08.02.2008, 00:00 Uhr

Das mobile Internet wird Wirklichkeit - jetzt wirklich

Im Jahr 2007 erwirtschafteten die europäischen Mobilfunkanbieter 82 Prozent ihrer Umsätze mit traditionellen Sprachdiensten und 18 Prozent mit SMS, E-Mail-Pushservices und mobilen Datendiensten. In den kommenden Jahren soll sich dieses Umsatzverhältnis deutlich zugunsten von mobilen Datendiensten verschieben. Das ist eines der - wenig überraschenden - Kernergebnisse einer Untersuchung der internationalen Strategie- und Technologieberatung Booz Allen Hamilton. Doch europäische Mobilfunk-Netzbetreiber müssen ihre Geschäftsmodelle kurzfristig und konsequent auf den Prüfstand stellen, um  nicht von Endgeräte-Herstellern, Inhalteanbietern oder Internet-Portalen abgehängt zu werden. Der Erfolg und das Umsatzbeteiligungsmodell des Iphones, die ambitionierte Android-Plattform von Google, das Multimediaportal OVI von Nokia und nicht zuletzt die geplante Übernahme von Yahoo durch Microsoft bedeuten für traditionelle Mobilfunkanbieter eine ernste Herausforderung für ihr Kerngeschäft.
Die technischen Voraussetzungen für das mobile Internet sind durchaus gegeben, wie die Studie weiter zeigt. Bereits 77 Prozent aller europäischen Handybesitzer verfügen schon heute über die geeignete technologische Infrastruktur, um von mobilen Internetdiensten zu profitieren. Tatsächlich aber machen nur ein knappes Drittel (31 Prozent) davon Gebrauch. Innerhalb dieser Gruppe steigt die Nutzungsdauer der mobilen Angebote allerdings rapide. Allein in der Startphase zwischen 2001 und 2006 haben Verbraucher ihre ?mobile? Zeit im Internet durchschnittlich um den Faktor Zehn gesteigert. Bis 2011 prognostiziert der Strategieberater einen weiteren Anstieg der durchschnittlichen mobilen Zeit im Internet um 220 Prozent. Anders als im Festnetz sind dabei die Rollen der Anbieter noch nicht fest verteilt. Somit könnten sich Netzbetreiber neben ihrem traditionellen Geschäftsfeld ? der Bereitstellung von Übertragungskapazitäten - neue Teile der Wertschöpfungskette als Wachstumsfelder erschliessen.
Die Renner im mobilen Internet sieht Booz, Allen, Hamilton in mobilen Ablegern von Social Communities, Newsdiensten und E-Commerce-Angeboten,  die die Umsätze mit Messaging-Angeboten wie SMS und Push-E-Mail mit grossem Tempo überholen werden. Daher sei es für Mobilfunkanbieter erfolgskritisch, möglichst attraktiven Content über Kooperationspartner und offene Schnittstellen in ihre mobilen Vermarktungsplattformen einzubinden. Sollte ihnen das nicht gelingen, droht die sogenannte ?Bit Pipe?. In diesem Szenario könnten die Mobilfunknetzbetreiber weltweit nur ca. 274 Milliarden Dollar erlösen. Ein innovations-orientiertes Modell würde den Netzbetreibern dagegen einen Umsatz von etwa 480 Milliarden Dollar ermöglichen.
In der mobilen Zukunft sind solche Angebote und Anbieter erfolgreich, die unverwechselbare Servicewelten aufbauen und Kunden so mobilen Mehrwert stiften, so das Studienfazit. Beim Aufbau solcher Servicewelten müssen Telekommunikationsanbieter sehr genau prüfen, welche Innovationen sie selbständig, welche in Joint Ventures und welche in funktionalen Partnerschaften realisieren. Für die verschiedenen Optionen zeigt die Booz Allen-Untersuchung klar definierte Charakteristika und Erfolgsfaktoren auf:
Inhouse-Entwicklung: Fokussieren auf wenige vielversprechende Projekte mit geprüftem grossem Marktpotenzial. Der Netzbetreiber bildet den gesamten Innovations- und Entwicklungsprozess intern ab und bindet Zulieferer nur für ausgewählte Komponenten ein.
Joint Venture: Partner entwickeln das Geschäftsmodell: Der Betreiber konzentriert sich auf Steuerungsfunktionen und stellt Kapital bereit. Joint Ventures müssen klar positioniert sein. Gewinn- und Verlustkontrolle sind essentiell.
Partnerschaften: Beide Seiten entwickeln zentrale Service Elemente für alle beteiligten Partner. Monitoring und Budgetierung erfolgen gemeinsam. Im Prozess müssen zu erreichende Kennzahlen und Exit Points definiert werden. (ph/iwb)



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