Digitaler Binnenmarkt 16.07.2020, 08:00 Uhr

Stripe-Studie sieht 100-Milliarden-Euro-Chance für Europas Online-Wirtschaft

Eine aktuelle Studie der Payment-Plattform Stripe zeigt, dass uneinheitliche internationale Regulierung ein Haupthindernis für die Umsetzung des Digitalen Binnenmarkts in Europa darstellt.
Für die Studie befragte das Marktforschungsinstitut B2B International im Auftrag von Stripe 500 europäische Führungskräfte in international tätigen Online-Unternehmen.
(Quelle: Pixabay)
Payment-Plattform Stripe veröffentlichte am 15. Juli eine Studie die zeigt, dass uneinheitliche internationale Regulierung ein Haupthindernis für die Umsetzung des Digitalen Binnenmarkts in Europa darstellt. Online-Unternehmen müssen sich mit immer komplexeren regulatorischen Anforderungen auseinandersetzen. Für die Studie befragte das Marktforschungsinstitut B2B International im Auftrag von Stripe 500 europäische Führungskräfte in international tätigen Online-Unternehmen. Die Auswertung ergab, dass sich nur 33 Prozent der Unternehmen derzeit sicher sind, die gesetzlichen Normen überall einzuhalten. Nur knapp ein Viertel (24 Prozent) ist überzeugt, überhaupt in Gänze zu verstehen, welche Normen das eigene Unternehmen in allen Ländern wirklich betreffen. Europaweit sind knapp drei Viertel (72 Prozent) der befragten Führungskräfte der Meinung, dass das Unternehmenswachstum gebremst werde, weil die Einhaltung aller notwendigen internationalen Vorschriften übermässig komplex sei. 30 Prozent sprachen von einer "grossen Herausforderung", und 42 Prozent sind der Meinung, dass die Einhaltung der Vorschriften immer schwieriger werde. In Deutschland ist diese Zahl sogar noch grösser (82 Prozent). Das wirkt sich auch direkt auf die Ambitionen zu grenzüberschreitendem Handel aus: 41 Prozent der Online-Unternehmen in Europa, die sich derzeit international zurückziehen, tun dies, weil die Komplexität der Vorschriften zugenommen hätten, seit sie in bestimmte Regionen expandiert seien.

Verpasstes Potenzial durch uneinheitliche Regulierung

Unternehmen jeder Art und Grösse würden von einheitlicher Regulierung innerhalb der EU profitieren. Mehr grenzüberschreitende Unternehmensaktivität wiederum bietet die Chance auf beträchtliches zusätzliches Wirtschaftswachstum. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der befragten Führungskräfte geben an, dass ihr Unternehmen in mindestens zehn Ländern aktiv wäre, wenn die Vorschriften und Steuersysteme in der EU besser harmonisiert würden oder zumindest einfacher navigierbar wären. Diese Unternehmen sagen weiterhin, dass sich ihr Umsatz im Schnitt um 30 Prozent steigern liesse, wenn sie sich nicht mit übermässig komplexen nationalstaatlichen Vorschriften und deren Einhaltung auseinandersetzen müssten. Rechnet man diese Zahl auf alle B2C-E-Commerce-Unternehmen in der EU hoch, könnte die europäische Online-Wirtschaft allein in diesem Segment um mehr als 100 Milliarden Euro wachsen.

In Technologienutzung und Innovation liegt Deutschland weit zurück

Die Verfügbarkeit von internetbasierten Technologien und Tools hat in den letzten fünf Jahren zugenommen. Sie wurde als der wichtigste Faktor genannt, der das Leben der europäischen Führungskräfte erleichtert. Die befragten Führungskräfte sind insbesondere auf der Suche nach Tools, die bei der Einhaltung von Vorschriften unterstützen. Europaweit nutzen bereits 70 Prozent der Online-Unternehmen solche Technologien, deutsche Unternehmen hingegen liegen mit 46 Prozent weit unter dem Durchschnitt. Ein Grund dafür ist, dass die Landschaft der Online-Tools fragmentiert ist und die Technologie ebenso wie die Vorschriften als zu länderspezifisch angesehen wird, um wirklich effektiv zu sein. Auch Innovation ist ein Bereich, den deutsche Führungskräfte als Herausforderung betrachten. Gemeinsam mit Frankreich belegt Deutschland mit 42 Prozent in diesem Punkt den letzten Platz, während beim Spitzenreiter Schweden nur 16 Prozent Innovation als Herausforderung empfinden.

Echter digitaler Binnenmarkt kann europäische Technologieunternehmen stärken

"Um das volle Potenzial des digitalen Binnenmarkts freizusetzen, müssen die Themen Compliance und grenzüberschreitendes Steuermanagement für Online-Unternehmen erleichtert werden. Dies ist nicht nur eine Aufgabe für politische Entscheidungsträger, sondern auch Technologieunternehmen sind gefragt", kommentiert Marcos Raiser do Ó, Head of DACH & CEE bei Stripe, die Studie. Und Tom Wehmeier, Partner und Head of Insights bei Atomico, ergänzt: "Es wurde viel darüber nachgedacht, wie Europa mehr und grössere einheimische Technologie-Champions hervorbringen kann. Durch die Quantifizierung der alltäglichen Herausforderungen, denen europäische Technologieunternehmen heute gegenüberstehen, sendet dieser Bericht eine klare und praktisch umsetzbare Botschaft aus: Wir müssen mehr tun, um die versteckten Hindernisse im Alltag abzubauen, die innovative europäische Technologieunternehmen davon abhalten, grössere und schnellere Skaleneffekte in der gesamten EU zu erzielen. Die europäische Technologieinnovation blüht bereits von alleine auf, aber oft nicht wegen, sondern trotz der Bedingungen, unter denen sie in ganz Europa tätig sind. Dieser Report zeigt, dass die Chancen für europäische Unternehmen und Verbraucher riesig sind, wenn wir Fortschritte bei der Vereinfachung der Abläufe in einem echten digitalen Binnenmarkt erzielen können."

Christina Ebner
Autor(in) Christina Ebner


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