Essenslieferdienste 18.01.2021, 14:04 Uhr

Metro startet digitales Angebot "Dish Order"

Die Metro fordert den Essenslieferdienst Lieferando heraus. Mit "Dish Order" startet der Grosshändler, bei dem viele Gastronomen bislang vor allem ihren Restaurantbedarf einkaufen, ein eigenes Lieferangebot. Für die Reichweite soll Google sorgen.
Metro unterstützt seine Wirte bei der Digitalisierung.
(Quelle: Metro)
Deutschlands Gastronomen sind seit fast drei Monaten im Shutdown - und ein Ende ist nicht absehbar. Bislang war ein Zettel im Fenster, das auf Abholmöglichkeiten hinweist, oder der Essenslieferdienst Lieferando fast die einzige Möglichkeit, trotz geschlossener Restaurants noch Essen zu verkaufen. Jetzt erhalten die Wirte eine neue Option.
Mit "Dish Order" hat die Tech-Unit des Grosshändlers Metro, Hospitality Digital, eine digitale Lösung entwickelt, die Gastronomen in ihre eigene Website integrieren können. Darüber können Kunden Essen zur Abholung ordern. Darüber hinaus können die Wirte auch eigene Lieferung anbieten. Der Vorteil gegenüber Platzhirsch LIeferando: Statt einer Provision pro Bestellung von 13 Prozent zahlen die Restaurants nur eine monatliche Pauschale von 49 Euro. Hinzu kommt eine einmalige Setup-Gebühr von 299 Euro. Für Traffic auf die eigenen Seiten soll Google sorgen: Die Bestelloption wird in der Google-Suche und auf Google Maps angezeigt. 

Tests in Frankreich

Die Lösung wird seit Juni in Frankreich getestet - offenbar mit gutem Erfolg. Von den 350 Restaurants sind 92 Prozent Unternehmensangaben zufolge "sehr zufrieden" mit der Nutzung. Ein Restaurant generierte über das Tools in drei Monaten 290 Bestellungen. Der durchschnittliche Warenkorb lag pro Kunde bei 31 Euro. Zum Vergleich: Lieferando vermittelt seinen Partnerrestaurants im Schnitt 100.000 Euro pro Jahr. Auf der Plattform sind 20.000 Restaurants gelistet. Zehn Millionen Bestellungen werden monatlich weitergegeben.
Die Metro lässt sich von dieser Grösse nicht verunsichern. Neben Deutschland wird "Dish Order" auch in Italien, Spanien und Polen eingeführt. Dass die Wirte händeringend Alternativen zu Lieferando suchen, zeigen Initiativen anderer Unternehmen.
So stampfte die Hamburger Burgerbraterei Peter Pane im ersten Shutdown unter dem Namen "Peter bringt's" in Rekordgeschwindigkeit einen Online Shop aus dem Boden und liess die eigenen Servicekräfte per Fahrrad im Umkreis der Restaurants ausliefern. Das Prinzip funktionierte gut. 70 Prozent der stationären Umsätze liessen sich so abfedern.

Ein teures Unterfangen

Neben der Metro wildert auch der finnische Essenslieferdienst Wolt in den Gefilden von Lieferando - und hat dafür insgesamt 267 Millionen Euro Risikokapital im Rücken. Neben Berlin liefert das Start-up aus Helsinki seit vergangener Woche auch in München und Frankfurt. Bisher hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 600 Restaurants auf der Plattform und beschäftigt mehr als 1.000 Fahrer. Investoren wie Delivery-Hero-Mitgründer Lukasz Gadowski stützen die Idee mit insgesamt 267 Millionen Euro.
Doch die Essenslieferung mit eigenen Fahrern ist ein teures Unterfangen, das Konkurrent Lieferando mehr aus Zwang als aus Überzeugung auch anbietet. Restaurants, die auf die Lieferando-Fahrer zugreifen wollen, müssen 30 Prozent Provision bezahlen und laufen Gefahr, dass ihr Restaurant von der Plattform genommen wird, wenn in einer Region die Nachfrage zu hoch ist. Nur zehn Prozent der Restaurants auf der Plattform lassen durch Lieferando zustellen, der Rest schickt eigene Fahrer los. Wolt will die Kosten refinanzieren, indem man sich perspektivisch als "App für Alles" positioniert und nicht nur Essen, sondern auch Lebensmittel und Alltagsprodukte ausliefert.



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