Digitaler Zeitungskiosk
09.06.2015, 16:30 Uhr

Paid Content: Blendle kommt nach Deutschland

Zum Start sind 37 namhafte Zeitungen und Zeitschriften dabei: Über den digitalen Kiosk Blendle können die Verlage einzelne Artikel an Internet-Nutzer verkaufen - sogar mit Geld-zurück-Garantie.
(Quelle: Blendle)
Vor gut einem Jahr ist Blendle in den Niederlanden mit seinem digitalen Zeitungskiosk gestartet, nun will das Start-up für Paid Content auch den deutschen Markt erobern. Und das aus gutem Grund: Laut einer Bitkom-Studie zur Paid-Content-Nutzung bezahlt bereits rund ein Drittel der Surfer für Inhalte im Netz. Im ersten Schritt können sich deutsche Nutzer nun unter Blendle.de für die Beta-Version registrieren. Der offizielle Starttermin steht noch nicht fest, soll aber wohl im Spätsommer 2015 liegen. Schon jetzt sind 37 Tageszeitzungen und Zeitschriften der digitalen Plattform beigetreten, darunter die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die "Süddeutsche Zeitung", "Die Welt", "Der Spiegel", "Die Zeit" und der "Stern".
Das Blendle-Konzept für Paid Content sieht so aus: Die Verlage stellen ihre Artikel auf der Plattform von Blendle ein. Die Internet-Nutzer können in den Artikeln blättern und einzelne Artikel, die sie interessieren, kaufen. Den Preis je Artikel legen die Verlage selbst und je nach Artikelart individuell fest. Blendle wickelt die Registrierung der Nutzer und die Bezahlung ab. Dafür kassiert das Start-up 30 Prozent der Einnahmen, der Rest wird an die Verlage weitergeleitet.

Zugang ohne Abo

"Die allerbesten Artikel werden in Printzeitschriften und -zeitungen veröffentlicht, aber viele Leute haben kein Abonnement. deshalb verpassen sie diese tollen Storys. Mit Blendle haben sie Zugang zu allen Zeitungen und Zeitschriften, ohne ein Abo oder eine ganze Ausgabe kaufen zu müssen. Sie bezahlen nur für Artikel, die ihnen gefallen", so Marten Blankesteijn, Gründer und CEO von Blendle. Wenn einem Leser ein Artikel nicht gefällt, kann er sein Geld zurückverlangen. Nach den Erfahrungen in den Niederlanden tun die Leser dies in rund fünf Prozent der Fälle. Zudem können die Nutzer sehen, welche Artikel häufig gelesen werden und welche ihre Freunde oder auch Meinungsführer geteilt haben.
In den Niederlanden verzeichnet der digitale Kiosk mittlerweile rund 300.000 Nutzer, die meisten sind unter 35 Jahre alt. "Viele Leute sind wirklich bereit, für guten Journalismus zu bezahlen - es ist derzeit nur zu viel Aufwand. Die meisten Paywalls sind schrecklich", meint Blankensteijn. Im vergangenen Jahr haben sich der Axel Springer Verlag und die New York Times  - beide haben bereits eine Paywall für ihre Inhalte im Internet - an Blendle beteiligt.
Auch das Münchner Start-up Laterpay bietet eine Lösung für Paid Content an. Allerdings entsteht der Markt gerade erst, meint Laterpay-Geschäftsführer Cosmin Ene in einem Interview. Die Verlage müssten mehr Experimentierfreude zeigen.



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