22.09.2013, 00:00 Uhr

Rote Zahlen bis Ende 2014 - Weltbild-Verlag kündigt weitere Verluste an

Eine Insolvenz droht Weltbild nach eigenen Angaben nicht. Allerdings räumte der Verlag vor wenigen Tagen Verluste ein - die jetzt konkretisiert wurden: Auch im kommenden Jahr soll es demnach rote Zahlen beim Buchhandelshaus geben, erst ab 2015 werden wieder schwarze Zahlen erwartet. Als Begründung nennt das Unternehmen den Umbau hin zu einem Digitalhaus.
Weltbild steckt in der Krise. Die Augsburger Verlagsgruppe, zu der Shops wie Jokers.de, Kidoh.de oder bücher.de gehören, macht Verluste und braucht dringend Kapital. Sogar von einer Insolvenz war die Rede, was die Geschäftsführung von Weltbild allerdings jüngst dementierte. Klar ist aber: Aktuell schreibt das Unternehmen rote Zahlen, und das wird auch bis mindestens Ende 2014 so bleiben, kündigte die Gruppe jetzt an: "Die aktuelle Umbausituation führt in diesem und im nächsten Jahr zu vorübergehenden, geplanten Verlusten". Eine Sprecherin betonte, erst "ab dem übernächsten Jahr werden wieder dauerhaft positive Ergebnisse erwartet."

Begründet wird die "vorübergehende Verlustsituation" mit der Neuausrichtung des Verlags. Künftig soll der Fokus stärker auf das Internetgeschäft ausgerichtet werden. Das Minus entsteht laut Weltbild durch "den gezielten Rückbau von Altgeschäften im Bereich der Filialen und des Kataloges auf den für das Online- und Digitalgeschäft künftig noch sinnvollen Kern." Parallel zum Ausbau des Internetgeschäfts sollen die stationären Filialen nur noch eine "ergänzende Funktion" einnehmen, was bedeutet, dass Geschäfte geschlossen oder Verkaufsflächen verkleinert werden - wie es bereits schon geschieht. Im Digitalgeschäft baut Weltbild künftig vor allem auf den E-Reader Tolino, der als Kooperationsprojekt von Thalia, Weltbild, Hugendubel, Club Bertelsmann sowie der Deutschen Telekom Amazons Vormachtstellung auf dem E-Book Markt angreifen will.

Die Gewerkschaft Verdi befürchtet nun einen Personalabbau, berichtet börsenblatt.net. Sie kritisiert vor allem, dass die Weltbild-Geschäftsführung keine konkreten Zahlen nannte. Timm Bossmann, Sprecher der Verdi-Betriebsgruppe, bemängelt, die Konsequenzen des Umbaus würden gezielt heruntergespielt, man versuche die Belegschaft einzulullen. "Weltbild muss den Umbau ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen", meint auch der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz.

Zum letzten Mal hat Weltbild Ende Juni 2012 Zahlen veröffentlicht. Hier lag der Umsatz bei knapp 1,6 Milliarden Euro. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben 6.800 Mitarbeiter, davon etwa 3.500 an ihrem Stammsitz Augsburg. Neben Weltbild ist aktuell auch ein anderer Verlagskonzern eifrig am Umbauen. Gruner + Jahr plant eine Transformation vom Medienhaus zum Haus der Inhalte - was genau dahintersteckt, erklärte Julia Jäkel auf der diesjährigen dmexco. (ph/iw)



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