Laut interner Mitteilung 06.03.2023, 07:50 Uhr

Otto Group plant Schliessung von myToys und Mirapodo

Otto will die schlechte wirtschaftliche Situation seiner Töchtergesellschaften nicht länger hinnehmen und die Online-Shops von myToys und Mirapodo noch im laufenden Geschäftsjahr schliessen. Das geht aus einer internen Mitteilung an die betroffenen Mitarbeiter hervor.
(Quelle: myToys.de GmbH)
Der Spielwarenversand myToys steht vor dem Aus: Ein internes Papier an die Mitarbeiter, das INTERNET WORLD in Auszügen vorliegt, informiert über die Einstellung der Otto-Tochter und ihrem Schwestershop Mirapodo noch im laufenden Geschäftsjahr bis spätestens Februar 2024.
Betroffen sind rund 800 Mitarbeiter sowohl in der Konzernfiliale in Berlin als auch in den 19 Stationär-Filialen. Für sie soll der Betriebsrat von myToys einen Sozialplan und einen Interessensausgleich aushandeln, um die Folgen der Entscheidung für die Mitarbeitenden abzumildern.

Keine wirtschaftlich solide Basis, keine Perspektive

Der Grund für die Schliessung liegt in der schlechten wirtschaftlichen Bilanz von myToys: Offenbar ist der 1999 gegründete Shop nachhaltig defizitär, zudem hat die Otto Group anscheinend das Vertrauen in die Zukunft von myToys als eigenständigem Pureplayer verloren: "Der erforderliche und eingeleitete Turnaround ist nicht nur mit hohen Investments verbunden, sondern auch risikobehaftet in Bezug auf den steigenden Margen-, Kosten- und Marktdruck", heisst es in der internen Mitteilung.
Die geplanten Umsätze und Ergebnisse in der Budgetierung der nächsten Jahre seien vor diesem Hintergrund nicht mehr seriös haltbar. Deshalb zieht Otto nun die Reissleine. Zudem sei das "hart umkämpfte und zugleich niedrig-margige Segment Spielwaren leichter innerhalb des Marktplatzes von Otto profitabel zu bewirtschaften", als es einem Pure Player wie Mytoys möglich wäre.
Sebastian Klauke, Konzern-Vorstand E-Commerce, Technologie, Business Intelligence und Corporate Ventures der Otto Group, sagte gegenüber INTERNET WORLD: "Natürlich ist uns diese Entscheidung äusserst schwergefallen, gerade auch hinsichtlich der engagierten und professionellen Arbeit aller Mitarbeitenden von myToys. Mit Blick auf das über Jahre defizitäre Geschäftsmodell blieb uns jedoch auch nach intensiver Prüfung keine andere Alternative. Gleichzeitig glauben wir an die Marke myToys und wollen dem Segment Spielwaren eine neue, attraktive Bühne auf otto.de bieten."

Integration von myToys in otto.de

Zur Marke myToys gehören auch die Eigenmarken "myToys" und "myToys Collection". Diese Marken will Otto auch nach der Schliessung von mytoys.de weiternutzen und in den Shop Otto.de integrieren. Die Details für die Nutzung sind allerdings noch offen.
Auch die Zukunft für den myToys-Marktplatz ist ungewiss: Die Plattform soll bis zur endgültigen Beendigung des Geschäftsbetriebes grundsätzlich weiterbetrieben werden; gleichzeitig würde bestehenden Partnern der Marktplatz von otto.de empfohlen werden.
Die Marke Mirapodo wird dagegen aller Wahrscheinlichkeit nach der Schliessung vom Markt verschwinden. Die Stammkunden beider Marken sollen nach Möglichkeit für otto.de angeworben werden.
Der Shopping-Club und Online-Marktplatz limango ist von dem Kahlschlag unter den Otto-Töchtern nicht betroffen. Das Unternehmen arbeitet profitabel und weitgehend unabhängig, zudem konnte die Plattform in den letzten Jahren solide zweistellige Wachstumsraten realisieren; sie wird deshalb wie gehabt operativ weitergeführt.

Jahrelanger Sinkflug für mytoys.de

myToys gehört zwar zu den bekanntesten E-Commerce-Marken Deutschlands - mehr als 94 Prozent der deutschen Online-Käufer kennen den Shop -, hatte aber seit seiner Gründung mit dem extrem kompetitiven Umfeld im Spielwarenhandel zu kämpfen. Nachhaltige Rentabilität konnte der Shop dem internen Papier zufolge nur in den Coronajahren erreichen.
Mehrfach wurde deshalb die Strategie umgestellt: So wurde myToys 2016 mit den Schwestershops Mirapodo, Yomonda und dem damals noch existierenden Damenmoden-Shop ambellis zu einer gemeinsamen Shopping-Plattform verschmolzen, dann wurde der mytoys.de 2019 zum Marktplatz geöffnet und die Shop-Verknüpfung verschwand wieder, während ambellis eingestellt wurde.
Trotzdem legte die Plattform Jahr für Jahr und auch 2021 wieder schlechte Zahlen vor: Der Umsatz der gesamten myToys-Gruppe konnte trotz Corona-Bonus nur um 1,2 Prozent auf 905 Millionen Euro wachsen. Dabei sorgte offenbar limango als einziger Vertreter der Gruppe mit einem Umsatzwachstum um gut 13 Prozent auf etwa 400 Millionen Euro für etwas Sonnenschein - umso düsterer dürfte die Bilanz bei myToys ausgesehen haben, die sich auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 nicht wesentlich verbessert hatte.
2022 wurde dann der Home & Living-Shop Yomonda eingestellt. Dennoch stemmte sich myToys mit Live-Shopping-Angeboten, verstärkter Social Media-Beratung sowie einem neuen Design und Logo und mit einer Weihnachtskampagne der Hamburger Agentur Freunde des Hauses gegen den Niedergang - offenbar vergeblich.



Das könnte Sie auch interessieren