erhalten sollen. Die Auswirkungen auf die übrigen Mitarbeiter sind noch nicht absehbar. (ph/iw)



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