Minus 29 Prozent 22.04.2016, 07:01 Uhr

Ströer: Grösster Kurssturz seit Börsengang

Grosse Überraschung auf dem Börsenmarkt: Innerhalb von wenigen Minuten ist der Aktienkurs von Ströer um 29 Prozent eingebrochen. Grund dafür ist eine 60-seitige Studie der Investmentgesellschaft Muddy Waters.
(Quelle: shutterstock.com/AshDesign)
So schnell kann es gehen: Ströer - grösster Digitalvermarkter Deutschlands und Aussenwerbe-Pionier - ist seit 2010 an der Börse. Mit konstantem Erfolg. Nun ist der Aktienkurs innerhalb von wenigen Minuten um fast ein Drittel (29 Prozent) eingebrochen. Das ist der grösste Kurssturz seit dem Börsengang.
Grund dafür ist der US-Investor Carson Block zu sein. Block, der vor allem mit Angriffen auf chinesische Unternehmen zu zweifelhaftem Ruf gelangt war, äusserte in einer 60-seitigen Studie seiner Investmentgesellschaft Muddy Waters massive Zweifel an der Bilanzierung und der Unternehmensführung von Ströer. Die Reaktion darauf war gewaltig: Bis zum Nachmittag wechselten mehr als fünf Mal so viele Ströer-Papiere den Besitzer wie an einem Durchschnittstag.
Wie Muddy Waters schreibt, sei das Wachstum des Online-Geschäfts in den vergangenen zwei Jahren übertrieben dargestellt worden. Muddy Waters hält nach eigenen Angaben eine Leerverkaufs-Position an Ströer, damit wettet die US-Firma gegen einen Kursanstieg des Vermarkters und profitiert von dessen Verfall. "Aus unserer Sicht ist Ströer nicht das Unternehmen, für das es der Markt anscheinend hält", zitiert n-tv.de die Studie.

"Weit hergeholt, mindestens tendenziös und vollkommen haltlos"

Ströer äusserte sich bereits dazu und weist alle Vorwürfe von sich. "Der Bericht ist weit hergeholt, mindestens tendenziös und im Ergebnis vollkommen haltlos. Ströer stellt zudem fest, dass das Unternehmen niemals von Muddy Waters Capital kontaktiert worden ist."
Der Vermarkter will nun den Bericht im Hinblick auf falsche Angaben überprüfen und zeitnah inhaltlich Stellung beziehen. "Wir werden sicherstellen, dass die Rechte unserer Aktionäre geschützt sind." Die Geschäftsaussichten seien "ausgezeichnet", an den Prognosen habe sich seit der letzten Veröffentlichung nichts geändert.
Die rasche Stellungnahme half jedoch noch nicht viel: Das Unternehmen büsste 780 Millionen Euro Börsenwert ein, wird aber immer noch mit knapp 2,2 Milliarden Euro bewertet. Fast 55 Prozent der Ströer-Aktien liegen aktuell bei Firmengründer Dirk Ströer, Vorstandschef Udo Müller und der Deutschen Telekom.
Der US-Hedgefonds Muddy Waters hatte bereits im Dezember 2015 angekündigt, europäische Konzerne gezielt durch Leerverkäufe zu attackieren. Ströer prüft nun rechtliche Schritte.



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